Winterzeit ist Kuschelzeit?
Wie ich meine Winterzeit in Tschechien verbracht habe und welche Gedanken mich zur Zeit viel zu sehr beschäftigen.
Ahoj meine Lieben,
Bei mir ist die Winterzeit dieses Jahr mehr eine Nachdenkzeit, als eine Kuschelzeit (obwohl ich sagen muss, die erste Januarwoche hat mir ausgesprochen gut gefallen, dazu später mehr). Ich habe im Moment viel zu viel Zeit, um die Gedanken in meinem Kopf mit einer Tasse Tee immer und immer wieder durchzugehen. Gedanken wie die Zukunft bzw. die Angst vor der Zukunft, mein EVS oder das Leben im Allgemeinen. Leider schaffen Gedanken meistens nur Probleme. Daher wurde auch mein Plan mich im Januar und Februar um meine Studienwahl zu kümmern, immer wieder wegen banaler Dinge nach hinten verschoben, ich habe teilweise freiwillig abgespült oder geputzt. Aber die Gedanken bleiben trotzdem. Meist sind es Fragen ohne Antworten oder Fragen auf die man keine Antwort geben möchte. Fragen wie, was mach ich eigentlich hier? Ist es sinnvoll, dass ich hier bin? Warum habe ich mir ausgerechnet Tschechien ausgesucht und nicht ein Land, in dem ich mich mit den Leuten und vor allem den Kindern unterhalten kann? Was werde ich nach meinem EVS machen? Was will ich studieren? Wo will ich studieren? Schaffe ich das alles?
Gedanken und Fragen, die nur immer mehr Fragen aufwerfen und auf die ich meist keine einfachen und klaren Antworten habe. Es ist außerdem immer einfacher sich nur mit den Fragen zu beschäftige, anstatt mit den Antworten und Lösungen. Ich versinke viel lieber in meinem eigenen Mitleid, anstatt mich hinzusetzen und mich über das Studium zu informieren oder mal wieder einige tschechische Vokabeln durch zu lesen. Meine Stimmung passt daher an vielen Tagen viel zu gut zu dem grauen, nasskalten Wetter das hier in Náchod in letzter Zeit immer herrscht.Dazu kommt, dass auch im Kindergarten nicht alles so läuft wie ich mir das vorstelle. Es ist für mich schwer, eine Respektsperson für die Kinder zu sein, ohne eine geraden tschechischen Satz sprechen zu können. Einfache Befehle wie, setz dich hin, iss, wasch deine Hände, komm zu mir oder warte kann ich, aber davon lassen sich kleine Kinder meist nur wenig beeindrucken. Auch fällt es mir schwer Spiele oder Bastelarbeiten zu erklären, man kann viel zeigen und vormachen, noch mehr Spaß macht es jedoch wenn man auch mit den Kindern reden kann. Also im Moment läuft nicht alles ganz so rund, aber ich fühle mich hier trotzdem pudelwohl und mag ansonsten auch meine Arbeit mit den Kindern.
Natürlich habe ich nicht immer nur nachgedacht und mich selber bemitleidet, ich wäre nicht ich, wenn ich nicht doch ein paar Ausflüge gemacht hätte. Zum Beispiel gleich am Anfang dieses Jahres, als ich mit meinem Freund Robin eine kleine und wundervolle Reise nach Prag gemacht habe. Ja, ich war schon in Prag, mehr als einmal sogar und ja, ich habe auch schon von meiner Liebe zu Prag erzählt. Aber Prag ist nun einmal immer eine Reise wert. Vor allem wenn man die beste Begleitung dabei hat, denn dann sind auch Regentage im Bett wunderbar. Wir haben aber unsere Zeit nicht nur im Bett verbracht, sondern auch in der Sauna, bei wunderbaren Temperaturen von 35 - 95°C und auch in netten Restaurants, Bars und Cafes (Einmal sogar vegan und das in Tschechien mit meinem Freund. Nie gedacht, dass so etwas mal passieren wird). Es waren auf jedenfall 4 sehr schöne Tage mit reichlich Abwechslung, die ich genießen konnte.
Es war aber nicht nur entspannt, sondern auch sportlich. Denn mit 3 Freiwillige, Kathi (die kennt ihr ja jetzt schon), Theresa (meine Kollegin) und Mirka war ich 2 Wochen später für einen Tag Ski fahren. In einem wirklich sehr, sehr kleinen Skigebiet, mit ca. 4km Skipiste und auch ziemlich schlechten Wetter. Spaß hatten wir trotzdem und der nächste Skiausflug steht auch schon dieses Wochenende an.
Auch war ich hier öfter wandern, alleine und in Gesellschaft, dafür ist Tschechien das perfekte Land, es ist alles gut ausgeschildert und auch sonst meist ziemlich gut in Stand gehalten. Die erste „Wanderung“ (es ist hier für mich mehr ein langer Spaziergang, weil man keinen Gipfel und auch kein Gebirge hat) ging nach Polen, um genau zu sein nach Kudowa-Zdrój. Es sollte eigentlich nur eine kleine Wanderung werden, aber am Ende waren es dann doch 19km in 5h. Die zweite Wanderung war mit meiner Freundin Hannah, die mich zu diesem Zeitpunkt besucht hatte um sich Náchod und Umgebung ein klein wenig genauer anzuschauen. Es ging mit dem Zug nach Teplice nad metuji, der Startpunkt eines kleinen Ausflugs in das Sandsteingebierge (wieder einmal ist Gebirge ein wirklich gewagter Ausdruck), hier gibt es wunderschöne Natur mit seltsam verformten Steinen dazwischen. Sehr interessant, sollte sich mal jemand nach Náchod verirren, ist das ein gutes Ausflugsziel. Und die dritte kleine Wanderung war in Malá Skála, von einer kleinen Aussichtsplattform ging es etwa 6km quer durch den Matsch und Dreck (ofizielle Bezeichung: Wald, aber es war doch mehr ein Matschloch als alles andere). Da man so was in Tschechien aber eigentlich immer hat, war es ganz entspannt.
Ebenfalls ein sportliches Event war es, als die Freiwilligen aus Náchod alle zusammen zum Eishockey schauen nach Hradec Králové gefahren sind. Es war ein richtig spannendes Derby gegen Pardubice. Am Ende hat leider Hradec Králové verloren, trotzdem war es ziemlich lustig und ohne fachliches Wissen von Eishockey sowieso.
Außerdem hatte ich im Februar auch noch Geburtstag, es war eigentlich ein Tag wie jeder andere auch. Trotzdem haben viele Leute an mich gedacht, in Form von Nachrichten, Anrufen, Päckchen und Pakete (die mal wieder nur teilweise angekommen sind) und auch Briefe haben mich erreicht. Auch meine Mitbewohner haben mit zwei riesigen 20er Luftballons und einer Küchenwaage (da ich so viel backe) mir eine große Freude gemacht. So wie meine Kinder auf meiner Arbeit, die mit einem tschechischen Ständchen und selbstgemalten Bilder auf meinen Geburtstag reagierten. Also im Ganzen gesehen, doch was Besonderes und einfach auch mal eine andere Art seine neues Jahr zu feiern.
Und letztes Wochenende gab es dann noch eine Party von Freiwilligen aus meinem ersten Seminar. Sie wohnen in Železný Brod, etwa 2 Stunden von mir. Mit ganz viel Essen und einen Besuch im Schwimmbad ließ sich das Wochenende dort gut verbringen, außerdem war es eine gute Möglichkeit einige Gesichter mal wieder zu sehen und ein wenig zu quatschen.
Die Winterzeit ist bisher eine wirklich entspannte und schöne Zeit, die anders als befürchtet ziemlich schnell vorbei ging. Und seid gespannt die nächsten beiden Monate sind schon mehr als gefüllt mit Ausflügen, von denen ich euch berichten werde.
Liebe Grüße aus dem kalten Náchod
Eure Katrin :)
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