Willkommen, Herr Herbst!
Auch in Edinburgh verschwindet die Wärme des Sommers langsam und der Herbst kehrt ein. Nur gut, dass das Gemüt der Schotten so sonnig ist - da kann die kalte Jahreszeit gern kommen!
Nun, man darf es noch nicht ganz offiziell verkünden, da ja viele noch weiterhin am Sommer festklammern und auch kalendarisch erst ab dem 21. Oktober der Herbst eingeleitet wird, doch kann man es doch eigentlich nicht mehr verleugnen. Er ist schon da.
Zumindest hier in Edinburgh.
Als ich Anfang September hier ankam, konnte ich noch gar nicht nachvollziehen warum Schottland immer so verurteilt wird. Die Luft war rein und klar, sanft und, ganz im Gegensatz zur Berliner Luft, auch noch trocken. Die Stadt versprühte einen einzigartigen Charme. Mit ihrem thronenden Schloss, den vielen mittelalterlichen und viktorianischen Gebäuden, viel Vogelgezwitscher, aufmerksamen und hilfsbereiten Einwohnern und vor allem der Wärme der Sonne.
Lichter die die Stadt bei Nacht beleuchten, Paare, die die Idylle perfektionieren und Sauberkeit, die das britische Image unterstreicht.
Mittlerweile habe aber auch ich die eine oder andere Zigarette am Straßenrand entdeckt, die Paare sind in die Wohnungen verschwunden und manch Straßenlaterne leuchtet zu nächtens penetrant in mein Schlafzimmer.
Es mag sein, dass nur meine Anfangseuphorie verflogen ist. Oder aber das Wetter ist tatsächlich grau und kalt geworden. Und durch das Wetter erscheint auch der Rest der eh schon nicht sonderlich farbenprächtigen Gebäude noch farbloser und trister. Die Menschen laufen nun nicht mehr in leichter Sommermode herum, man sieht schon die ersten Schals und sogar Handschuhe.
Das schlimmste aber: Die Tage werden kürzer. Es herrscht schon bald die Dunkelheit, jeder Sonnenstrahl wird kostbar sein.
Doch hindert all dies nichts daran, dass das sonnige Gemüt der Schotten weiterhin erstrahlt.
Gutgelaunt und tolerant (gegenüber Zuspätkommern) am Morgen.
Tanzend, singend, lachend an Bürovormittagen.
Ausdauernd und effizient an langen Arbeitsnachmittagen.
Humorvoll und weltoffen am Abend.
Und immer ein interessiertes Ohr für alle Art von Problemen für alle Art von Personen.
Man darf sich also heimisch fühlen, denn wahre Wärme kommt ja bekanntlich auch aus dem Herzen.
Hoffen wir, dass diese Wärme anhält, denn es wird ein langer Winter...
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