Wie? Schon zwei Wochen vorbei?
Die Zeit verfliegt, die Kälte leider und meine Motivation Neues zu entdecken zum Glück nicht
In der letzten Zeit ist dann doch wieder so viel passiert. Ich merke richtig, wie jeden Tag immer wieder irgendwelche neuen Eindrücke auf mich einströmen... Mal ein paar Impressionen aus meinem Leben in Ungarn:
- Ich habe bis jetzt noch nicht herausfinden können warum, wieso, weshalb, aber... auf sehr vielen Toiletten gibt es hier kein Toilettenpapier. Vielleicht gibt es auch einen einfachen ungarischen Trick, wie man die Sache mit dem Papier umgehen kann, vielleicht erwische ich auch einfach immer das falsche stille Örtchen...
- Einkaufen ist sehr viel entspannter als in Deutschland. Die Kassierer und auch die Kunden haben eine Engelsgedult. Einerseits ist es ganz schön zu wissen, dass man sich mit dem Bezahlen Zeit lassen kann – ich bekomme das momentan auch noch gar nicht schnell auf die Reihe. Falls noch nicht bekannt: Ungarn ist zwar Teil der EU, hat sich seine eigene Währung aber beibehalten, sodass hier alle mit Forint zahlen. Der Wechselkurs von 1:300 war für mich erst einmal sehr gewöhnungsbedürftig. Gefühlt laufe ich hier – zumindest mit Hinblick auf die Zahlen auf meinen Scheinen – als Millionärin durch die Straßen. Wirklich ernst nehmen kann ich die Währung noch nicht; die Parallelen zum Monopoly-Geld aus Kindertagen sind einfach zu groß...
Auf jeden Fall brauche ich an der Kasse immer erst einmal ein bisschen Zeit um mich in dem Wust von 500er-Scheinen und 20er-Münzen zurecht zu finden.
Apropos Einkaufen: etwas, was mir noch sehr ins Auge gesprungen ist – und vermutlich jedem Deutschen wird – ist die Tatsache, dass alle Backwarenartikel nicht schön hygienisch durch einen Plastikkäfig von den potentiellen Käufern getrennt wird, sondern freiatmend an der frischen Luft liegt. Da will ich mir manchmal gar nicht ausmalen, zum wie vielten Mal da etwas angedatscht wird...
- Ich dachte, dass ich vom kalten Deutschland kommend, nun im Süden wohnen würde. Natürlich kommt aber alles ganz anders als gedacht. Die letzte Woche hatten wir hier sehr langanhaltenden Schnee- und Regenfall. Von wegen Süden... Meine Winterschuhe habe ich natürlich auch ganz schlauer Weise in Deutschland gelassen – es lebe die Intelligenz!
- An sich hält sich meine in der Uni verbrachte Zeit noch in Grenzen. Vielmehr nimmt das von A nach B Kommen den Großteil meines Lebens gerade ein. Budapest ist dann doch größer, als man vielleicht glauben mag... Ich bin noch nie in meinem Leben so viel Bus gefahren wie jetzt. Mit jeder weiteren Busfahrt, vermisse ich mein Fahrrad mehr und mehr. Ich bin sogar schon auf die Idee gekommen, Budapest mal auf zwei Rädern unsicher zu machen. Die nicht wirklich vorhandenen Fahrradstreifen und die sehr rabiate Fahrweise der meisten Ungarn, spricht dann aber doch eher dagegen.
- Erasmus life = Party life? Ein Grundsatz, der für viele hier ein Lebensmotto ist. Ein Semester Party pur. Sorgen vergessen, Uni auf Sparflamme und das Leben genießen, solange man kann. Für mich gilt Ersteres und Letzteres. Uni habe ich aber trotzdem und gehe auch gerne hin. Die Vorlesungen machen Spaß – wenn die Dozenten dann mal kommen; was Pünktlichkeit angeht fühle ich mich teilweise eher an französische oder italienische Verhältnisse erinnert – und ich kann meinen persönlichen Horizont so erweitern, wie ich es mir vorgestellt habe. Neben „normalen“ Vorlesungen, besuche ich auch Klavierstunden – ein Traum wird wahr. Wer weiß, vielleicht kehre ich dann doch als der neue Lang Lang zurück... -, lerne Ungarisch – in der Hoffnung, dass ich dann irgendwann doch ein bisschen was sagen kann. Sich in einem Land wieder zu finden, in dem man kein einziges Wort versteht, frustriert dann doch etwas. Man fühlt sich etwas verloren. Klar, viele Ungarn können Englisch oder sogar Deutsch, aber eben nicht alle -, spreche in einer Vorlesung über meine Kindheit, teste, ob Psychologie etwas für mich ist, habe die Chance Französisch zu sprechen... Was will ich eigentlich mehr?
- Punkt kulturelle Ignoranz. Meiner Meinung nach, sollte man, wenn man sich in einem Land befindet, dessen Sprache man nicht spricht, zumindest zeigen, dass man ein klitzekleines bisschen an der Kultur und dementsprechend auch der Sprache interessiert ist. Was ich hier erlebe entspricht primär aber eher weniger meinem Verständnis... Mit den Worten „Ungarisch ist sooo schwer; das kann ich eh nicht richtig lernen“, wird das einmalige Angebot eines Sprachkurses von den meisten abgetan. Ich habe mich Mittwoch trotzdem – nach einigen Momenten der totalen Orientierungslosigkeit... - in den Sprachkurs getraut...
- ...und verstehe jetzt zumindest die Zahlen, die mein Kickbox-Trainer schreit. Sport baut Brücken; das ist ein wunderbares Gefühl. Momentan gilt für mich eher der Grundsatz: Doing by watching. Die ganzen Übungen kopiere ich einfach immer von den anderen. Aber es besteht Hoffnung: vielleicht komme ich ja doch fließend Ungarisch sprechend nach Deutschland zurück...?
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