Wie, ich bin schon wieder sechs Wochen zurück? Teil 2B
Die Indianer greifen an, wir überleben einen Pfannkuchenmarathon und ich feiere einen ganz besonderen Geburtstag am Lagerfeuer.
Tag 4 und 5
In der nächsten Nacht war es dann schließlich soweit. Während wir noch beim Lagerfeuer saßen und die meisten Kinder in ihren Zelten schliefen, hörten wir plötzlich einen Hund im nahegelegenen 5-Häuser-Dörfchen anschlagen. Kurz danach raschelte es hinter uns im Feld, die Indianer waren da, jetzt lag es an unseren Wachen, die tatsächlich auch noch eine Flagge erfolgreich verteidigen konnten, für drei weitere kam leider jede Hilfe zu spät.
Am nächsten Morgen hieß es nach der Feststellung welche Flaggen fehlten auszukundschaften, ob wir uns eine Rache erlauben konnten und weitere Strategien zu Besprechen. Es war in diesen frühen Stunden so kalt, dass man seinen Atem sehen konnte und ich ganz steif gefroren in der Küche stand, die kalten Hände um die eine Tasse heißen Kakao geschlungen, was sich im Laufe des Tages auch nicht wirklich ändern sollte.Am Nachmittag wurde das Kundschafter Team dann schließlich ausgesandt, während die anderen fleißig ,,indiánský football" trainierten, eine Art Brennball, da wir am nächsten Tag mit dem Indianern um unsere Flaggen spielen mussten.
Kurz vor dem Abendessen kamen unsere Spione schließlich zurück, es wurde am Lagerfeuer diskutiert, aber keine wirkliche Lösung gefunden. Das andere Camp lag in einer sehr viel günstigeren Verteidigungslage als unseres. Bei uns gab es zwar auch viel Wald, aber wir hatten eben Stellung auf einer Lichtung bezogen. Auf einem der Feldwege konnte man sich sehr gut anschleichen und sich im hohen Gras verstecken. Hatte man es einmal hinter die ersten Zelte geschafft, war es ein Leichtes an die Flaggen zu kommen. Bei den Indianern war die einzige offene Seite von der man ungehört an die Flaggen gelangen konnte ohne sich durch knackende Äste im Wald zu verraten, eine offene Graasfläche auf der man sich aber wie auf einem Präsentierteller befand, sollte man den Versuch wagen. Also mussten unsere tapferen Kelten wohl oder übel um ihre Flaggen auf die ehrliche Art und Weise kämpfen.
Dafür gab es einen richtig leckeren Snack von der Küchencrew zum Kräftetanken am Nachmittag, eine Art Früchtetiramisu aus mit Quark, Jogurt,Pfirsichen und mit einer dicken Kakaoschicht oben drauf, genannt ,,Hopsašludla“, was seine Wirkung auch nicht verfehlte, da unsere tapferen Krieger unter Jubel ihre Flaggen am nächsten Tag bei unseren Erzfeinden zurückerobern konnten. Da hat es sich auch gelohnt, dass ich mir beim Umrühren die komplette Jacke vollgesaut habe.
Tag 6
Am letzten ganzen Tag ging es dann schließlich darum ein sagenumwogenes Keltenschwert zu finden, wofür sich unsere Krieger in einer Keltenolympiade bei verschiedenen Spielen beweisen mussten um an die Karte zu kommen, die ihnen die letzten Hinweise geben würden. Schließlich machten wir uns auf den Weg zum Versteck, ich war schon die ganze Zeit mit den Gedanken beim morgigen Tag, da ich 20 Jahre alt werden würde und das schon dezent gruselig fand. Die kids rannten um uns herum und zur allgemeinen guten Laune trug bei, dass sie einen Kirschbaum endeckten.
Irgendwann kamen wir dann am richtigen Ort an und nach einigem Graben konnte das Schwert in einer alten Ruine geborgen werden. Es war wieder wärmer geworden, so dass wir schließlich am Hügel unsere eigene Wasserrutsche bauen konnten, mit Planen und einem Gartenschlauch, worauf sich die Jungs und Mädels drauf klatschen und vorzugsweise auf dem Bauch unter lautem Gekreische runterrauschen konnten.
Beim Abendessen wurden wir als Küchencrew nochmal auf die Probe gestellt, da es Pfannkuchen geben sollte und wir nur zu zweit nur 3 Stunden Zeit hatten in denen wir schlussendlich aus zwei Riesentöpfen voller Teig um die 150Pfannkuchen rausgeholt haben. Neben uns hatten sich Honza, Jarda aund Kati eine Schmiertafel aufgebaut und befüllten die heiße Waare auf Wunsch der Kinder mit Marmelade oder Nutella. Mit Abwaschen hat die Aktion am Ende fast 5 Stunden gedauert, war aber sehr erfolgreich abgeschlossen worden, was wir mit kaltem Pilsener Urquell und den Pfannkuchen, die den Ansturm der Kinder überlebt hatten feierten.
Danach versammelten wir uns für die Schwertzeremonie am Lagerfeuer für die Herr Albrecht, der Hausmeister der Organisation, ein älterer Mann mit einem sehr schrägen Humor der mich jeden Morgen mit einem föhlichen ,,Amazing“ (so ziemlich dem einzigem englischen Wort dass er beherschte, einem Insider zwischen uns) und strahlenden Augen begrüßte und den ich über die letzten Monate echt ins Herz geschlossen hatte, eine Art Scheiterhaufenkonstruktion und eine Schwedenfackel gebaut hatte.
Die Dämmerung war schon angebrochen, als plötzlich Fackeln im Dickicht aufflammten und von einigen Botschaftern zum Steinkreis getragen wurden um das Lagerfeuer zu entzünden.Tomáš; hob im Schein des Lagerfeuers das geborgene Schwert in die Höhe und rief die Götter der Kelten dazu an uns zu leiten. Anscheinend waren sie heute willig denn daraufhin kriegten alle Teilnehmer des Camps, sowohl Kinder als auch Betreuer ein Lederband mit einem kleinen metallenen Weltenbaum als Anhänger als Belohnung überreicht.Als letzte Amtshandlung half Tomáš; mit zwei weiteren Druiden seinen Kelten den nächsten König zu finden. Dazu versammelten sich die Kinder die Schwedenfackel, während jeweils ein Kind das Schwert gegen Himmel hielt, warteten die anderen auf ein Signal der Götter, dass eine Sternenschnuppe sein sollte.Schließlich kam das sIgnal und der neue Keltenkönig konnte seinen rechtmäßigen Platz einnehmen.
Danach wurden verschiedene Betreuer für ihren Einsatz gewürdigt, zum Beispiel Jarda, der sich als Sanitäter um alle kleineren und größeren Wehwehchen diese Woche gekümmert hatte und Petra, die einen riesigen Kochlöffel überreicht bekam.
Irgendwie war das eine ganz besondere Atmosphäre, das riesige Lagerfeuer knisterte, die Flammen leckten über das Holz, ein paar Kinder hatten ihre Gitarre zum Lagerfeuer gebracht und sangen typische tschechische Lagerfeuerlieder und über uns lud mich ein klarer Sternenhimmel, nur vereinzelt mit ein paar Wolkentupfern dazwischen zum Träumen ein, so lange bis mir plötzlich Kati einen Arm um die Schultern legte und mir zu flüsterte, dass sie wüsste, dass man Geburtstage in Deutschland eigentlich nicht vorfeierte, aber dass wir dafür morgen keine Zeit hätten es deshalb jetzt machen würden.
Ganz perplex aber mit einem glücklichen Kribbeln im Magen registrierte ich, dass jetzt alle Augen auf mir lagen, die Kinder anfingen Geburtstagslieder zu singen und mir die Clanchefs jeweils Geschenke überreichten, was ich total süß fand.
Auf großen Rindenstücken hatten sie Blumen, Moos und Beeren gebettet, zwei Kinder schenkten mir ihre selbst gemachten Tongefäße, andere fielen mir um den Hals. Danach kamen die Betreuer an und zogen mich in ihre Arme. Vom Campleiter bekam ich eine Fidorka-kette (Fidorkas sind leckere Waffeln mit Schokolade umhüllt ), eine Kette bestehend aus lauter mit Klebeband aneinander geklebten bunten Süßigkeiten, die er mir um den Hals hängte wobei ich echt lachen musste.
Petra hatte mir eine extra Schlüssel Hopsašludla; gemacht, was mich sehr rührte, da ich mich in der Woche echt mit ihr angefreundet hatte.
Diese Geburtstagszeremonie lief anders ab als alles was ich vorher schon mal an meinem Geburtstag erlebt habe, trotzdem wird sie unvergesslich und als eine der schönsten die ich je hatte in meinem Kopf gespeichert bleiben.
Danach blieben wir Betreuer noch lange am Lagerfeuer sitzen. Ola fing an mit dem anderen tschechischen Städtenamen ins Deutsche zu übersetzten, was sich so lustig anhörte, dass ich für die restliche Zeit am Lagerfeuer in einem Dauerlachkrampf gefangen war. Irgendwann war ich dann aber doch so müde, dass ich bevor ich wohlmöglich noch von der Bank kippen würde beschloss ins Bett zu gehen. Ich genoss es für einen kurzen Moment nochmal ganz alleine im dunklen Lager zu stehen, die Schatten der Wächter in einem der Zelte zu beobachten und dem Lachen der anderen zu lauschen, welches leise vom Lagerfeuer zu mir herrüberwehte.
Tag 7
An meinem Geburtstagsmorgen gab es die guten frischen gefüllten Krapfen, der Bäckerei ein paar Dörfer weiter, zum Frühstück. Das Paket dass mir meine Eltern zum Geburtstag geschickt hatten, hatte ich schon geöffnet, und mir die Geburtstagskerzen daraus auf zwei Pfannkuchen gesteckt, angezündet und so einen eigene Geburtstagsküchlein kreiert, die ich nach dem wir uns, nach der Essensausgabe, zu den Anderen gesellten, nachdem ich die Kerzen ausgepustet hatte genüsslich in mich reinstopfte.
Gegen Nachmittag als schließlich alle Kinder von ihren Eltern abgeholt worden waren und wir die Zelte aufgeräumt hatten, kam auch ich wieder, beladen mit Geburtstagspost in meiner Wohnung an. Ich hatte zwar niemanden wirklich mit dem ich meinen Geburtstag vor Ort hätte feiern können, aber das hielt mich nicht davon ab Abends mit Kopfhörern und Partymusik auf den Ohren meine eigene Party mit selbstbelegter Pizza, einigen guten Filmen und verschiedenen netten Telefongesprächen zu feiern.Ich habe mich wahnsinnig über all die lieben Geburtstagsgeschenke und Karten gefreut eben besonders, weil ich meine Lieben dieses Jahr nicht persönlich um mich haben konnte.
Also wenn irgendjemand von euch diesen Text hier liest dann geht nochmal ein riesiges Dankeschön an euch hinaus. Ihr habt meinen Tag zu einem ganz besonderen gemacht und ich habe euch sehr lieb.
Das Wochenende nach dem Camp habe ich hauptsächlich mit Schlafen, Gammeln, waschen Rucksack packen und möglichst wenig Abwaschen verbracht, da meine Hände von dem ganzen Wasser der letzten Woche völlig kaputt waren und ja noch eine weitere Küchenwoche direkt im Anschluss, die auch noch mal sehr erlebnisreich werden würde überstehen mussten.