Wie aus einem Frauennamen mein Zuhause wurde.
Geprägt wurden die letzten Wochen vor allem von vielen Reisen in und um Frankreich - z.B. Cannes, Monaco, Paris - aber leider auch davon, dass ich die Nase voll von meinem Projekt habe.
Sollte man mit den guten oder schlechten Dingen beginnen? Positive Einstimmung oder angenehmer Nachgeschmack? Ich denke, ich bin für beides, man muss sich ja nicht immer entscheiden.
Toll ist also, dass man dann doch endlich so langsam angekommen ist. Neulich war ich an einem Sonntag das erste Mal bei Claudi auf dem Dorf. Der Pfarrer, bei dem sie wohnt, ist wirklich total putzig und aufgeweckt und hat einen kompletten Schrank seiner Aperitif-Sammlung gewidmet. Wir haben gegrillt und Kirschen genascht und als am Abend die beiden mir an der Bushaltestelle zum Abschied hinterherwinkten wie Opi und eine Cousine, und ich mich dann in Nancy wieder mal nur staunend über die französischen Einparkgepflogenheiten freuen konnte, der gute, schwarze Zauberer wieder auf dem Place Stan die selbe, gute Nummer wie immer abzog - ja dann ist alles gut und man weiß, man ist genau da wo man hingehört.
In der Schule dagegen läuft es auch nur gut, wenn sich alle benehmen. Irgendwie sagt man immer dasselbe, nützen tut es trotzdem nix und dann kommt ganz schnell der Frust hoch. Dann weißt du mit einigen Kindern nicht, was du mit denen noch machen sollst und was jetzt als Strafe überhaupt noch möglich ist. Oder warum deine Kollegin nur ein Wort sagt und die Kleinen hören sofort während ich alles aus der großen Trickkiste herausschüttle und trotzdem nichts erreiche.
Oder mal einfach gefasst, ich wollte ja von Anfang an nix mit Kindern machen und jetzt ist das bisschen Motivation wohl schon am Ende.
Was mir nun Sorgen macht sind die vier Wochen Ferien im Juli, die ich arbeiten soll und dann heißt es von 9h bis 18h30 durcharbeiten... 5 Tage die Woche. Und das meine letzten 4 Wochen Frankreich lang. Die Diskussion mit meinem Tutor darüber, dass ich schon letztes Mal nach einer Woche Ferien mit den Nerven komplett am Ende war, liegt zur Zeit auf Eis aber ich hoffe, dass ich da noch was erreichen kann. Zum Beispiel mit dem Argument, dass wir gewisse Grundregeln eines EVS-Dienstes nicht einhalten!
Aber jetzt erstmal die Kehrtwendung zurück zu den positiven Dingen: Wir sind wieder mal weggewesen! Zunächst ging es Mitte Mai mit Claudi für ein verlängertes Wochenende nach Nizza und von dort aus tageweise nach Cannes, wo gerade das Festival gestartet hatte, nach Grasse, die Parfumstadt, und nach Monaco, das stadtgewordene Postkartenmotiv.
Nizza ist ganz nett, hat aber einen Steinstrand. Cannes war überfüllt und mit Luxusyachten zugeparkt - am besten gefiel es uns, als es zu regnen begannen und wir in allen Ruhe barfuß die freigewordene Strandpromenade La Croisette herabschlendern konnten. Grasse war zwar sehr anschaulich aber auch sehr überschaulich und außerdem gibt es dort für meinen Geschmack VIEL zu viele Stufen!
Auf Monaco waren wir sehr gespannt und wurden nicht enttäuscht. Die Stadt (das Land) hat etwas, aber dort wohnen könnte ich dann aber auch nicht: Dafür ist alles zu perfekt, zu arrangiert, zu gepflegt. Man könnte dort fast alles fotografieren und eine Postkarte draus machen.
Mit dem Nachtzug ging es dann wieder zurück in den Norden - bzw. in den (Nord)Osten, weil der Norden ist ja dort, wo die Sch'tis wohnen. Himmel, das darf man nicht verwechseln!
Und dann dieses tolle Gefühl: Da schaust aus dem Zugfenster, siehst das Bahnhofsschild "Nancy" und dir wird ganz wohlig und heimelig. Zuhause!
Tja, und dann die intelligente Lautsprecherstimme, die verkündet: "Nancy. Ici - Nancy"... Das stelle man sich mal in Berlin vor. Ein smarter Deutsche-Bahn-DJ: "Berlin. Hier - Bärliiin!"
Am letzten Wochenende folgte dann unser Powertrip nach Paris. 31h waren wir in der Stadt und haben trotz ausgiebiger Nachtruhe alles gesehen, was es zu Wichtiges zu sehen gibt! Unsere Füße mussten leiden, ja, aber ich freue mich über schicke Fotos. Und das ist ja mal die Hauptsache!
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