Wenn der Friedhof leuchtet
Meine Koordinatorin hatte mir sozusagen „befohlen“ am 01.11. zum Friedhof zu gehen, weil dies ein sehr wichtiger Teil der polnischen Kultur sei und ein wichtiger Tag für alle Polen. Weil es aber an diesem Tag Schneeregen gab und wirklich sehr kalt war, konnte ich alleine dorthin gehen – die andere, die ich kannte, wollte lieber zuhause bleiben. Und weil ich die ganze Zeit auf besseres Wetter gewartet hatte, war es schon 18 Uhr, als ich am Friedhof ankam.
Den Friedhof zu finden, war schon alles andere als einfach; eigentlich bin ich einfach einer Menschengruppe und zwei Polizisten hinterhergelaufen. Dann im totalen Dunkeln ein paar Treppenstufen rauf und dann war ich da. Das Problem war wie gesagt, dass es total am Regnen und Schneien war und natürlich kein Stück des Weges asphaltiert war. Im Gegenteil, der Weg war eigentlich nur platt getreten und uneben und daher voller tiefer Pfützen.
Genausowenig gab es Laternen, sodass ich zwischendurch ein wenig Angst hatte, auf ein Grab zu treten und es war auch manchmal ziemlich gruselig, wenn man die anderen Menschen, die ja durchaus da waren, nicht sah. Tja, und das obwohl ich auf dem Zentralfriedhof war!
Aber eigentlich war es unmöglich auf ein Grab zu treten, weil ja auf jedem mindestens zehn Kerzen standen und es daher ein sehr schöner Anblick war, wenn man über den Friedhof sah: Man sah im Dunkeln verschiedenfarbige Lichter leuchten und das so weit das Auge sehen konnte. Unglaublich.
Ganze Familien gingen über den Friedhof (mit Kleinkindern) spazieren und obwohl ich aufgrund des Wetters nicht so lange geblieben bin, habe ich gemerkt, dass das hier ein sehr wichtiger Tag ist.
Also, wenn man mal am 1. November in Polen ist, sollte man abends auf jeden Fall man auf dem Friedhof vorbeischauen, das ist es wirklich wert!