Weniger ist mehr- das Konzept von „slow life“
Der „slow life“ - Trend verbreitet sich unglaublich schnell in unserer Gesellschaft und gewinnt ständig neue Anhänger. Hier ein kurzer Artikel darüber, was dieses Konzept eigentlich bedeutet.
Chaos, Hektik, Stress. Das sind zweifellos die Bestandteile des Alltags von jedem Menschen. Ihr Intensitätsgrad hängt von jeder einzelnen Person ab und ist eine individuelle Sache. Man hat manchmal jedoch den Eindruck, dass die Menschen ständig irgendwohin rasen und das ganze Leben einem Wettlauf gegen die Zeit ähnlich ist. Es ist so viel zu tun, doch die Zeit arbeitet gegen uns. Immer mehr Pflichten, mehr Erwartungen sowohl im privatem als auch in beruflichem Leben. Die heutige Welt legt uns ständig neue Aufgaben auf, die wir oft kaum erfüllen können. Die Quantität zählt, nicht die Qualität. Laut dem Zukunftsforscher und Soziologen Matthias Horx „haben viele Menschen das Gefühl, dass sie Opfer eines Wandels sind, auf den sie keinen Einfluss haben.“ Die Leute geraten angesichts des ständigen Zeitdrucks in einen Teufelskreis. Das Wichtigste im Leben wird zur Seite geschoben. Die Familie, Liebe, Freundschaften, Hobby, Relaxing oder das Genießen von Momenten werden durch die Arbeit und ein rasantes Lebenstempo ersetzt. Dazu noch das Streben nach der Perfektion. Man muss doch immer wieder beweisen, dass man gut in vielen Gebieten auf einmal ist.
Aus diesem Grund entwickelt sich der Trend „slow life“, was die Kunst der Entschleunigung ausdrückt, in der der Wunsch nach einem langsamen Leben postuliert wird. Es geht um einen bewussteren, weniger chaotischen und komplizierten, tiefsinnigen aber vor allem lebenswerten Lebensstil, der den Menschen Harmonie und Einklang verschafft. Die Philosophie von „slow life“ erfasst mit ihrer Tragweite zahlreiche Lebensbereiche. Man spricht über „slow cities”, „slow food” „slow sex”, „slow fashion”, „slow travel”, „slow parenting” oder „slow schools”. Das Ziel? Die Entdeckung des Wertes der Langsamkeit und demzufolge noch intensiveres Erleben der Ereignisse, aufmerksame Wahrnehmung der umgebenden Welt und die Beschäftigung mit den wichtigsten Dingen im Leben. Laut „slow life“ heißt es: je langsamer das Tempo, desto besseres Erfahren des jetzigen Momentes. Diese Lebensart bringt viele Vorteile mit sich. Zu den wichtigsten gehören vor allem Freunde in verschiedenen Tätigkeiten, die wir machen. Eine Vertiefung nicht nur der zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch des Verhältnis zur Umwelt. Die Kunst der Entschleunigung lehrt uns auch Prioritäten zu setzen und zwischen den wichtigen und unwichtigen Sachen eine Entscheidung zu treffen. Darüber hinaus sollen die gesundheitlichen Aspekte mit „slow life“ verbessert werden. Dank diesem Konzept reduziert man das Risiko der physischen wie auch psychischen Krankheiten, deren Hauptfaktor Stress ist. In dieser Gruppe befindet sich u.a. Burnout, das stets größere Mengen der Menschen betrifft.
Die Generation der jungen Menschen ist besonders bedroht, weil die umgebene Welt so viele Möglichkeiten bietet, was im Endeffekt zu Chaos führt. Das Internet, soziale Medien und Informationsstörme sind behilflich, aber auf Dauer sorgen für die Hektik. "Schneller, höher, weiter" wird langsam ein Motto der Jugend. Mehr Wert wird auf die Zukunft gelegt als auf die Gegenwart. Man hat den Eindruck, wir leben nicht den Moment, sondern ständig in die Zukunft schauen, was natürlich nicht schlecht ist, aber es fehlt irgendwie das Gleichgewicht dazwischen. Was soll man machen, um diese Situation zu ändern? Regina Tödter, Autorin von "Entschleunigen. Slow durch den Alltag" hat Ratschläge zur Entschleunigung gegeben:
- Jeden Morgen soll man Zeit für sich nehmen und fünf Dinge aufzählen, die uns in diesem Moment glücklich machen. Das kann die warme Dusche, eine Tasse Kaffee, ein leckeres Frühstück, ein Gespräch mit einer Person, das Training oder das Lieblingslied sein.
- Man soll sich auch fragen, wie wir uns fühlen, was uns nun glücklich oder traurig macht. Wie reagieren wir darauf? Wie sehen wir in diesem Moment die Welt? Welche Emotionen sind dabei? Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf das, was uns umringt.
- Versuchen wir nicht ständig unser Handy zu benutzen. Es soll ein Kommunikationsmittel und keine Zeitverschwendungsmittel sein.
- Unsere Alltagsaktivitäten sollen wir mit Aufmerksamkeit machen und sich völlig auf diese Tätigkeiten konzentrieren. Waschen, Einkaufen oder Aufräumen eignen sich gut für Achtsamkeitstraining.
- Die Konzentration aufs Essen ist auch wichtig. Man soll auf andere Tätigkeiten wie Zeitungslesen oder Fernsehen beim Essen verzichten. Genießen wir einfach die Mahlzeiten.
- Man soll auf "Muss-Sätze" verzichten. Statt „ich muss” benutzen wir lieber „ich will”. Dadurch vermeiden wir diesen ständigen Druck, dass wir etwas machen müssen.
- Wir sollen auch das Tempo drosseln. Statt Rasen, widmen wir die Zeit für die Gespräche, einen Spaziergang oder das Lesen.
- In der Arbeit oder im Studium sollen wir unsere Tätigkeiten gut planen und Zeitfresser bündeln. Legen wir die Zeit für unsere Aufgabe fest und versuchen währenddessen alles zu erledigen.
- Ab und zu schalten wir alle elektronischen Geräte ab.
- Besuchen wir Museen, Kirchen, Theater oder verbringen wir einfach Zeit in der Natur.
Die Philosophie „slow life“ wird nie vollkommen Stress oder Hektik aus dem Alltag beseitigen. Es wäre unmöglich und das ist nicht ihr Ziel. Die Menschen müssen weiterhin arbeiten, Geld verdienen, unterschiedliche Aufgaben erfüllen. „Slow life“ macht jedoch auf das Wichtigste im Leben aufmerksam und lehrt, dass weniger oft mehr bedeutet. Das Glück ist in kleinen Dingen versteckt, die wir bei schnellem Lebenstempo übersehen. Es hängt jedoch von uns ab, wie wir auf die Welt um uns herum reagieren und welche Prioritäten wir setzen. Schnell bedeutet nicht immer gleich gut.
http://roadheart.com/slow-life-die-kunst-der-entschleunigung/
https://www.lifeline.de/themenspecials/burnout/entschleunigung-id118668.html