Was der Dezember so alles bringt
Weihnachtsbäckerei, bunte Beleuchtung, Veros Geburtstagsfeier, eine Zwischenevaluation schöne vorweihnachtliche Tage mit den Kindern im centre und schließlich Familienbesuch
Nach unserer Recyclingbastelaktion sind Vero und ich dann damit fort gefahren am Montagmorgen all unseren Plätzchenteig zu packen und damit ins Centre zu gehen um dort zu backen. Unser Backofen zu Hause ist nämlich zu klein da hatten wir nicht nur drei Stunden sondern den ganzen Tag zum Backen gebraucht. Es wurden ganz schön viele Plätzchen und Vero und ich hatten beim heim laufen jeder eine Schüssel in der Hand, das muss lustig ausgesehen haben wie wir so durch den Ort gelaufen sind.
Da Plätzchen backen in Frankreich echt keine Tradition hat brachten wir die nächsten Tage auch für alle welche zum Probieren mit. Mit den Kindern backten wir auch und sie erzählten mir noch eine Woche später wie lecker die Plätzchen gewesen seien. Da war ich natürlich froh.
Nachmittags gab es noch das von mir angestiftete Hockeyturnier drinnen im großen Saal, das war echt sehr cool.
Dann gab es auch noch eine Zwischenevaluation unseres EFD. Marion die bei unserer Koordinationsorganisation für uns Ansprechpartnerin besuchte uns um zu schauen ob es uns gut geht wir und wohl fühlen und auch um zu fragen was Manu unser Chef so meint. Ich konnte echt nur gutes berichten weil ich fühle mich hier einfach total wohl und das Projekt entspricht dem was ich mir vorgestellt hatte. Einen Tipp konnte ich ihr auch mit auf den Weg geben nämlich auch nächstes Jahr wieder zwei EFDler hierher zu schicken. Zuvor war es nämlich nur eine und da Digne doch recht klein ist war sie schon ein bisschen einsam. Deshalb sind wir dieses Jahr zu zweit und das ist wirklich gut, denn das hat den Beginn hier schon auch erleichtert wenn man zu zweit alles erkunden kann so lange man hier noch nicht wirklich jemand kennt.
Manu ist auch sehr zufrieden mit uns. Er meinte wir hätten uns echt schnell hier ins Team integriert und uns eingelebt. Zudem würden wir uns auch sehr aktiv um Freizeitaktivitäten kümmern und das auch sehr selbstständig. Denn Manu ist zwar immer für Fragen da, aber als Direktor doch sehr beschäftigt. Wenn mein EFD so weiter läuft und alle zufrieden sind wäre das echt toll.
Dann stellten Vero und ich diesen Monat noch mit erschrecken fest, dass viele Kinderfilme unserer Kindheit in Frankreich völlig unbekannt sind. Von Astrid Lindgren ist nur Pippi Langstrumpf ein Begriff, die heißt hier übrigens Fifi Brandacier, aber kein Michel aus Lönneberga oder Karlsson vom Dach. Hier ist halt das Walt Disney Land, mit den Geschichten kennt sich hier wirklich jedes Kind aus.
Aber wir werden mal schauen was wir hier so einführen können, auch Wicky oder Nils Holgersson wäre je ganz cool. An dem Tag haben wir uns einfach an so viele Sendungen unserer Kindheit erinnert. Weiter ging es mit Peter Lustig oder der Sendung mit der Maus.
Da zeigten wir Nora, einer Kollegin einen Ausschnitt aus einer Peter Lustig aus den 80ern, wo er im Supermarkt mit Tupperdosen einkaufen und alle Packungen öffnet um nur so viel zu kaufen wie er braucht. Unsere Kollegin war ganz beschämt, dass man sich in Deutschland da schon Gedanken um die Umwelt. Tja und auch heute ist Deutschland, Frankreich in Sachen Umweltschutz weit voraus.
Hier wird zwar immerhin gelbe Tonne vom Rest getrennt und Glas, aber das war es auch schon. Altpapier etwa kommt in die gelbe Tonne. Dann gibt es ja noch den süßen Versuch mit dem 1-cent Pfandautomaten.
Weiter geht es mit Motor laufen lassen. Die Busse hier lassen zum Teil 10 Minuten den Motor laufen bevor sie abfahren oder auch Eltern während sie vor der Schule auf ihre Kinder warten. Das Benzin scheint noch zu billig zu sein.
Auch im Centre wo ich arbeite gibt es zwar Aktionen um den Kindern etwas zum Thema Umweltschutz beizubringen, auf der anderen Seite wird das Trinken oft in Plastikbechern verteilt oder Plastiklöffel fürs Dessert genommen. Zudem benutzen wir Animateure für unseren Tee/Kaffee auch Plastikbecher und da der meist heiß ist nimmt man zwei. Doppelter Müll. Aber darüber macht man sich hier nicht so wahnsinnig Gedanken. Ich lasse mir jetzt jedenfalls von meinen Eltern meinen Thermobecher mitbringen um mit gutem Beispiel voranzugehen und da vielleicht was bewegen zu können.
Dann war am 7. 12. Noch feierliche Illumination von Digne und es schneite und seitdem blinkt der Boulevard Gassendi wie eine Flugzeuglandebahn und jeder Kreisverkehr hat sein Lichtermeer. Tja durch die Atomkraftwerke ist der Strom wahrscheinlich billig genug. Ich finds ein bisschen viel Beleuchtung und das ist echt in allen Städten so.
Das Wochenende danach haben wir mal wieder in Marseille verbracht um Veronikas 19. Geburtstag zu feiern. Nach einem Nachmittag auf dem Weihnachtsmarkt und im Café mit Kamala (Pistes Solidaires), Anna Clelia (italienische EFDlerin) und Selma (deutsche EFDlerin) starteten wir den Abend um in Veros Geburtstag rein zu feiern in der großen Pistes Solidaires WG. Dort wohnen Rob (England), Isabell (Portugal), Francesca (Italien) und Yang Yang (China).
Also starteten wir mal wieder in einen internationalen Abend. Danach ging es in einen Club wo eine Rockband spielte und ohne uns nichts los gewesen wäre und dann fanden wir noch einen Club abseits der anderen Bars der echt gemütlich war. Er war in einem Gewölbekeller und die Musik genauso gemischt wie das Publikum. Einziger Störfaktor, der Zigarettenrauch. Aber das konnte bei der großen, tollen Gruppe in der wir da waren nicht stören. Die Nacht wurde lang und Selma, Vero und ich mussten noch eine halbe Stunde zu unserem Schlafplatz laufen. Eine Kollegin hatte uns netterweise ihre Wohnung überlassen obwohl sie selbst gar nicht da war. Total nett! Einziges Problem, das Schloss der Eingangstür war kaputt und wir standen zehn Minuten vor der Tür hatten schon alle Klingeln erfolglos gedrückt bis Vero mit ihrem Geburtstagsglück doch noch die Tür aufbekam. Der Mistral (der eiskalte Wind hier) hätte uns sonst tiefgefroren.
Den Sonntag haben wir dann ganz gemütlich im Café mit Geburtstagskuchen und anschließend am Meer verbracht. Unglaublich ich war noch nie am Meer im Dezember.
Letzte Woche war dann noch das Weihnachtsessen vom Centre für alle die das ganze Jahr dort arbeiten. Denn es gibt ja viele die nur in den Ferien im Centre arbeiten, das sind meist Schüler, die eine BAFA-Ausbildung haben, die sie qualifiziert so Ferienprogramme zu betreuen. Dann gibt es noch die BAPAD-Ausbildung, die eine richtige Ausbildung zum Animateur ist und glaub ich zwei Jahre dauert, davon haben fünf Azubis zeitgleich mit uns angefangen. Zu guter Letzt gibt es noch die BP-Ausbildung die dann dazu reicht um Directeur eines Centre aéré zu werden.
Nun zurück zum Weihnachtsessen. Das war in der Tat sehr interessant denn es gab eine Meeresfrüchteplatte mit Sauerkraut eine sehr interessante Kombination die ich zuvor nicht kannte. Es war ein sehr lustiger Abend, insbesondere weil das Benehmen einiger etwas daneben war. Einer musste mal kurzerhand seinen Hosenknopf öffnen weil er zu vollgefressen war…
Ja und dann war schon fast Abfahrtstag für Vero die über Weihnachten nach Deutschland gefahren ist während ich hier bleibe. Den letzten Abend haben wir in Salon bei Selma verbracht die alle eingeladen hatte, die sie bis jetzt kennen gelernt hatte. Auch das war wieder ein toller Abend, wo ich mich mit einigen netten Leuten unterhalten habe. So Abende sind so genial man trifft Menschen aus verschiedenen Ländern und es ist einfach super. Auch dafür liebe ich den EFD.
Am 15. 12. Ist sie dann gefahren und ich blieb noch in Salon. Selma, Eliane ihre kanadische Mitbewohnerin und wurden dann noch von einem netten Bekannten von Selma nach Aix-en-Provence chauffiert. Einziger Hacken, schon auf der Fahrt erzählte er uns, dass sein Auto kurz vorm verrecken ist und wir machten noch Witze von wegen wir schieben dann und so. Tja und dann ist das Auto tatsächlich mitten auf einer vielbefahrenen Kreuzung verreckt und wir Mädels mussten schieben. Zurück gings dann halt mit dem Bus aber zuvor verbrachten wir noch einen tollen Nachmittag auf dem ziemlich großen und vollen Weihnachtsmarkt. Am Sonntag war ich dann mit den beiden auf dem Weihnachtsmarkt in Salon, der war dann wieder einiges kleiner aber gemütlich in so einer Kleinstadt. Salon hat auf jeden Fall auch seinen Charme mit seinen kleinen Gassen und dem Moosbrunnen und ist ja auch gut doppelt so groß wie Digne. Digne mit seinen 17000 Einwohnern ist schon mehr ein großes Dorf aber ich lebe gern da. Man kann wirklich abends gefahrlos allein auf die Straße man kommt in höchstens 20 min überall zu Fuß hin außer ins Industriegebiet. Einfach gemütlich und überschaubar. Dahin bin ich dann also Sonntagabend allein zurückgekehrt. Diese Woche war dann ganz seltsam abends so ganz allein zu sein, da war Stille die abends in Digne herrscht noch mehr präsent. Und auch auf der Arbeit war es Dienstag und Donnerstag nicht ganz so lustig sich allein um die Ludothèque zu kümmern und Bücher einzubinden. Aber auch mal gut zu wissen wie es wäre wenn ich allein hier wäre.
Heute an meinem freien Tag war mit Yoga und Judo für genug Programm gesucht und das verkürzte auch die Zeit bis meine Familie endlich kam. Es war wunderschön meine Eltern und meinen Bruder dann am 22. Dezember endlich wieder in die Arme zu schließen und wir haben ein wundervolles Weihnachtsfest und insgesamt eine schöne Woche verbracht. Aber dazu ein andern mal mehr
Ich wünsche an dieser Stelle allen die mich kennen oder auch nicht einen guten Rutsch ins Jahr 2013, denn die Welt ist ja doch nicht untergegangen.
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