Was bisher geschah…
Die liebe Zeit, sie vergeht wie im Fluge… Ein Ereignis jagt das andere und zum schriftlichen Festhalten bleibt kaum Gelegenheit. Daher hier eine Zusammenfassung der Anfangsphase :)
Nachdem also alle Freiwilligen sicher im „Volunteer’s Nest“ gelandet waren folgten zuallererst die Formalitäten: ein tschechisches Konto einrichten, der würdevolle Empfang im Rathaus mit dem amtierenden Bürgermeister Jan Birke und seinem Stellvertreter, lokale Telefonkarten in Betrieb nehmen, die zukünftigen Aufgaben verteilen, um mit der neuen Heimatstadt auf Tuchfühlung zu gehen eine so genannte „Actionbound-Challenge“, erste Unterrichtungen in der neuen und weitestgehend unbekannten Sprache… An dem ersten Septemberwochenende dann barg eine Festivität auf dem Schloss Náchod den ersten Arbeitseinsatz. In zwei Schichten eingeteilt halfen wir bei der Betreuung verschiedener Stände unserer Host-Organisation. Den verschiedenen Wirkungsbereichen von Déčko Náchod entsprechend thematisierten diese beispielsweise das Mütterzentrum, den hauseigenen Streichelzoo, die Tanzabteilung oder das Schießen. Hinzu kamen Klettern, Angebote zu fremdsprachlichen Konversationen und die Jugendbetreuung allgemein. Das Event nutzen wir auch gleich, um uns Informationsstände der Region zu Gemüte zu führen. Der Tag war allgemein gelungen, auch, da wir uns gegenseitig an unseren Stationen besuchten, das Dargebotene ausprobierten und die Zeit mit den neuen „Kollegen“ genossen. Bestes Sommerwetter rundete die Sache ab.
Die nächste Woche stand hauptsächlich im Zeichen der täglichen Sprachkurse. Von der korrekten Aussprache der speziellen Buchstaben bis zu den ersten Vokabeln und Frage-Antwort-Konstrukten tasteten wir uns „Schritt für Schritt“ (passend zum Titel unseres Lehrbuchs) vorwärts. Das folgende Wochenende verbrachten wir mit dem Großteil der Freiwilligen in der Felsenstadt von Adršpach. Natur pur und ein spaßiger Aufenthalt, der unseren Zusammenhalt noch weiter wachsen ließ. Überraschend war für mich, dass auch unser deutscher Schriftsteller und – von vielen als solcher weniger bekannt – Forscher J. W. von Goethe diesem Naturschutzgebiet seinerzeit (1790) einen Besuch abgestattet hatte. Er hielt hier die verwitterten Sandsteinfelsen in einigen Zeichnungen fest.
Auch für uns sollte es im Folgenden auf eine bildende Reise gehen: Vom zwölften bis zum 15. September lernen wir während des Aufenthalts im beschaulichen Vižňov allerhand über unsere Rechte und Pflichten als Europäische Freiwillige, über die Arbeit mit Kindern, Tipps zum Unterrichten einer Fremdsprache etc. Mithilfe von Gemeinschaftsspielen sollte unsere Gruppendynamik gestärkt werden, die Zubereitung der Mahlzeiten in kleinen Teams tat hierzu auch ihr übriges (und ließ nebenbei ganz ungeahnte Rezeptvariationen zutage treten…). Jeder Teilnehmer zeigte eine individuelle Präsentation über sein Heimatland, was bislang unbekannte Aspekte zum Vorschein kommen ließ. Oder wusstest Du, dass die beliebten Chupa-Chups-Lollies aus Spanien stammen, ebenso wie Wischmopps mit komischen Auswringern? Nach dem gefüllten Programm verbrachten wir den Abend meist in kleinen Runden, sahen Filme, gingen im Mondlicht spazieren oder probierten uns an den vorrätigen Spielen.
Der 16. September war dann mein erster Arbeitstag im Kindergarten „Dobrá Dědina“ (zu Deutsch so viel wie „Gutes Dorf“). Beiderseits zögerlich kam ich in den ersten Kontakt mit „meinen“ Kindern. Auf den allerersten Eindruck war ich nicht so überzeugt, dass dies der passende Arbeitsplatz für mich werden würde. Durch die anfangs noch recht reservierte Haltung sowie natürlich die Sprachbarriere stellte ich mir den Umgang zugegebenermaßen herausfordernd vor. Die Entwicklungen der nächsten Zeit sollten aber genau das Gegenteil zeigen. Heute fühle ich mich richtig wohl, arbeite gerne dort und habe die Schützlinge schon als meine Freunde – und gewissermaßen auch Trainer des erlernten Tschechischs – liebgewonnen. Jeder hat seine eigene Art, aber allesamt sind sie offen, freundlich und wahrlich am Lernen interessiert. Es zaubert mir jedes Mal ein kleines Lächeln aufs Gesicht, wenn sie mich auf Englisch begrüßen oder einfach so in dieser doch noch so fremden Sprache zu mir reden!
In der folgenden Woche lernte ich dann auch meine zweite Arbeitsstelle kennen: Die High School Evangelická Akademie, eine weiterführende Schule mit Schwerpunktsetzung auf dem Gesundheitswesen bzw. der Pädagogik. Hier arbeite ich mit den Klassen eins bis vier (also Schülern zwischen ca. 14 und 19 Jahren) im Englischunterricht. Mal eine ganz andere Perspektive, plötzlich als ein ebenwertiges Mitglied im Lehrerzimmer zu verkehren oder diejenige zu sein, die aus einer beschränkten Vorgabe von abzuhandelnden Themen eigene Unterrichtseinheiten zu gestalten hat. Wie auch während meiner eigenen – noch gar nicht allzu weit entfernten – Schulzeit gibt es sowohl die aktiven als auch die weniger aufmerksamen Schüler. Bislang ziehen aber alle echt gut mit und die Stunden machen Spaß. Mit Einigen verstehe ich mich sogar so gut, dass ich immer etwas länger als eigentlich gefordert in der Schule bleibe.
Wenn ich mich nicht gerade im Kindergarten oder in der Schule aufhalte ist die Zeit gefüllt mit den lieben Aufgaben im Haushalt (der WG-Alltag hier gefällt mir aber gut und ich fühle mich in unserer internationalen Einheit längst zuhause) oder Unternehmungen mit den tollen Persönlichkeiten meines Umfelds. Natur- und Kulturausflüge, gemeinsames Kochen oder Film-Abende sind nur einige Beispiele gemeinsamer Aktionen.
An dieser Stelle möchte ich mich bei all denen bedanken, die mir diese wunderbare Zeit erst ermöglicht haben! Dazu gehört allen voran meine mich immer unterstützende, offene und geduldige Familie, meine deutsche Entsendeorganisation, die mir während des gesamten Findungs- und Bewerbungsprozesses helfend zur Seite stand und noch immer steht, sowie eine ganze Reihe von Einzelpersonen, die mich bewusst oder auch eher „nebenbei“ auf diesen Dienst und den Ort, an dem ich mich nun so wohl fühle, gebracht haben. Danke!
Wie immer ist jedoch auch der finanzielle Support eine wichtige Säule. Ich möchte dem TUI ReiseCenter unter Heike Brandl danken, dass sie meinen Traum mitgetragen haben, der Schneider Schreibgeräte GmbH, ebenso der Stadt Halberstadt und zudem besonders auch dem dortigen Bürgermeister Andreas Henke für seinen persönlichen Beitrag. Danke, dass Sie mich bei meinem Vorhaben sowie den Gedanken eines interkulturellen Austauschs allgemein unterstützt haben!