" Warto być uczciwym" - "Es lohnt sich, anständig zu sein"
Władysław Bartoszewski, einer der bedeutendsten Wegbereiter der deutsch-polnischen Aussöhnung ist am 24. April 2015 im Alter von 93 Jahren gestorben. Sein Leben steht wie kaum ein anderes für die Leiden, die Polen im letzten Jahrhundert erleiden musste: er war Häftling in Ausschwitz, nahm am Warschauer Aufstand in 1944 teil, wurde zum politischen Gefangenen im Kommunismus und später als Mitglied von Solidarność erneut Insasse eines Internierungslagers, schließlich Emigrant in Deutschland.
Der 18jährige Bartoszewski meldete sich zu Beginn des zweiten Weltkrieges beim Roten Kreuz an, um als Sanitäter zu helfen. Ein Jahr später wurde er von den Nazis verhaftet und als „Intellektueller“ im deutschen Konzentrationslager Auschwitz mit der Lagernummer 4427 eingesperrt. Er hatte Glück - dank der Bemühungen des polnischen Roten Kreuzes wurde er nach sieben Monaten als schwer krank entlassen.
"Es gibt doch keinen Zufall im Leben. Ich bin ein gläubiger Katholik. Wenn ich lebe, dann bedeutet dies, dass ich anderen helfen muss."
Bartoszewski sah es als seine moralische Verpflichtung an anderen zu helfen. Zurück in Warschau schloss er sich der polnischen Organisation zur Rettung von Juden "Żegota" an. Die vom polnischen Untergrundstaat finanzierte Widerstandsbewegung galt als einzigartig im gesamten deutsch-besetzten Europa. Später vergab die Jerusalemer Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem Bartoszewski die Medaille "Gerechter unter den Völkern", da er sein eigenes Leben riskierte, um andere zu retten. Bartoszewski kämpfte auch im Warschauer Aufstand gegen die Nationalsozialisten und erlebte die völlige Zerstörung seiner Heimatstadt. Später erhielt er für seine Verdienste das Silberne Verdienstkreuz und das Tapferkeitskreuz Polens.
Nach dem Krieg war er nicht bereit, das neue kommunistische Regime in Polen anzuerkennen. Er wurde wieder verhaftet und kam erst 1954 frei. Daraufhin arbeitete er als Journalist und Gast-Professor an den Universitäten München und Eichstätt. Nach der politischen Wende 1989 kam er zurück nach Polen und bot Tadeusz Mazowiecki, dem ersten nichtkommunistischen Ministerpräsidenten Polens, seine Dienste an. So begann im Alter von 67 Jahren Bartoszewskis politische Karriere.
"Ich schließe nur aus, dass ich noch Bischof werde"
scherzte Bartoszewski im Jahr 2000, als er im Alter von 78 Jahren zum zweiten Mal Außenminister Polens wurde.
Seine oft selbstgerecht wirkenden Urteile über Andersdenkende verschafften ihm nicht nur Freunde. Doch der stets zu einem Witz aufgelegte Bartoszewski setzte sich immer für Freiheit und moralische Anständigkeit ein. Ein besonderes Anliegen war ihm die deutsch-polnische Aussöhnung.
„Mein Traum ist eine glücklich vereinte Menschheit, ein Jahrhundert ohne Krieg. Jeder muss frei von Angst leben können. Ich sehe aber auch die Stolpersteine auf diesem Weg. Ich bin sozusagen ein utopischer Realist.“