Waffen in den USA
Diskussion über das amerikanische Waffenrecht und die Erkenntnis das Berlin doch eine schöne Stadt ist.
Wie der aufmerksame Leser schon bemerkt hat werde ich mich in diesem Artikel größtenteils mit dem Waffenrecht in den USA beschäftigen, weil das ist hier gerade ein ganz großes Diskussionsthema. Ich denke mal das die meisten von euch von dem Amoklauf in Newtown gehört haben, bei dem ein junger Mann 26 Menschen, Kinder und Lehrer erschossen hat. Nach dem Batman - Kinomassaker in Aurora hat sich nun wirklich Unruhe unter den Amerikanern breit gemacht. Bisher haben es nur wenige Präsidenten es gewagt das Waffenrecht auch nur anzusprechen, geschweige denn etwas verändern zu wollen. Obama scheint allerdings einen klaren Kopf zu haben, und da er eh in seiner 2 Amtszeit ist, kann er ja nicht viel verlieren. Es sieht nun wirklich so aus, als ob sich etwas ändern würde. Normalerweise wird nach so einem Amoklauf hier lange getrauert und es wird sich beklagt, aber viel geändert hat sich bisher nichts. In unserer American Problems Klasse debattieren wir so gut wie jede Stunde darüber.
Ich erläutere einmal kurz die 2 Standpunkte die es da gibt: Ungefähr die Hälfte der Klasse besteht aus 12.Klässlern, Jungen, die alle bis zu 5 Gewehre haben und damit oft jagen gehen, und somit mit jedem auch noch so absurden Argument um sich herumballern, sie wollen unbedingt ihre Waffen behalten. Das alleine finde ich schon ziemlich krank, dass die Hälfte der Leute in dieser Klasse mit Waffen umgehen können und alle in der Lage wären jemanden zu töten, Hirsche, Eichhörnchen und Gänse töten die alle im Dutzend. Aber das ist amerikanische Kultur, und diese kleinen Waffenfanatiker werden ihren Standpunkt nie ändern, komme da was es wolle. Mich macht das ganze ziemlich verrückt, weil die Debatten oft einfach nur aussichtslos sind. Ein Argument das oft angebracht wird ist: Guns dont kill people, people do. Das ist für mich einer der schwachsinnigsten Sätze den ich hier je gehört habe, und ich habe noch einiges anderes gehört, das versichere ich euch. Im allgemeinen sagt der Satz, dass diese Amokläufe doch auch mit Messern geschehen könnten, warum sollte man die Gewehre denn verbieten? Dass es wesentlich leichter ist mit einem automatischen Gewehr in eine Schule zu gehen und 100mal den Abzug zu drücken als mit einem Taschenmesser da rein zu rennen und jeden abzustechen, scheint unwichtig zu sein.
Das nächste Argument ist: Selbstverteidigung. Wenn man überfallen wird oder Zeuge eines Überfalls wird, könne man somit helfen (den Gauner wegknallen). Für mich ist es erschreckend das viele Amerikaner Angst habe nauf die Straße zu gehen und erschossen zu werden. Ziemlich paranoid. Das Argument ist, dass es sich ein Verbrecher zweimal überlegt jemanden zu überfallen, wenn dieser auch eine Waffe haben könnte und somit Verteidigungsfähig wäre. Ich sage, dass wenn keiner Waffen hat, niemand Angst um sein Leben haben muss. Dass immer wieder folgende Gegenargument ist dann, dass Verbrecher über den Schwarzmarkt immer Zugriff auf Waffen haben werden. Das stimmt, aber es wird ihnen auf jeden Fall schwerer gemacht. Es kann nicht sein dass man einfach in einen Laden gehen kann, ohne Papiere oder sonst was und eine Waffe erhalten kann mit der man 100 Menschen in einer Minute töten kann. Unter 100 Amerikanern gibt es 88 Waffen! Das ist weltweit top, danach kommt Jemen mit 65. Das kann nicht sein, da stimmt etwas nicht in dem Land. Alle anderen Länder kommen ohne Waffen aus, ich sehe keinen unübersehbaren Grund, warum das in Amerika nicht funktionieren sollte.
Das letzte größere Argument der Pro-Waffen Leute ist die Amerikanische Geschichte. "Unser Land entstand durch Waffen also brauchen wir unsere Waffen". Damit ist der Unabhängigkeitskrieg gemeint in dem die Amerikaner sich von den englischen Besatzern befreit haben und ihr eigenes Land gegründet haben. Danach wurde im Second Amendment festgelegt, dass Amerikaner immer Waffen zur Verfügung haben sollten damit die Regierung die Bevölkerung nicht übernimmt. Manche Leute scheinen echt zu glauben, dass Obama mit dem Militär das Land übernehmen wird und Amerika in eine kommunistische Diktatur verwandeln wird. Das ist einfach nur lächerlich. Wie schon gesagt, jedes andere Land schafft es ohne eine solche Menge an Waffen zu überleben ohne dem bösen Kommunismus zu verfallen. Wie auch immer, ich steigere mich immer ein bisschen in das Thema hinein, weil ich die Menschen hier in dem Punkt wirklich einfach nicht verstehe. Ich verstehe schon, was für eine Macht ein Gewehr ausstrahlt und wie überlegen man sich mit einer Pistole in der Hand vorkommt, Egoshooter sind hier auch sehr verbreitet. Aber eigentlich sollte man sehen können, dass in der Hinsicht in Amerika etwas nicht stimmt. Das ist zumindest mein Standpunkt.
So, nachdem ich jetzt eine ganze Weile über Waffen geredet habe, wollte ich noch etwas anderes ansprechen. Und zwar bin ich zur Zeit in einer sehr nachdenklichen Phase. Dabei geht es vor allem um Deutschland. Ich bin ein bisschen in meiner Vergangenheit umher gewandert und da ist mit aufgefallen wie gut es mir eigentlich ging. Das mag sich jetzt komisch anhören, aber es gibt da ja diesen Satz, dass man nichtweiß was man hat, bis es fort ist. Nachdem ich jetzt solange nicht mehr an so vertrauten Orten war, habe ich Erinnerungen an ganz alltägliche Orte die so intensiv sind wie ich sie noch nie hatte. Wenn man zwischen einöden Kornfeldern lebt kann das schon passieren denke ich mal. Ich habe jetzt nicht schlimmes Heimweh, aber ich vermisse manche Orte, die ich jeden Tag gesehen habe, die mich manchmal sogar genervt haben. Wenn man in Berlin lebt und aufgewachsen ist, kommt einem das alles total normal, vielleicht sogar langweilig vor. Jeder der so denkt, solle bitte einmal ein Jahr in Illinois leben und mir dann das gleiche sagen. Das ist als wenn man sein ganzes Leben nur Brot mit Butter isst, und dann auf einmal nur noch Pumpernickel bekommt. Dann wünscht man sich plötzlich wieder Butter. Aber versteht das ganze nicht falsch, mir geht es hier gut und ich genieße die Zeit. Aber ich freue mich auch wieder auf mein Butterbrot. So ähnlich ist es mit dem Basketballtraining. Es gab Zeiten in denen ich nicht gerne zum Fußballtraining gegangen bin, aber hier ist mir klar geworden, dass Fußball der Sport der Götter ist...verglichen zu Basketball. Das mag bestimmt auch daran liegen, dass ich damit aufgewachsen bin und hier im Basketball nichts zu sagen habe, aber das Training hier ist schon anstrengend, ich freue mich, dass es in 2 Wochen vorbei ist. Und wer auch immer sagt, Basketball sei ein Körperloser Sport den würde ich gerne mal in unser Training schicken, damit er seine Definition von körperlos noch einmal überdenkt. So, nun habe ich mir erst mal einiges von der Seele geredet. Ich melde mich wieder Anfang März.