Waaaaaaaahhhr.....schau!
Bei unserem On-Arrival-Training in Warschau hatten wir diese Woche die Gelegenheit, Polens Hauptstadt und jede Menge anderer Freiwilliger aus dem ganzen Land kennenzulernen.
Zu Beginn des Freiwilligendienstes sind alle europäischen Freiwilligen eine Woche von ihrem Dienst befreit, um an einem verpflichtenden Einführungsseminar (On-Arrival-Training) teilzunehmen, das in der Regel in der Hauptstadt des Gastlandes stattfindet.
So haben wir die letzte Woche in Polens Hauptstadt und größter Metropole verbracht. Diese Tatsache macht sich in Warschau nicht nur im Straßenbild, sondern auch in den Ausmaßen der Innenstadt bemerkbar. Während wir aus Krakau kurze Wege, Unmengen an gemütlichen Bars, Cafés und Restaurants auf einem Fleck und eine lebhafte, romantische und sehr überschaubare Innenstadt gewohnt waren, fanden wir in Warschau ganz andere Maßstäbe vor. Wir haben schnell gemerkt, dass zu Fuß in die Innenstadt zu laufen nur mit viel Geduld möglich ist, obwohl unser Hostel direkt am Rand des Zentrums liegt. Das Zentrum als solches existiert auch nicht so eindeutig, sondern streckt sich über einen recht großen Stadtbezirk hin und ist lange nicht so gemütlich und charmant wie in Krakau. Trotz schön restaurierter Altstadt findet man vor allem Restaurant- und Caféketten à la Starbucks und Co., die natürlich im Schnitt viel teurer sind und seltsamerweise unter der Woche viel früher schließen als die meisten Lokale in Krakau. Außerdem ist das Straßenbild geprägt von Bürotürmen, Banken, Hochhäusern und Baustellen.
Trotzdem beeindruckt die Stadt nicht nur mit ihrer Größe, sondern auch mit einer Vielfalt an wunderschönen Parks, den genialsten und schönsten Street-Art Malereien, die ich je gesehen habe, vielen schönen Kirchen, Denkmälern und alten Gebäuden und zahlreichen Museen, Kinos und Theatern.
Alles in allem war Warschau als Stadt ein beeindruckendes Erlebnis, das mir viele schöne Erinnerungen und Eindrücke, den ein oder anderen schmerzenden Fuß und die Gewissheit eingebracht hat, dass ich für mich die richtige Stadt als Wohnort gefunden habe. Ich freue mich nach dieser Woche dann doch, Heim nach Krakau zu kommen.
Während unseres Trainings hatten wir die Möglichkeit, uns mit anderen Freiwilligen aus ganz Polen auszutauschen. Dabei habe ich gelernt, dass bei mir vielleicht nicht immer alles perfekt läuft, dass ich aber nicht die einzige bin, die ab und zu Probleme hat oder enttäuscht ist. So gibt es Freiwillige, die den ganzen Tag gelangweilt im Büro hocken und nicht wissen, was sie tun sollen oder den klassischen Fall der Freiwilligen aus Frankreich oder Spanien, die kaum ein Wort Englisch sprechen. Mir geht es also alles in allem ziemlich gut in meinem Projekt und meiner Stadt.
Im Zug des Seminars haben wir uns mit unseren Projekten und unseren Problemen dort, Ideen für unsere Arbeit, unseren Erwartungen und Zielen für unsere Zeit hier, mit Warschau als Stadt und mit interkultureller Kommunikation beschäftigt. Wir hatten dabei viel Zeit, uns auszutauschen, Warschau z.B. bei einer Stadtführung und bei der Projektarbeit zur Erstellung einer Fotoshow zu erkunden und polnische Kultur kennenzulernen. Diesen letzten Programmpunkt hat uns die Nationalagentur nämlich in Form einer Einladung zu einem ausgesprochen leckeren polnischen Abendessen in der Stadt und einer privaten Mitmach-Vorführung einer polnischen Volkstanzgruppe ermöglicht. Beides war genial.
So waren wir jeden Abend ordentlich geschafft und müde und mussten uns quasi aufraffen, um auch noch das Nachtleben zu erkunden bzw. um am Donnerstag nebenbei auch meinen Geburtstag ein bisschen zu feiern. Aber das ist im Grunde auch nicht so tragisch, da ich für mich bei dem uralten Konkurrenzkampf zwischen Krakau und Warschau um den Status der attraktivsten Stadt längst Position bezogen habe. Dem Nachtleben in Warschau muss man nicht nachtrauern, wenn man in Krakau wohnt:)
Nach diesen zwei aufregenden Wochen freue ich mich jetzt jedenfalls fast auf ein bisschen Normalität, auch wenn das mit dem am Mittwoch anstehenden internationalen Volunteers' Day, unserem Arbeitseinsatz am Wochenende, meiner immer noch unvollständigen kulinarischen Heimatpräsentation für ALF und der noch ausstehenden Geburtstagsfeier mit meinen Mitbewohnern wohl eher keine besonders normale und entspannte Woche wird...
Ich wünsche euch einen etwas besinnlichen Start in den Advent und eine schöne erste Dezemberwoche mit vielen tollen Adventskalendern und mindestens so schönen Weihnachtsmärkten wie ich sie hier gesehen habe.
Liebe Grüße,
Kora