"Vorfreude vs. Sorgen". And the winner is...
Gedanken zum Abschied, Kulturschock, Flug und vielem Anderen, das schlimm klingt, sich aber lohnen wird
Noch gute zwei Wochen, dann geht es los. Was das für ein Gefühl sei, werde ich oft gefragt: Vorwiegend ist es auf jeden Fall ein gutes Gefühl - nach einem erfolgreichen Visumantrag, dem Ende meines Ferienjobs und etwas mehr Zeit für mich. Davor waren meine Gefühle doch deutlich mehr von Sorgen und Stress durchzogen. Jetzt freue ich mich auf die steigende Nervosität: Ich sehe mich schon vor meinem inneren Auge im Wartebereich des Frankfurter Flughafens sitzen, mit weichen Knien, Abschiedstränen in den Augen, Vorfreude und etwas Respekt vor der langen Flugzeit. Es wird ein absolutes Gefühlschaos. Und ich bin wirklich gespannt darauf, wie ich damit umgehen werde. In den kommenden Wochen, bei so vielen Herausforderungen werde ich mich selbst noch einmal ganz anders kennenlernen.
Langsam fängt das Zählen an: Wie viele Tage habe ich noch? Und die Abschiede beginnen. Und die Sorge davor sich von jemandem nicht verabschieden zu können. Einer von zwei Koffern ist schon voll, die neue Winterjacke ist gekauft, den Großeinkauf in der Drogerie habe ich hinter mir. Organisatorisch ist fast alles über die Bühne gegangen. Jetzt tritt der Zeitmangel deutlich mehr in den Vordergrund. Ich kann an zwei Händen abzählen, welche Pläne ich noch habe: Kurzurlaub, Festival, ein Geburtstag, ein gemeinsames Essen mit meinen Mädels, einen Abend die Kölner Haie anfeuern. Nicht gerade viel, wenn ich mir das vor Augen führe. Dadurch bekommt jede Verabredung eine etwas größere Bedeutung. Sich angemessen zu verabschieden ist fast unmöglich, da die Distanz und der Zeitraum noch nicht greifbar sind.
Ein wirklich undefinierbares Gefühl überkommt mich, wenn ich den Kalendar in meinem Handy oder die Werbeplakate zukünftiger Veranstaltungen, die ich gerne besuchen würde, sehe. Ich würde ja sagen "Schade, da verpasse ich etwas, würde ich doch etwas später losfliegen". Weil ich aber weiß, dass jeder Tag mich irgendetwas lehren und mich herausfordern wird, überwiegt die Freude.
Heute war der erste Tag des Ausreiseseminars. Wir sprachen über Kulturrelativismus und Vorurteile. Themen, die mich in einem Land mit so großem Kulturgehalt sicherlich beschäftigen werden. "Ein Land mit größeren kulturellen Unterschieden hättest du dir wirklich nicht aussuchen können" habe ich schon mehrfach gehört. Wenn ich dann noch überlege, dass ich kein einziges Straßen- oder Bahnschild werde lesen können, muss ich mich eindeutig auf Rückschläge und anfängliche Verzweiflung einstellen. Das Verrückte ist nur: Wenn etwas so viel Neugier in dir weckt, fürchtet du dich nicht. An dieser Idee möchte ich festhalten.
Noch: 15 Tage
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