Von Politik, Facebook und Zimtschnecken
Und schon wieder ist eine Woche im langsam sehr herbstlichen Trzebiel vergangen...
Einen wunderschönen guten Tag an alle, die nicht die AfD gewählt haben! So viel will ich zu dem Thema eigentlich auch gar nicht schreiben, da hat jeder eine eigene Meinung zu. Ich muss zugeben, dass der Wahlkampf in diesem Jahr etwas an mir vorübergegangen ist. Aber beim nächsten Mal bin ich endlich als Wahlberechtigte dabei. Woohoo!
Zu berichten bleibt also von einer ehrlich gesagt recht ereignisarmen Woche, was auch meiner Erkältung zuzuschreiben ist. Highlight im OKiB war, als ich mit der Leiterin Gosia durch die über dreißig Dörfer der Gemeinde gefahren bin und Plakate aufgehangen habe, einmal zu einem Kabarett und zu einem Lauf, die beide im November stattfinden. Dafür habe ich auch Flyer und Eintrittskarten ausgeschnitten, sortiert und gestempelt, was eben so dazugehört. Ansonsten gab es nicht viel zu tun, gerade der Freitag bestand hauptsächlich aus Herumsitzen. Aber immerhin kann ich in der Zeit mit den Büchern der Bibliothek Polnisch lernen, was ich auch dringend nötig habe. Meistens benutze ich englische Wörterbücher dafür, ich habe mir auch selbst ein kleines gekauft mit der Überzeugung, wenn ich das Wort auf Englisch nicht kenne, werde ich es kaum auf Polnisch brauchen. Heute war eine Kindergartengruppe aus dem Ort zum Besuch. Marta aus der Bibliothek hat ihnen ein Buch über Farben vorgelesen und dann durften sie noch Bilder malen, während ich nebenbei ein wenig auf dem Klavier geklimpert habe. Auch kein schlechter Job. Wenn euch mal langweilig ist, könnt ihr gerne auf Ośrodek Kultury i Biblioteka w Trzebielu, der Facebookseite vom OKiB vorbeigucken, da wird alles (und ich meine wirklich alles) fein säuberlich dokumentiert. In Deutschland würde das unter Datenschutz fallen, aber in Polen landet man sofort im Internet, sobald man irgendwo auftaucht, da muss man sich erstmal dran gewöhnen. Mittwoch habe ich mich mit einem Mädchen aus Trzebiel getroffen, Kasia, sie ist wirklich nett und spricht beinahe akzentfrei Deutsch, was ich echt bewundere. Sie hat mir ein bisschem den Ort gezeigt und will nächste Woche auch mit zum Zumba kommen (ja, es wird wohl noch passieren, nur Geduld). Am Freitag kam dann, wie schon angekündigt, mein Freund Krzysztof zu Besuch. Von Krakau nach Żary sind es etwa 5 Stunden, die ich in anderthalb Wochen selbst auf mich nehmen werden. Das war auf jeden Fall ein tolles Wochenende und es ist irgendwie entspannend, beim Einkaufen und ähnlichen Erledigungen jemand Polnischsprachigen an seiner Seite zu haben. Samstagabend haben Krzysztof, Sonja und ich schließlich den zweiten Ausgehversuch gestartet. In das Havana Pub sind wir schon wieder nicht rein, haben dafür eine Bar daneben gefunden, in der das ohne Probleme geht. Dabei haben Sonja und ich extra Kleider angezogen! Das war ein netter, wenn auch wenig spektakulärer Abend. Ein bisschen deprimierend war es schon, als Krzysztof herzlich von einer Gruppe Jungs begrüßt wurde, die er im Zug hierher kennengelernt hatte, während wir bald drei Wochen hier wohnen und in Żary noch immer quasi niemanden kennen.
Und sonst so? Gerade habe ich recht viel Zeit, mich meinen Hobbys zu widmen, dem Malen und irgendwie auch dem Backen: Samstag gab es Zimtschnecken und gestern Muffins! Zum Glück ist bei uns auch reichlich Bedarf an jeder Art von Süßem... Vielleicht sollte ich noch etwas zum Thema Heimweh schreiben. Eigentlich ist das kein Problem... wie meine Vorfreiwillige Lisa sagte, als ich sie gefragt habe, ob ihr Polen fehlt: "Richtig vermissen kann ich etwas erst, wenn ich es nie wiedersehe, ich weiß ja, dass ich die Menschen und das Land immer besuchen kann." Auch wenn mir einige Sachen fehlen (eine Dusche mit vernünftigen Wassertemperaturen!), freut es mich eher, an Zuhause zu denken, als dass es mich traurig macht. Außerdem schreibe ich fast jeden Tag mit meinen Eltern und skype ab und zu mit ihnen, mit meinen Großeltern oder meinen Freundinnen. Außerdem muss ich sagen, dass die WG eine große Hilfe ist, allein in einem fremden Land zu sein, dessen Sprache man nur ansatzweise spricht, wäre nochmal eine ganze Ecke härter. Mein Respekt an die anderen Freiwilligen! Euch allen noch eine schöne hoffentlich erkältungsfreie erste Herbstwoche. Do następnego razu!