Von Fußballfrust bis kuschelige Enge
Lulu ärgert sich. Und das soll jetzt die Fußball-WM gewesen sein? "Nächstes Mal muss es endlich klappen!" Und ihre ersten drei Wochen in Polen gleichen auch mehr einer Achterbahnfahrt.
Seit meinem letzten Beitrag sind ein paar Tage/Wochen vergangen. Ich versuche einfach, eine Zusammenfassung zu schreiben.
Naja, dass mit der Fiesta für los Alemanes ist dann ja leider doch nichts geworden. Man verdammte Schei*e, nach dem Spiel hätte ich am Liebsten irgendetwas zu Boden geworfen, um mich abzureagieren. Am besten natürlich eine Plastikflasche, damit es keine Scherben oder anderen Müll gibt. Die Koordinatorin konnte mich während der ersten Minuten nach dem Abpfiff auch kein bisschen aufheitern: "Come on, it's not the end of the world!" - "What? Really?" Was man dem spanischen Freiwilligen zu Gute halten muss: Er war kein bisschen gehässig und hat eine ehemalige Freiwillige aus Deutschland und mich auch tröstend in den Arm genommen. :-)
Als die Deutschen dann das Spiel um Platz 3 gewonnen haben, war die Stimmung natürlich bedeutend besser. :-) Wenigstens dieses Spiel gewonnen. Aber das nächste Mal muss es endlich klappen!
Donnerstag vorvorletzte Woche habe ich zum ersten Mal und zusammen mit der Koordinatorin mein Projekt besucht und zum ersten Mal die Menschen kennen gelernt, die dort betreut werden. Als wir durch das Haus geführt wurden, bin ich den Grossteil der Zeit nicht aus dem Staunen gekommen: Die Skulpturen, Bilder etc., die von den Menschen angefertigt werden, sind wirklich sehr hübsch! Meine Chefin macht auch einen sehr freundlichen Eindruck und spricht sogar ein bisschen Deutsch, was am Anfang sehr hilfreich ist. Sie hatte die Idee, dass ich am nächsten Tag zusammen mit der Gruppe ins Kino gehen sollte. Bedeutete, dass ich mir Shrek 4 auf Polnisch angesehen habe. Bis auf "Hallo" und "Guten Tag" habe ich so gut wie nix verstanden. ;-) Aber es war trotzdem lustig. Danach bin ich mit der Chefin und einer Kollegin am Strand spazieren gegangen.
Am folgenden Montag war dann der erste richtige Arbeitstag. Und der war der berühmte Sprung/Wurf ins kalte Wasser: Zu Beginn sollte ich im Speisesaal die Tische decken, was mir eine Kollegin zunächst auf Polnisch erklärt hat. Sie hat dann nach wenigen Versuchen zwar Zeichensprache dazu genommen, aber an dem Morgen waren es nach dem Frühstück trotzdem zu viele Eindrücke für mich... Da tat es sehr gut, dass wir mit einem Teil der Gruppe schwimmen gegangen sind, zumal bei den mörderischen Temperaturen.
Die nächsten beiden Arbeitstage liefen schon viel besser. Wir sind wieder ins Schwimmbad gegangen und ich habe Steinchen für die nächsten Mosaikbilder bemalt. Meine Kollegin hat mir jeden Tag drei bis vier Vokabeln beigebracht.
Leider ist seit Donnerstag letzter Woche Urlaub in meinem Projekt, so dass ich in anderen Einrichtungen der Caritas geholfen habe. Schon ein komischer Gedanke: Wenn ich ab Mitte August wieder in meinem Projekt arbeite, werde ich mehr an anderen Orten gearbeitet haben als dort. Und am 7.8. geht es in ein Feriencamp für Kinder irgendwo in den Bergen in Südpolen.
Und nun zu meinen ersten Spracherfahrungen: HELP ! ! ! ! ! ! Das beschreibt ungefähr meine Gemütslage während der ersten Polnisch-Stunde. Die Aussprache war einfach viel zu schwierig. "Wie? Was? Pschm... Pschem... Nee, nicht." Eine Achterbahnfahrt in 90 min, denn es gab zum Glück doch Momente, in denen ich etwas verstanden habe. :-) Und mittlerweile ist es auch schon viel besser geworden.
So, die Unterkunft: Normalerweise lebe ich mit zwei anderen Freiwilligen in einer kleinen Unterkunft. Aber nicht, wenn an der polnischen Ostseeküste Saison ist. Der Vermieter einer anderen Freiwilligen-Wohnung hatte die tolle Idee, dass er diese vier Wände im Sommer an Touristen vermieten möchte. Bedeutet für uns: Mit vier Personen in einer Wohnung, die eigentlich nur für drei Leute gedacht ist. Noch dazu muss mein Mitbewohner, der ohne hin ein sehr schmales Zimmer hat, einen anderen Freiwilligen aufnehmen - kuschelige Enge halt. ;-)