Von Fledermäusen und Lebensmittelmessen
Rike87 lernt die Sprache der Fledermäuse kennen. Im Dunkeln macht sie sich auf den Weg, die Laute der Blutsauger zu bestimmen.
Nach einem scheinbar endlosen Winter wird es nun doch endlich mal warm und der Dauerregen hat auch vorerst nachgelassen. So macht die Arbeit draußen noch mehr Spaß, zumal wir angefangen haben, verschiedenes Gemüse zu sähen, auf dessen Ernte ich mich schon jetzt freue! Wir europäischen Freiwilligen haben unser eigenes Beet, dessen Pflanzplan wir schon mal angelegt haben, damit es bald richtig losgehen kann.
Die Conservation Group geht nun wirklich ihrem Ende entgegen. In letzter Zeit haben wir viel Gelände von Rhododendron befreit und ihn verbrannt. Das Problem an der Pflanze ist, dass sie sich ausbreitet wie Unkraut und nicht viel Lebensraum für Tiere bietet und einheimisch ist er natürlich schon gar nicht. Ironischerweise ist ein anderer Park vom National Trust hier ganz in der Nähe berühmt für seine Rhododendren, die in der Blütezeit viele Besucher anlocken.
Letzte Woche musste das Pontop Shed, ein kleines Holzgebäude, das als Büro der Gärtner und als allgemeiner Aufenthaltsort für Freiwillige dient, mal wieder saubergemacht werden, was natürlich die perfekte Aufgabe für europäische Freiwillige ist. Wir haben dabei einige Flaschen Wein und Bier gefunden, die schon seit der Weihnachtsfeier dort waren und erst mal auf den Tisch geräumt. Damit es nicht so langweilig wurde, haben wir auch noch das Radio angemacht, woraufhin einige Menschen der Ansicht waren, wir hätten eher gefeiert als aufgeräumt. Das stimmt natürlich nicht. Das Bier haben wir anderen Leuten gegeben und den Wein erst zu hause getrunken!
Am Donnerstag sind unsere Nachbarn auch endgültig ausgezogen und nun ist es wirklich sehr still in den Stables. Keine Hunde mehr, die abends bellen, keine Küchengeräusche und auch keine singenden Nachbarn mehr. Für uns ist es wirklich schade, für die zwei sicher schön, mal wieder in der Zivilisation zu wohnen. Lang allein sein werden wir allerdings nicht.
Letztes Wochenende war mal wieder Farmer’s Market, an dem wir, wie angekündigt, nicht geholfen haben, jedenfalls nicht direkt. Wir haben Kuchen verkauft zugunsten eines Projekts in Indien, dass den Regenwald wieder aufforstet und wo unsere ehemalige Chefin jetzt arbeitet. So weiß man wenigstens, dass das Geld ankommt. Nach einer Stunde hatten wir unsere drei Kuchen verkauft und konnten fröhlich nach hause gehen.
Am Sonntag waren wir im Kino, was an sich nicht weiter spannend war, aber unser Bus auf dem Weg zurück wollte und wollte nicht kommen. Offenbar gab es Probleme, weil das Lokalderby schlechthin stattfand – Newcastle United hat gegen FC Sunderland gespielt (und gewonnen, sonst hätten einige Menschen hier heute noch schlechte Laune). Dass so was den Nahverkehr lahm legen kann, ist mir irgendwie nicht einsichtig und wird es wohl auch nie sein (und mal ehrlich: wer kennt schon Sunderland?).
Inzwischen ist es sehr grün im Garten, aber leider wächst nicht nur, was wachsen soll, sodass auch das Unkraut jäten wieder begonnen hat, eine Endlosarbeit, die immerhin zwei Tage der letzten Woche ausmachte und sicher noch unschöne Ausmaße im Laufe des Frühlings und Sommers annimmt. Am Montag fand bei uns ein Bat Training statt, bei dem wir gelernt haben, verschiedene Fledermäuse zu unterscheiden und Fledermausdetektoren zu benutzen (ein Geraet, dass die Ultraschalllaute der Fledermäuse in für uns hörbare Laute überträgt). In Gibside gibt es wahrscheinlich alle Arten, die hier in der Gegend vorkommen, z.B. Zwergfledermäuse und große Abendsegler. Hinterher sind wir an Teichen und anderen Orten entlangspaziert, wo welche zu finden sein könnten, und haben einige sehen und bestimmen können. So ein Detektor ist wirklich ein praktisches Gerät. Fledermäuse singen nicht gerade wie Vögel, sie geben eher rhythmische Laute von sich, auch wenn einige nicht unbedingt viel Rhythmusgefühl haben. Aber den Fledermäusen zu lauschen ist trotzdem eine tolle Sache! Eigentlich wollten wir am Dienstag gleich eine richtige Bestandaufnahme machen, aber es war zu kalt, sodass wir das nächsten Montag (hoffentlich) nachholen.
Donnerstagabend waren wir in Newcastle und sind zufällig in eine Studentenkneipe mit Livemusik gestolpert und haben vielleicht Bands gehört, die bald auch in Deutschland bekannt sein könnten, wer weiß (die neuen Maxïmo Park...). Es war wirklich schön, mal wieder aus unserem Park rauszukommen, zumal die Musik wirklich gut war und das Konzert aufhörte, als wir sowieso zum Bus mussten. Gestern hatten wir frei und haben das Wetter genutzt, um spazieren zu gehen. Die Katzen haben im Garten gespielt und dabei ist ein sehr schönes Foto entstanden, was ich wirklich niemandem vorenthalten möchte! Heute fand in Gibside ein sehr großes Food and Drink Festival statt, das von einer lokalen Zeitung organisiert wurde (oder zumindest hätte werden sollen). Es gab über 50 Stände mit Lebensmitteln aus der Region und einige Köche haben ihr Können live vorgeführt. Leider habe ich davon gar nichts mitbekommen (geschweige denn vom Essen), da ich die ganze Zeit Autos eingewiesen habe und schon froh war, wenn ich mal eine Teepause hatte. Ich weiß nicht, wie viele Leute nun wirklich insgesamt kamen, aber es wird sich um mehrere tausend gehandelt haben. Da wir gar nicht so viel Parkplätze haben, wurde auch auf umliegenden Feldern geparkt und die Menschen in Shuttlebussen hin- und hergefahren. An solchen Tagen werden viele Leute Mitglieder beim National Trust. Normalerweise bekommt man dann ein sogenanntes „membership pack“, nur waren irgendwann keine mehr übrig. Ebenso die Eintrittskarten. Stattdessen wurden welche selbstgeschrieben.
Ich könnte noch mehr solche Dinge berichten, aber die meisten Besucher waren wirklich freundlich und verständnisvoll und offenbar hat es auch vielen gefallen. Naja, wenn ich dachte, dass Ostern stressig war, weiß ich wirklich nicht, was das heute war. Jetzt haben wir es immerhin überstanden und haben gleich noch ein bisschen Übung für die großen Konzerte im Sommer (5000 Leute pro Abend). Morgen machen wir einen Ausflug, aber ich denke, dass wir es eher ruhig angehen lassen werden...