Vom Winde verweht
Winter in Ungarn, Weihnachtsferien und Halbzeit
-18°C in Debrecen - aber ich habe mich entschlossen, doch das Land zu verlassen, anstatt den kalten ungarischen Winter im Thermalbad zu verbringen. Über die Feiertage bin ich zurück in die Heimat gereist und habe anschließend noch eine kleine England Tour mit einer anderen Freiwilligen aus Debrecen gemacht.
Allerdings habe ich trotzdem einiges vom ungarischen Winter mitbekommen und spüre es auch immer noch. Wir hatten schon einige Schnee- und Eiszeiten. Vor allem die Vorweihnachtszeit auf dem kleinen Weihnachtsmarkt in Debrecen war sehr schön. Beleuchtete, vereiste Bäume mit Schnee bedeckt und die Straßenbahn, die sich mitten durch das Geschehen schlängelt und natürlich immer mit am Start: die gelbe Kirche als Hauptplatz des Weihnachtsmarktes. Man findet dort hauptsächlich „forralt bor“ (Glühwein), diverse ungarische Gerichte, wie zum Beispiel Lángos (ein belegter Fladen, der in Fett gebacken wird; klingt widerlich, ist aber lecker, wenn man den richtigen Stand erwischtJ) und es werden handgemachte Dinge angeboten, wie Holzspielzeug oder verschiedene Dekorationen.
Diese Vorweihnachtszeit war gefüllt mit diversen Weihnachtsfeiern, entweder formell mit der Organisation oder eine interne Weihnachtsfeier unter Freiwilligen in unserer Wohnung. Dies war auch unsere erste „Hausparty“, zwar etwas eng, aber wir hatten viel Spaß und haben schon mal Silvester vorgefeiert mit zwölf Weintrauben. Das ist eine spanische Tradition bei der man jeweils eine der zwölf Trauben in den letzten zwölf Sekunden des Jahres isst. Kommt man nicht mit, bedeutet das Pech für das kommende Jahr. Aber wir haben ja nur vorgefeiert, also sollte keiner etwas zu befürchten haben.
Nach dieser Zeit ging es dann für mich erst Mal für zwei Wochen nach Deutschland zurück. Diese Zeit genoss ich sehr, denn ich verbrachte viel Zeit mit meiner Familie und traf Freunde. Erst dort habe ich realisiert, wie lange ich eigentlich weg war und wie schön es doch ist, mal wieder in seinem ursprünglichen Zuhause zu sein.
Danach verbrachte ich eine aufregende Woche in England: drei Tage Manchester, zwei Tage Stoke-on-Trent und letzten drei Tage in London.
Geschlafen haben wir in Hostels in Mehrbettzimmern, wo wir die verschiedensten Menschen auf unserer Reise getroffen haben: eine Estin, die von ihrer au-pair Gastfamilie rausgeschmissen wurde, ein Italiener, der einen riesigen Föhn plus Lockenstab für seine tägliche Bartpflege im Gepäck hatte; nicht zu vergessen natürlich der Bademantel mit Italienflagge. Außerdem einen Australier, der nur die Steckdosen nutzte und Lärm machte anstatt mit anderen zu kommunizieren, zwei Koreaner auf Europatour, mit denen wir viel Spaß hatten, indem wir versuchten gegenseitig unsere nicht aussprechbaren Namen auszusprechen und außerdem noch ein Spanier, der sein English in einem Monat verbessern möchte.
Im Großen und Ganzen war es eine sehr schöne Reise und wir haben viel von Manchester und London gesehen. Manchester vor allem hat sehr viel zu bieten und man kann die Stadt super entspannt erkunden, wo hingegen bei London schon ein gewisser Druck ist, was man alles sehen will, aber auch das haben wir gut gemeistert. Am liebsten gefiel mir das Flair und der Charme von Manchester allgemein und in London hatten wir eine sehr unterhaltsame Free tour und auch das East End hat es mir sehr angetan.
Schließlich war die kleine Flucht vor dem ungarischen Winter sehr erfolgreich, obwohl England mir dann doch gezeigt hat, dass es wirklich fast jeden Tag einmal regnet…
Zurück in Ungarn ist es allerdings noch eisiger, als im Dezember und man kann quasi zur Arbeit schliddern. Interessant und eigentlich auch umweltfreundlicher ist die Art der Eisvermeidung auf den Gehwegen. Auch wenn es nur an bestimmten Stellen benutzt wird, streuen die Ungarn Erde oder Sand auf die Wege.
Aber jetzt genug von der Eiszeit, denn genau heute am 1. Februar bin ich genau ein halbes Jahr in Ungarn und möchte mich an dieser Stelle einmal bei allen Menschen bedanken, die mich unterstützen und sich dafür interessieren, was ich hier mache, egal ob gemeinsam mit mir in Ungarn oder in Deutschland oder wo auch immer.
Ich bin wirklich sehr dankbar und hoffe, die nächsten 6 Monate werden genauso gut oder sogar noch besser.
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