Vilnius und litauischer Nationalstolz
Auf sieben Hügeln wurde Vilnius erbaut. Spalva betrachtet die Stadt von einem dieser Hügel aus: Hochhäuser stehen neben orientalischen Kirchen und Plattenbauten - vielfältiger kann eine Stadt kaum sein.
Ich sitze unter Bäumen im Schatten, wo der Wind die Blätter zum Surren bringt, meinen Körper kühlt und mich die Hitze der Stadt vergessen macht. Diese riesige Wiese, auf der ich mich befinde, ist mitten in Vilnius. Eigentlich ist es nicht nur eine Wiese, sondern eine kleiner Berg; einer der 7 Hügel Vilnius'! In dieser Eigenschaft, auf 7 Hügel erbaut zu sein, gleicht Litauens Hauptstadt sowohl Rom als auch Prag, wie mir eine stolze Bewohnerin bereits erklärte.
Von hier oben bietet sich mir ein Blick über die ganze Vielfalt dieser Stadt:
Ich sehe die roten Dächer der Senamiestis (Altstadt), einige Kirchtürme, mehrere modernste glaskästige Hochhäuser, die Kuppel zweier orientalisch anmutender orthodoxer Kirchen, die im Sonnenlicht glitzern und unzählige Plattenbauten in den grünen Ausläufern der Stadt und auf den anderen bewaldeten Hügeln.
All das ist Vilnius.
Ein hoch gewachsener, sportlicher, junger Mann geht an mir vorbei und als ich ihn erblicke, wird mir wieder einmal klar, warum Basketball hier der Nationalsport ist.
Auf dem Dach eines Gebäudes unweit meines derzeitigen Standpunktes weht die litauische Flagge (gelb, grün, rot) und auf den Straßen begegnen mir viele junge Menschen mit litauischen Trikots. Der litauische Nationalstolz auf ihr Land, das erst von genau 20 Jahren durch die längste Menschenkette der Welt durch ganz Litauen (die so genannte "chain revolution") die Unabhängigkeit von Russland erreichte, ist unübersehbar.
Als mir Jeva, eine Arbeitskollegin, ein youtube-Video von einem der berühmtesten litauischen Sänger zeigt, dessen bekanntestes Lied ein Loblied auf sein Vaterland ist, und ich Jeva erzähle, dass man in Deutschland in Zeiten ohne Fußball WM nicht stolz darauf ist, Deutscher zu sein, sieht sie mich an, als wolle sie Deutschen bemitleiden.