Viele schöne Erlebnisse und eine schlechte Nachricht
Die Situation im Projekt, ein anderes Osterfest und Naturerlebnisse
Nun beginne ich mal mit der schlechten Nachricht. Leider wurde am Donnerstag bekanntgegeben, dass ein Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Das Gute ist, immer noch zeigt kein Bewohner von Staffansgården Symptome, die auf das Virus hinweisen könnten. Somit wird man in der nächsten Zeit sehen, ob noch mehr infiziert sind. Die Werkstätten werden vermutlich bis August geschlossen bleiben. Jetzt sind seit der Schließung schon 10 Wochen vergangen und ich habe anfangs echt nicht gedacht, dass diese Situation so lange andauern wird. Immerhin wurde die Testkapazität vor kurzem angehoben. Somit können die Mitarbeiter und Bewohner, bei Symptomen, schnell getestet werden.
Das Osterfest war trotz der Pandemie und ohne Familie echt schön. Am Samstag vor Ostern gab es bei mir im Haus Osteressen und für den Nachmittag hatte ich eine Maulwurftorte gemacht. Am Ostersonntag waren Rasmus und ich zum Gottesdienst in der Kirche, der hier immer noch stattfinden kann. Man konnte aber sehr gut Abstand halten, da nicht viele Leute kamen und es eine große Kirche ist. Es wurde sogar das Abendmahl abgehalten, an dem wir aber nicht teilnahmen, auch wenn das Trinken aus einem Kelch ausgelassen wurde und nur Oblaten verteilt wurden. Am Abend waren wir zum Essen bei einer Mitarbeiterin eingeladen und haben vorher gemeinsam eine sogenannte Påsktipsrunda gemacht. Das ist hier eine typische Aktivität zu Ostern bei der man draußen Fragen beantwortet. Die Zettel mit den Fragen und Antwortmöglichkeiten wurden in größeren Abständen an Bäumen befestigt. Zwei solcher Quiz hatten wir ebenfalls für die Bewohner erstellt, eines mit Disneyfragen und eines mit Osterfragen. Somit konnten die Bewohner hausweise diese Runden gehen, da sich Bewohner von unterschiedlichen Häusern nicht treffen sollen. In der Woche danach haben wir Preise verteilt z.B. Ü-Eier, Caps, Socken usw.
Ansonsten verbringen wir jetzt viel Zeit mit einem Bewohner in der Weberei und Tischlerei. Er ist gerne dabei, verbreitet gute Laune und webt oft am Webstuhl. Mit ihm haben wir auch schon öfters Stockbrot an einem See gebacken, wobei es zu vielen lustigen Momenten kommt, wenn er Tiere imitiert z.B. die Schwäne auf dem See und anfängt zu singen. In der Weberei haben wir aufgehört Mundschutzmasken und Visiere herzustellen, da diese selbst gemachten jetzt nicht mehr zugelassen sind und die Einrichtung auch viele bestellen konnte. Aber trotzdem war es eine sinnvolle Arbeit für den Fall, wenn das Virus hier ausgebrochen wäre, als es noch einen Mangel an Schutzausrüstung gab. Nun stellen wir Mundpflege Stäbchen aus Holzstäbchen und Schaumstoff her und haben angefangen für uns selbst wiederverwendbare Stoffmasken zu nähen, die wir verwenden können, wenn wir zurück in Deutschland sind. In der Tischlerei arbeiten wir weiterhin am Insektenhotel, womit wir bald fertig werden sollten falls nichts schief geht.
Im Gemüsegarten waren wir damit beschäftigt Mist auf den Hochbeeten und dem Feld zu verteilen, das Ganze mit einer Bodenfräse einzuarbeiten, Unkraut zu jäten die Tomaten umzutopfen, die bald ins Gewächshaus gepflanzt werden können. Kopfsalat Sellerie, Lauch und Zwiebeln befinden sich jetzt auch schon draußen in der Erde.
Außerdem geht es fast allen Tieren auf dem Hof gut. Seit Anfang Mai gibt es hier wieder zwei Schweine, die leider immer im Stall herumliegen und schlafen, anstatt draußen zu sein. Die Hühner picken sich leider oft gegenseitig an und die sieben Rinder sind eines Nachts ausgebrochen. Sie wurden, 25km entfernt, bis auf eines wieder eingefangen. Daher haben wir den 3km langen Zaun gründlich kontrolliert und alle größeren Pflanzen und Äste in der Nähe des Zaunes entfernt.
Generell verbringe ich viel mehr Zeit in der Natur als zuvor in Deutschland. Wir wurden schon zweimal von Mitarbeitern zum Angeln auf dem Norra und Södra Dellen Seen eingeladen. Das eine Mal hatten wir auf einmal einen ca. 4/5kg Hecht im Boot, den wir jedoch kurz danach wieder in die Freiheit entließen.
Am 10. Mai hat es nochmal richtig viel geschneit. Der Schnee ist auch ein paar Stunden liegen geblieben. Allgemein hat es in der letzten Zeit hin und wieder geschneit und gehagelt. Was sich ebenso falsch für mich anfühlt ist, dass es jetzt gar nicht mehr richtig dunkel wird. Aber es ist auch beeindruckend. In der Nacht steht die Sonne so niedrig unter dem Horizont, sodass der Himmel dunkelblau erscheint und man oft die ganze Nacht Abend/Morgenrot sehen kann. Daher müsste man eigentlich von Dämmerung anstatt von Nacht sprechen. Die Sonne geht jetzt um 22:10 unter und um 3:31 wieder auf. Das alles kann man unter freiem Himmel viel besser beobachten. Daher haben wir passenderweise an Himmelfahrt auf einem Berg in einer Windschutzhütte übernachtet. Bei drei Grad war es noch ein wenig kalt aber man hatte eine super Aussicht.
Samstag haben wir sozusagen eine Bärensafari gemacht, aber ohne Erfolg hinsichtlich Bärensichtungen. Hier in der Nähe soll es ein paar Braunbären geben und in einem anderen Dorf namens Los und Umgebung sollen sich richtig viele aufhalten, also sind wir die 80km dorthin gefahren. Im Dorf haben wir uns aber auch eine Kobaltgrube angeschaut und auf dem Rückweg ein Wasserkraftwerk und ein 2018 abgebranntes Waldgebiet angesehen. Dort soll sogar der größte von den Waldbränden 2018 gewesen sein. Das war echt beeindruckend aber trostlos anzusehen. Immerhin scheinen dort wieder ein paar Tiere Nahrung zu finden, denn es liefen dort zwei graue Hasen herum und vereinzelt bedecken Moose und weitere kleine Pflanzen den Boden wieder. Ich hoffe dieses Jahr wird nicht allzu trocken werden. Heute war es mit 20 Grad schon richtig warm und am 24.Juni steht schon Midsommar, das zweitgrößte Fest in Schweden, bevor.