Viel gesehen, viel gelernt, viel gegessen
Hallo, ich bin gut in Italien angekommen und freue mich nun auf das Kommende.
In meiner ersten Woche in Italien ist viel passiert. Ich habe das Gefühl, schon viel länger mit den fünf anderen Freiwilligen hier in Viterbo zu leben.
Viterbo ist eine Stadt in Mittelitalien, nördlich von Rom. Mit einer schönen Altstadt, welche von einer eindrucksvollen Stadtmauer umrundet gute Möglichkeiten zum Bummeln bietet. Wir, sechs Mädchen aus sechs verschiedenen Nationen, wohnen außerhalb der Stadtmauern in einer großen Wohnung, welche u.a. aus drei Schlafzimmern, einem Balkon und einem großen Wohnzimmer besteht. Ein Nachteil dieser Wohnung ist, dass, wenn wir beispielsweise einen Kuchen oder Lasagne im Ofen zubereiten wollen, gibt es jedes Mal einen Kurzschluss und die Wohnung hat keinen Strom mehr. Doch durch Improvisation und Geduld können wir noch auf den Ofen verzichten. Aus der Lasagne wurde einfache Pasta mit Gemüsesoße und statt Kuchen wurde gemeinschaftlich Tiramisu zubereitet.
Ich lebe, wie schon erwähnt, mit fünf Mädchen zusammen. Lilla aus Ungarn, Sophy aus Georgien, Rana aus Palästina, Diana aus der Ukraine und Inês aus Portugal sind alle mindestens vier Jahre älter als ich, haben studiert und zwei von ihnen arbeiten schon seit ein paar Jahren. Trotz der Tatsache, dass ich die Jüngste bin und als Letzte dazu gestoßen bin, wurde ich herzlich begrüßt und sofort in die Gruppe aufgenommen.
Die ersten beiden Wochen meines Freiwilligendienstes dienen zur Eingewöhnung, Orientierung und zum italienisch lernen. Drei Mal die Woche haben wir Italienischunterricht mit Francesco, welcher sich große Mühe gibt, trotz der großen Unterschiede in unseren Italienisch-Kenntnissen, uns einen Einstieg in die Sprache zu geben. Dennoch ist jeder selbst verantwortlich, sich in der freien Zeit eigenständig mit der Sprache zu beschäftigen und so schnell wie möglich wenigstens Basiskenntnisse zu erlangen. Diese Basiskenntnisse brauchen wir für unsere Arbeit in der fattoria, der Farm und in der Einrichtung für körperlich und geistig behinderte Menschen in Montefiascone. Letzten Freitag haben wir uns schon erstmalig für ein paar Stunden auf der Farm gearbeitet. Wir wurden in drei Gruppen eingeteilt und mussten Unkraut jäten, Paprikapflanzen anbinden und Knoblauch zum Verkauf reinigen und sortieren. Diese Farm besteht aus einem Olivenhain, Beeten mit Erdbeeren, Paprika, Erbsen und Kräuter, Pfirsichbäumen, Hühnern, Eseln, einem Pferd und vielen kleinen süßen Katzen. Uns wurde erklärt, dass wir in der ersten Zeit in allen Bereichen der Farm arbeiten werden und uns dann für einen Aufgabenbereich entscheiden können. Unsere Aufgaben bestehen außerdem aus der Interaktion mit den geistig behinderten Menschen, welche auf der Farm angestellt sind und mit Personen, für welche die Arbeit auf der Farm Teil ihrer Therapie darstellt.
In Montefiascone, wo wir zwei bis dreimal die Woche arbeiten werden, haben wir bald unsere ersten Einarbeitungstage. Vollständig eingebunden werden wir Anfang September, ab da arbeiten wir 35 Stunden die Woche, abwechselnd auf der Farm und in Montefiascone.
Natürlich haben wir auch schon einen ersten Wochenendausflug unternommen. Am Samstag, den 08. Juli ging es nach Rom. Eine wunderschöne Stadt, um diese Jahreszeit leider viel zu vollgestopft mit Touristen und viel zu heiß. Jede Kirche, jede Kathedrale, jeder öffentliche Wasserspender eine willkommene Abkühlung. In der Mittagszeit zogen wir uns also in einen Park in den Schatten zurück, dösten ein bisschen und lauschten der Gitarrenmusik eines älteren Herren. Der nächste Ausflug nach Rom wird höchstwahrscheinlich erst im September stattfinden. Zu dieser Jahreszeit sind weniger Touristen in Rom und die Temperaturen lassen auch mal längere Aufenthalte in der Sonne zu.
Das gemeinsame Reden und Kochen in unserer WG finde ich vor allem jetzt in der Anfangsphase sehr informativ und lehrreich. Manche Fragen, wie: „Darf man in Palästina…?“, „Welche Vorurteile kursieren bei euch über Deutschland?“, „Warum hast du Psychologie studiert?“ oder „Wie seht ihr euch selber?“ haben mich überrascht, mehr noch haben die Antworten mir gezeigt, welche Vorurteile ich vielleicht gegenüber anderen Kulturen und gegenüber Vorurteile der anderen gegenüber den Deutschen hatte.
Auch habe ich die Reisefreiheit innerhalb Europas immer als selbstverständlich genommen, die Freiwilligen aus Georgien, Palästina und der Ukraine hingegen mussten viel für ihr Visa nach Italien zahlen.
Mir gefällt es in Italien. Noch stellt die Sprache eine Herausforderung für mich dar, von welcher ich denke, dass ich sie bewältigen kann. Außerdem bin ich gespannt auf die kommende Arbeit auf der Farm und in Montefiascone.