Une semaine tres belgique
Hallo Ihr,
Hallo Ihr,
ich bin seit dem 13. Februar in Belgien und zwar in einer wallonischen Kleinstadt namens Marche-en-Famenne. Dafür musste ich 12 Stunden mit der deutschen Bahn durch Deutschland fahren, was mich mehrmals einem Herzinfarkt nahe brachte. Halb neun wurde ich von meiner Gastfamilie und Sylvie - der Organisatorin von Miroir Vagabund - total herzlich begrüßt.
Wir wohnen hier ein paar Meter vom Bahnhof entfernt, man hört ihn zwar, aber komischerweise stört mich das nicht. So habe ich wenigstens nicht das Problem, nachts noch ewig nach Hause zu laufen. Obwohl Marche eher klein ist, habe ich eigentlich eine tolle Kleinstadt bekommen, denn da Belgien so klein ist und die zwei Hauptzugstrecken der Wallonie auch hier halten, bin ich innerhalb von anderthalb Stunden in Brüssel. Dort kann ich bei der ältesten Tochter Audrey (20) schlafen, denn sie studiert dort. Außerdem gibt es noch Jocelyne (Mama, auch irgendwo beim Miroir angestellt); Jean-Maria (Papa), Maude (17, macht gerade Abi) und Mailys (zehn Jahre alt und total eifersüchtig). Und es gibt noch einen Hund und eine Katze. Mit den beiden älteren Töchtern komm ich ganz gut klar, aber Mailys nervt total. Da alle gleich am ersten Abend noch überlegt haben, wie viel ich wohl zunehmen werde, habe ich beschlossen, etwas Sport zu machen und so ist es ganz leicht für Jocelyne mich zu ihren Gymnastikkursen zu schleifen.
Meine Organisation, Miroir Vagabond, zählt stolze 27 Mitarbeiter von denen fast alle um die 25 Jahre alt sind. Sie ist nicht nur auf viele Dörfer verteilt, sondern ihr Aufgabenbereich ist weit gespannt. Der geht von der Heranführung an neue Medien (Computer et cetera) - mein Projekt - über Französischkurse in der Bibliothek (Alphabetisierung) zu Kinder- und Jugendtheater.
Aber ich suche hier vergebens die deutsche Arbeitseinstellung. Irgendwie ist hier immer ein bisschen Langeweile und dazu kommt noch, dass ich entgegen meiner Hoffnungen die erste Freiwillige bin. Dadurch wissen sie noch weniger, was ich tun kann. Und ich kann sie mit kleinen Sachen total glücklich machen zum Beispiel mit Serienbriefen, weil die doch heute tatsächlich an die 80 Briefe mit der Hand adressieren.
Da Belgien noch irgendwas von der südeuropäischen Lebenseinstellung abbekommen hat, fängt hier alles erst um neun an. Das ist sehr schön, denn da kann ich lange schlafen. Dafür geht es aber abends auch bis 17 oder 18 Uhr, was aber nicht schlimm ist, denn alle Kurse beginnen folglich erst um 18 oder 19 Uhr. Da ich mittwochsfrüh frei habe, muss ich samstagnachmittags nochmal ran.
Außerdem habe ich montags von 9 bis 16 Uhr Sprachunterricht. Der ist ganz schön langweilig... und es nervt mich, nix sinnvolles zu wiederholen, aber besser als gar nichts. Ansonsten ist es toll, wie gut mein Französisch funktioniert und gelobt wird es auch alle paar Minuten.
Das einzig blöde ist, dass es nur regnet - ich glaube nicht, dass Belgier die Sonne kennen.