Und der Winter so: Denkste!
Über voreiliges Frühlingseinläuten und Kontaktpersonenquarantäne
Tja, da war ich wohl etwas voreilig darin, den Frühling auszurufen. Wie gerne hätte ich im neuen Eintrag aus Goethes Faust zitiert und die letzten Schneereste einfach verschwinden gesehen, aber das was in den letzten Tagen wieder runtergekommen ist kann man nun wirklich nicht als schwachen Winter oder Rest bezeichnen.
Letzte Woche und am Wochenende waren wir soweit, dass fast alles weg war. Bei einem Ausflug ans Meer an der Küste von Saulkrasti am Samstag trieben zwar noch Eisbrocken in den Wellen, aber der Strand war schneefrei. Das einzig weiße war der gefrorene Brandungssaum. Es war super windig und kalt, aber eben (fast) schneefrei! Am Sonntag fing es dann wieder an...
Die ersten Flocken sind in den letzten Tagen und Nächten oft weggetaut. Aber eben nur oft, ein bisschen ist auch immer liegen geblieben und wenn man nachts aufwacht, aus dem Fenster schaut und sieht, dass es schneit, ist es inzwischen so weit, dass das die Lust, am nächsten Morgen aufzustehen, eher schmälert als steigert. Andererseits lag in Ikskile meist weniger Schnee als in Riga und tagsüber war es ungefähr 1 bis 2 Grad plus, sodass es abends auch schon wieder halbwegs erträglich war. Meine Mitfreiwillige hat sich zwar immer noch beklagt, aber sie hat den Winter inzwischen so gründlich satt, dass ihr Jammern kein Maßstab für die objekive Schneemenge mehr ist.
Heute Nacht und vor allem heute Nachmitag hat es aber so viel geschneit, dass man echt nicht mehr von Frühling reden kann! Innerhalb von ungefähr einer Stunde sind fast 10 Zentimeter Schnee gefallen in großen, nassen Flocken!! Die Sicht war zwischenzeitich geschätzt bei 20-30 Metern, wenn einem nicht gerade eine Flocke ins Auge geweht ist, was bei der Dichte nicht so unwahrscheinlich war. Jetzt sieht es hier am 10. März wieder genauso aus wie schon am 10. Januar und am 10. Februar. Dadurch, dass wir bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt sind hat sich das ganze auf nicht geräumten Bürgersteigen (wie auch räumen?!?!) schnell zur Rutschpartie entwickelt. Aber auch jetzt gab es kein Verkehrschaos, dabei müssen die Straßen mindestens genauso glatt gewesen sein!
Während dieses krassen Schneefalls war ich fasziniert und beeindruckt, sowohl von der Coolness lettischer Autofahrer*innen als auch von dem weißen Nichts, was der Schnee gebracht hat, weil man nur noch die nächste Umgebung wirklich sehen konnte, aber jetzt kann ich meiner Mitfreiwilligen auch nur zustimmen: ich will Frühling! Klar sieht es schön aus vor dem Fenster und ja, es ist schon wieder mehr Schnee als gewöhnlich in meiner Heimat überhaupt im Winter fällt, aber irgendwie reicht es auch langsam. Immerhin: die Tage sind länger als im Januar und Februar. Und, wie meine Mitfreiwillige resigniert aber zutreffend festgestellt hat, die Schlitten, die jetzt natürlich wieder mit in den Kindergarten genommen werden, lassen sich besser ziehen wenn mehr Schnee liegt. Und die Matsche ist wieder gefroren und bedeckt. Aber trotzdem....
Im Kindergarten zieht Corona aktuell indirekt seine Kreise, letzte Woche ist eine Teacher als Kontaktperson in Quarantäne gegangen, diese Woche noch eine weitere. Im Zusammenspiel mit Ausfällen wegen kranken Kindern oder Homeschooling spannt das die Personaldecke spürbar an. Das bedeutet auch für uns schnell 1-2 Stunden mehr in der Woche und zwischendurch auch mal mit einer Gruppe alleine sein, aber das ist mir lieber als selbst in Quarantäne zu sein.
Gerade wird hier darüber diskutiert, die Corona-Regeln anzupassen und für einige Wochen noch einmal zu verschärfen, damit der Abwärtstrend der Infektionszahlen beschleunigt und einer dritten Welle vorgebeugt wird. Im Mai werden dann deutliche Lockerungen und eine Entspannung der Gesamtsituation von lettischen Expert*innen erwartet. Mal abwarten, was das bedeutet. Aber gerade kann man sich die Zeit ja wieder mit Schlitten und Ski fahren oder Schneebalschlachten vertreiben...
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