Über die Herkunft des Osterfestes
Von Frühlingsriten, religiösen Hochfesten und Osterhasen...
Na, heute schon auf Eiersuche gewesen ? ;) In der westlichen, vorwiegend christlichen Welt ist das Osterfest mit all seinen Traditionen und Bräuchen gar nicht mehr aus dem Jahreskreislauf wegzudenken und nicht nur Kinder fiebern dem positive Energie versprühenden Feiertag jedes Jahr entgegen. Auch wenn der Sinn vieler Symbole und Ritualen durch Kommerz und eine sich rasant verändernde Gesellschaft verloren gegangen ist oder sich gewandelt hat, wissen doch die allermeisten Menschen, dass Ostern irgendwas mit Kirche und Christentum zu tun hat. Aber wusstest du, dass ein vergleichbares Fest schon viel viel früher, lange bevor Jesus gelebt oder der Hase zum Überbringer von bunten Eiern erklärt wurde, existierte? Lasst uns gemeinsam auf eine kleine Zeitreise gehen, zurück zu den Anfängen eines heidnischen Brauches, der nicht nur einmal uminterpretiert wurde...
Begeben wir uns zunächst in eine Zeit lange vor dem Nullpunkt unserer Zeitrechnung. Germanische Stämme in ganz Mittel- und Westeuropa orientieren ihr ganzes Leben am Zyklus der verschiedenen Jahreszeiten, welche ihnen sagen wann es Zeit ist sich für den Winter einzudecken, wann die ersten Samen gesät und wann die Erträge geerntet werden können. Druiden, die damaligen spirituellen Anführer, versuchen ihren Stämmen durch regelmäßige saisonale Feste emotionalen Halt zu vermitteln, welcher gerade nach den langen dunklen Wintermonaten dringend von Nöten ist. Als eines dieser Feste entwickeln sich die Feierlichkeiten zur Verehrung verschiedener Fruchtbarkeitsgöttinnen, insbesondere der germanischen Göttin der Fruchtbarkeit und des Frühlings Eastre (oder Eostre), zur Feier der Tag und Nachtgleiche rund um den 21. März als Feier des Frühlingsbeginns. Aus dem Namen der Göttin Eastre leitete sich höchstwahrscheinlich der Name dieses Festtages ab: Ostare, was ja schon verblüffend stark nach Ostern klingt. Für die germanischen Jäger und Bauern war Ostare ein Fest der puren Freude, des Neubeginns und der Hoffnung auf eine wärmere und hellere Jahreszeit, des Nachwuchses und der Aussaat.
Zu anderer Zeit und in einem völlig anderen Teil der Welt entstand derweil das Judentum als die älteste der drei großen monotheistischen Weltreligionen und auch hier begegnen wir einem Verwandten des christlichen Osterfestes: dem Pessach (oder Passah/pascha) Fest. Dieses wird von Juden in der ganzen Welt am 14. Tag des jüdischen Frühlingsmonats Nisan gefeiert und erinnert an den Exodus, den Auszug der Israeliten aus Ägypten und ihre Flucht aus der Sklaverei. Bereits im alten Testament des Christentums, beziehungsweise der jüdischen Tora, ist dabei von Symbolen wie dem Lamm oder dem Brauch ungesäuertes Brot zu essen die Rede, welche ihren Weg bis in die heutige Zeit gefunden haben.
In der christlichen Theologie schließlich stellt das Osterfest als Feier der Auferstehung Jesu Christus und der Erlösung der Menschheit von allen Sünden das wichtigste Fest im Jahreskreis dar. Jesus war ja bekanntermaßen jüdischer Abstammung und der Überlieferung nach fielen die Ereignisse der Karwoche, wie der Palmsonntag, der Gründonnerstag mit dem letzten Abendmahl, seine Kreuzigung am Karfreitag und die Auferstehung von den Toten am dritten Tag, dem Ostersonntag, in das einwöchige Pessachfest und sind somit im Neuen Testament eng mit diesem verbunden. Dem christlichen Osterfest geht eine vierzigtägige Fastenzeit, beginnend am Aschermittwoch, voraus und die österliche Freudenzeit endet so richtig eigentlich erst fünfzig Tage nach dem Ostersonntag, an Pfingsten.
Woher kommt aber jetzt genau der Name „Ostern“? Dazu gibt es unzählige Theorien und Ansätze. Eine Version besagt zum Beispiel, dass er sich von dem oben erwähnten heidnischen Frühlingsfest Ostare ableitet. Als in den ersten paar Jahrhunderten unserer Zeitrechnung die Kirche sehr um dieKonvertierung der „Heiden“ zum Christentum bemüht war, machte sie sich einige der bereits existierenden Feste in leicht abgewandelter Form zum Nutzen und zwang ihnen ihre eigenen Interpretationen auf. Aus dem christlichen Auferstehungsfest welches, an das jüdische Pessachfest geknüpft, nahe an der Feier von Ostare lag, wurde ganz einfach ein Fest namens Ostern. Nach einer anderen Version leitet sich das Wort „Ostern“ von der Himmelsrichtung Osten ab, in welche die Frauen als erstes blickten, nachdem sie das Grab Jesu am Ostersonntag leer auffanden. Wieder andere meinen, das Wort käme vom gallo-fränkischen Ausdruck „Austro“ für Morgenröte, was wiederum an die Situation am Ostermorgen erinnern sollte. Nach einem relativ aktuellen Ansatz könnte es sich aber auch vom nordgermanischen „austr“ („begießen“) oder „ausa“ („gießen“) ableiten, wodurch ein Bezug zu den traditionell in der Osternacht stattfindenden Taufen hergestellt wird.
Interessant ist auch zu wissen, dass es bis zum vierten Jahrhundert keinen wirklich festgelegten Termin für das Osterfest gab und die Bischöfe und Äbte entschieden über den genauen Tag nach ihrem eigenen Ermessen. Erst das Konzil von Nicäa 325 einigte sich auf eine einheitliche Errechnung des Datums: der Ostersonntag fällt seitdem immer auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühlings TagundNachtGleiche am 21. März und kann damit frühestens am 22. März und spätestens am 25. April stattfinden.
Kommen wir zum Schluss noch auf den Ursprung ein paar der wichtigsten Symbole zu sprechen, die wir unausweichlich mit Ostern verbinden. Da wären beispielsweise die bunt gefärbten und bemalten Eier, die jeder am Ostersonntag so gerne sucht und findet. Dass das Ei irgendwie ein Zeichen für neues Leben ist, ist relativ offensichtlich. Aber da gibt es noch ein paar andere interessante Hintergründe. Früher fielen Eier beispielsweise zusammen mit Fleisch unter das strenge Abstinenzgebot der Fastenzeit und durften zwischen Aschermittwoch und Ostern nicht verspeist werden. Da man einer Henne ja schlecht die Sache mit dem Fasten erklären kann, fielen in der Karwoche verlässlich Unmengen an Eiern an, die mangels eines Kühlschrankes zur Konservierung hartgekocht und zur Unterscheidung von den rohen Eiern rot eingefärbt wurden. Warum rot? Das könnte eine Anspielung auf das vergossene Blut Jesu gewesen sein, oder auch einfach nur praktische Gründe gehabt haben. Fakt ist, dass die kunterbunten Eier von heute erst deutlich später auftauchten und Eiern aus Plastik oder Schokolade hatte man im Mittelalter natürlich auch noch nichts gehört...
Eines der größten Rätsel rund um österliche Bräuche ist wohl der Ursprung des Hasen als Überbringer der Ostereier und hier findet man auch die wildesten Theorien. Interessanterweise war es aber nicht immer und in allen Kulturen ein Hase, der diesen Job hatte. In Konkurrenz mit anderen Tieren wie dem Storch, dem Kuckuck, dem Hahn oder dem Fuchs setzte er sich jedoch letztendlich durch. Aufgrund seiner starken Vermehrungsrate steht der Hase schon jeher als Symbol für Fruchtbarkeit und neues Leben und wurde dadurch in manchen Kulturen sogar als heiliges Tier, beispielsweise der griechischen Fruchtbarkeitsgöttin Aphrodite oder eben der germanischen Eastre, verehrt. Dieser Hype ging tatsächlich so weit, dass im alten Rom Hasenbraten gewissermaßen als Wundermittel für alle Nachkommensprobleme angepriesen wurde und so mancher Römer sich aus Hoffnung auf einen (männlichen!) Nachkommen regelmäßig Kanickelfleisch vorsetzen ließ. Eventuell gab es zu Zeiten in denen Ostare als großes Frühlingsfest begangen wurde sogar Verbote, die heiligen Tiere zu anderen Zeiten als rund um dieses Fest zu verspeisen. Die katholische Kirche hat da allerdings noch eine ganz andere Interpretation in petto: wegen seiner Eigenart mangels Augenlieder mit offenen Augen zu schlafen, wurde der Hase kurzerhand zum Symbol ständiger Wachsamkeit und ewigen Lebens erklärt.
Osterlamm und Osterfeuer sind wieder deutlich tiefer im christlichen Glauben verwurzelt. Während das Lamm als Unschuldssymbol für Jesus und seinen Tod in Unschuld steht und gleichzeitig eine Anspielung auf das jüdische Pessachfest ist, bei dem traditionell ein Lamm geschlachtet wurde, steht das Feuer für die Auferstehung und das Licht und die Wärme, die Jesus als Gottes Sohn auf die Welt gebracht hat. Gleichzeitig war es aber auch schon zur Zeiten in denen Ostare als ein Frühlingsfest gefeiert wurde üblich, mit einem großen Feuer die Kälte und Dunkelheit des Winters zu vertreiben.
Es würde mich sehr interessieren eure Meinung zu diesem Thema zu hören. Welche Osterbräuche praktiziert ihr regelmäßig, welche habt ihr vielleicht im Ausland neu kennengelernt? Letztendlich ist Ostern in heutiger Zeit in vielen Ländern doch vor allem eines: ein Fest der Freude und Liebe, des Lichts und der zurückkehrenden Energie. Und das können wir gerade in diesem Jahr wohl alle gut brauchen...
Verwendete Literatur (letzter Zugriff auf alle Internetquellen am 4.4.21):
- http://www.ostern-mit-dem-osterhasen.de/ostern.html
- https://cms.vivat.de/themenwelten/jahreskreis/ostern/bedeutung-hintergrund.html
- https://www.ndr.de/ratgeber/Ostern-Die-Bedeutung-der-Feiertage,osterfeiertage2.html
- https://www.hallofamilie.de/ostern/1259-ostern/
- https://ostern-feiern.de/ostern.html
- https://www.geo.de/geolino/mensch/3690-rtkl-ostern-bunte-eier-warum-eigentlich
- https://www.questico.de/magazin/spiritualitaet/ostersymbole.do
- https://cms.vivat.de/themenwelten/jahreskreis/ostern/osterhase-bedeutung-herkunft.html
- https://www.deutschlandfunkkultur.de/eine-kulturgeschichte-des-osterhasen-vom-papst-gebannt-und.1278.de.html?dram:article_id=414516