Tramvai und Trolleybus
Ich darf mich glücklich schätzen, in einem Stadtviertel in Bukarest zu wohnen, in dem der öffentliche Personennahverkehr rege funktioniert. Irgendetwas kommt immer, die Straßenbahn (Tramvai), ein Trolleybus (elektrische Busse mit Oberleitung) oder ein ganz normaler Bus. Man wird feststellen, dass diese Art der Fortbewegung die Menschen einander näher bringt. Denn die Busse und Bahnen sind - wovon manche Verkehrsunternehmen in Deutschland nur träumen können - immer voll. Rappelvoll.
Ich darf mich glücklich schätzen, in einem Stadtviertel in Bukarest zu wohnen, in dem der öffentliche Personennahverkehr rege funktioniert. Irgendetwas kommt immer, die Straßenbahn (Tramvai), ein Trolleybus (elektrische Busse mit Oberleitung) oder ein ganz normaler Bus. Man wird feststellen, dass diese Art der Fortbewegung die Menschen einander näher bringt. Denn die Busse und Bahnen sind - wovon manche Verkehrsunternehmen in Deutschland nur träumen können - immer voll. Rappelvoll.
Anfangs dachte ich, dass Rumänen vielleicht besonders gern auf Tuchfühlung gehen. Womöglich sind auch die Busse kleiner und deshalb stehen die Menschen enger beisammen (aber die Fahrzeuge sind zum Teil aus Deutschland, das kann also nicht der Grund sein). Es sind einfach nur mehr Leute mit den Öffentlichen unterwegs.
Fahrad fahren ist hier weniger üblich, vielmehr lebensgefährlich, da es keine sicheren Wege gibt und die Autofahrer alles andere als rücksichtsvoll sind. Ich sah bis jetzt nur vereinzelt Männer auf einem Rad. Keine einzige Frau! Außerhalb der Stadt ist es etwas anderes, da fahren weniger Busse und man bzw. frau greift zwangsläufig zum Rad.
Um in der Stadt eine Haltestelle zu finden, braucht man oft einen gewissen Instinkt, denn nicht immer gibt es Haltestelleninseln in der Mitte der Straße oder Wartehäuschen. Und schon gar keine deutlichen und einheitlichen Haltestellenschilder. Im Gegenteil. Es gibt zwar welche, aber die sind mit dem bloßen Auge und von fern kaum zu erkennen. Wenn irgendwo mehrere Leute zusammenstehen, ist das schon ein gutes Zeichen. Man achte aber darauf, dass sie sich nicht vor einem Geschäft versammelt haben oder nur eines Gespräches wegen.
Anfangs habe ich mir bestimmte Haltestellen daran gemerkt, dass dort die Bordsteine aufgebrochen waren. Solche und andere Zeichen sind bei der Haltestellenfindung immer recht hilfreich. Und sollten die Bordsteine irgendwann repariert sein - nun, irgendetwas wird immer gebaut. In Tram oder Bus bewegen sich die meisten Leute bereits mindestens eine Station vor dem Aussteigen in Richtung Tür, damit sie sicher gehen, auch hinauszukommen. In Anbetracht der Massen in und an der Bahn geht es aber sehr gesittet und höflich zu.
Das gebieten auch die Umstände an den Haltestellen. Bukarest hat einige große breite Straßen. Dagegen fallen die Haltestellen-Gehsteige sehr schmal aus, kaum über einen Meter (da bleibt nicht viel Platz zwischen Nase und Tram!). Und wenn nun zum Beispiel am Bucur Obor, wo ein riesengroßer Markt ist, viele Leute aus und einsteigen wollen, kann das oft mehrere Minuten in Anspruch nehmen, denn zur Schmalheit der Haltestelleninsel (wo natürlich erst recht kein Platz ist für sichernde Geländer) kommen noch jene breite Straßen hinzu, die selbige Insel vom rettenden anderen Fußgängerufer trennen.
Meist sind diese Stellen mit einer Ampelschaltung versehen, die alles andere als automatisch auf Rot schaltet, wenn eine Bahn hält. Und den Autofahrern ist das erst recht egal. Man setze in Bukarest also nie blindlings einen Fuß auf die Straße, wenn man aus Bus oder Bahn aussteigt! Die Fußgängerampeln selbst sind oft gut versteckt, weit abseits vom eigentlichen Übergang und sehr klein.
Jedenfalls: Das Volk staut sich auf dem dünnen Steig und kann kaum vor oder zurück bzw. weder raus noch rein und alles drängelt sich und drückt, quetscht, schiebt - man steht und wartet, bis sich das ganze Knäuel langsam auflöst, weil Einige es doch schaffen, die Straße zu überqueren oder in die Bahn zu gelangen. Dass nichts Schlimmeres passiert und jemand vor ein Auto gestoßen wird, kann man wohl nur der besonderen Gelassenheit der Rumänen zuschreiben, die ihnen hilft, besonders widrige Umstände voller Höflichkeit und Einsicht ins Unabänderliche zu ertragen. So kann es einem aber auch des öfter passieren, dass Aussteigende den Einsteigenden ihre Fahrkarte in die Hand drücken wollen. Was sich in Berlin manche erbetteln müssen, wird einem hier ungefragt angeboten. "Vreti bilet?" Das erste Mal dachte ich, dieser jemand will mir was Böses. Oder mich warnen, dass eine Kontrolle in der Bahn stattfindet (am besten fährt man eh mit einem Monatsabonnement). Aber nichts davon - einfach die Nächstenliebe zum Mitmenschen bzw. -fahrer bewegt die Leute, ihre Fahrkarte zu verschenken. Das nenne ich Solidarität!