„This is a developing country, you came here to experience it!“
Gesundheits-Check Tag 1
Heute auf dem Plan: Gesundheits-Check für das Visum
Wie schon in meinem letzten Beitrag vermutet, schreit der heutige Tag geradezu nach einem neuen Eintrag in meinem Blog!
Leider habe ich diesmal keine Bilder machen können, in einem Krankenhaus ist das nicht so gern gesehen. Trotzdem versuche ich euch alles genau zu beschreiben:
Treffpunkt: 8.00 Uhr (wer hat sich denn diese Zeit ausgedacht?!) an einer mir unbekannten Ecke mit einem der vielen 'Andy`s Pizza'-Restaurants. Nach Marianas Auskunft ganz einfach zu finden, ich müsste ja nur einmal den Bus wechseln und aussteigen, sobald ich ein 'Andy`s Pizza' sehen kann. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass für Mariana wirklich alles ganz einfach zu finden ist und ich (Kleinstadtmensch) über keinen sehr ausgeprägten Orientierungssinn verfüge?
Um auf Nummer sicher zu gehen, plante ich deshalb eine komplette Stunde für den Weg ein – und war mal wieder viel zu früh.
Wider Erwarten ging alles reibungslos, ich hatte keine Probleme beim Buswechsel und auch das richtige 'Andy`s Pizza' war schnell gefunden. Also habe ich mich mal wieder im Warten geübt und mir dabei wohl eine kleine Erkältung einfangen.
Als wir dann schließlich alle vollständig waren, gingen wir zum Krankenhaus. Inzwischen bin ich im Bezug auf Sowjetbauten wirklich abgehärtet, deswegen hat mich auch dieses Meisterwerk der sozialistischen Baukunst nicht wirklich abgeschreckt. Das hat sich aber schlagartig geändert, nachdem ich die ersten „Ärzte“ gesichtet hatte.
Während des ganzen Vormittags schwankte ich ständig zischen Panik und totaler Erheiterung, weil mir alles so unrealistisch vorkam.
Nachdem wir mit unseren Reisepässen eine Art Ärzte-Laufzettel abgeholt hatten, ging es dann auch direkt los:
1. Station: 2 Treppen hoch - Blut abnehmen
Das war eigentlich vorhersehbar, nicht jedoch, dass in diesem Zimmer nicht einmal eine Liege zur Grundausstattung gehört. Leider zähle ich jedoch nicht zu der Art Mensch, die sich einfach so das Blut im Sitzen abnehmen lassen können.
Habe es trotzdem versucht, was jedoch damit geendet hat, dass ich eine der Wartebänke draußen belagern musste. Nach ein paar Minuten und einem Biss Schoko-Croissant (danke Megin!) konnte aber die komplette Truppe weiter.
2. Station: 2 Treppen runter - X-Ray (Röntgen)
Das war wirklich scary! Unter Röntgen habe ich mir bisher wirklich was anderes vorgestellt. Was man in diesem Untersuchungsraum sehen konnte, war kein Röntgengerät. Ganz sicher nicht oder zumindest nicht aus diesem Jahrhundert! Es sah viel mehr aus wie eine überdimensionierte Lebend-Mausefalle, die sehr seltsame Geräusche von sich gibt. Die Konstruktion, auf die man dort steigen musste, war genauso vertrauenswürdig wie der überaus freundliche Arzt (ich hoffe, jeder kann die Ironie in diesen Worten lesen..).
Puh, auch diese Station ist geschafft.
3. Station: 2 Treppen hoch – Blutgruppenuntersuchung
Ich weiß nicht, was meine Blutgruppe mit meinem Visum zu tun hat. Wirklich nicht. Wenn die unbedingt meine Blutgruppe wissen wollen, hätten sie auch einfach fragen können (als ambitionierter Blutspender weiß ich die natürlich). Aber gut, dieser kleine Stich tut ja nicht weh. Was aber meiner korrekten deutschen Mentalität total widerspricht, ist das Auswertungsverfahren. Dieser Art habe Blutgruppenuntersuchung habe ich bereits in der 9. Klasse in der Schule gemacht und sogar dabei bin ich sorgfältiger mit den Materialien umgegangen.
Ich will nur hoffen, dass die hier auch die selben Ergebnisse im Bezug auf meine Blutgruppe haben, wie die deutschen Labore des Roten Kreuzes.
4. Station: 2 Treppen runter – Neurologie
Das hier ist schnell erklärt: Rein, Papier vorgelegt, Stempel bekommen, raus.
Das war`s, hätte ich auch selber machen können.
5. Station: Gebäudewechsel – Gynäkologie
Eigentlich wurde uns erzählt, der Arzt würde uns fragen, ob wir schwanger sind. Weit daneben.
Hier hieß es nur warten und uns die Zeit mit wirklich spannenden Grundsatzfragen des Lebens auseinandersetzten. Nach einer gefühlten Stunde bekommen wir unsere Laufzettel zurück, ausgefüllt. Ohne dass wir den Arzt auch nur einmal kurz gesehen hätten.
Das war`s für heute. Nur kann ich leider den Sinn in diesen „Untersuchungen“ nicht erkennen, es tut mir wirklich Leid. Vielleicht ja morgen, da kommen nochmal einige interessante Stationen auf mich zu (zum Beispiel der Psychiater). Mal sehen, ob ich mir dort morgen wohl genauso ignoriert vorkomme wie heute.
Die Gespräche mit den anderen Freiwilligen haben jedoch meinen Tag gerettet und vor allem ein Satz von der Frau von der Organisation (nein, nicht Mariana) ist mir in Erinnerung geblieben:
„This is a developing country, you came here to experience it!“
Recht hat sie.