Tag 4 und eine glückliche Wendung
wääääh wäääääh wäääh und eine neue "anne"
Heute war ich mit der Gruppe der Kleinen (0-3 Jahre) dran.
Das war gar nicht schlimm, denn die können wenigstens noch nicht so gut sprechen, da hab ich auch kein schlechtes Gewissen, wenn ich einfach nur nicke. Zuerst gab es Frühstück, was in eine fürchterliche Matscherei mit Käse, Händen, Marmelade, Füßen, Wasser, Malfarbe und unerklärbaren Krümeln ausartete. Gerne wirft man auch mal mit Tomaten. Die Kleinen weinen auch noch viel, weil sie halt erst neu im Kindergarten sind. Aber wenn man sie ein wenig in die Luft schmeißt, fangen sie an zu lachen. Mein Vormittag war heute auf jeden Fall recht ruhig, denn mit meinen Haaren kann man vier bis fünf Mädels beschäftigen, leider können die Kleinen nur so Rumpelstilzchen-Frisuren, während die Größeren schon flechten können. Außerdem kauen die Kleinen auch gerne auf den Haargummis, deshalb brauch ich schnell neue. SCHICKT UNS PINKE HAARGUMMIS!!! Meine Kopfhaut tut nun immer mehr weh, ich hab jetzt aber wichtige Vokabel wie "später" und "jetzt nicht" gelernt, die helfen im Alltag beim Überleben. Der Rest des Tages wurde durch eine schöne Tanzaufführung, Essenskleckerei und eine Schlägerei an der Rutsche, infolge welcher ich die Freundschaft eines kleinen Mädchens für ca. 5 Minuten verlor, weil ich das Zurückschlagen verbot, ungemein verschönert.
Kurz vor Feierabend durften wir mitkommen zum Nachhausebringen der Kinder in die umliegenden Viertel. Dabei bekamen wir einen Überblick der Gegend und erfuhren, dass es in Düzce 1000000000000000000 Moscheen gibt. Deshalb verloren wir die Orientierung auch gleich wieder. Jedenfalls gibt es irgendwo in der Nähe einen Bankautomaten, einen Friseur und ein Atatürk-Denkmal.
Als wir wieder zu Hause waren, überlegten wir, was wir mit dem Rest des Tages anfangen sollten. Wir gingen joggen und fanden dabei ein Outdoor-Fitness-Center (eine Art Erwachsenenspielplatz mit Fitnessgeräten) und eine neue anne (Mama).
In Düzce sitzen nämlich abends die Frauen vor ihren Häusern und tratschen. Eine dieser Frauen lud uns zum Tee ein. (Wir hatten sie aber vorher schonmal gesehn, keine Angst :D)
Wir sagten für später zu und liefen weiter. Dann gingen wir auf den Fitnessspielplatz und die Leute dort waren sehr freundlich zu uns. Außerdem liegen da viele faule freie Straßenhunde rum, die sehr niedlich sind.
Als wir mit der körperlichen Ertüchtigung fertig waren, gingen wir zum Tee. Die Frau hat einen 22-jährigen Sohn, der uns nützliche Dinge wie Busfahrpläne und Aktivitäten in Düzce erklären konnte (es gibt sogar ein Schwimmbad oder so). Wir bekamen außerdem zu Essen und Tee. Die Frau hat uns sehr lieb gewonnen und wir sie auch, also dürfen wir wieder hin gehen und sie hat gesagt wir sollen sie jetzt Mama nennen. (In der Türkei geht das halt was schneller und die Bedeutung ist auch etwas anders.)
Auf jeden Fall war es ein sehr anstrengender, aber auch sehr, sehr schöner Tag.
Wir wurden sogar die 100 Meter nach Hause gebracht, weil hier ja alles seeeeehr gefährlich ist (wie uns durch eindringliche Zeichensprache und Buuuuuuh-Buuuuuh-Geräusche klar gemacht wurde).
Bevor wir schlafen gehen konnten, hatten wir aber noch den Schock unseres Lebens. Aus einem Raum des (eigentlich leeren) Hauses hörten wir Musik. Und wir dachten: "Sitzt da ein Mörder im Zimmer und hört Musik?"
Tatsächlich war es dann nur mein ipod, der in Veronikas Hosentasche war und angegangen ist. Jetzt können wir beruhigt schlafen... :)