"Tämä on puistotie!" Da ist der Parkweg! - WM-Geschichten
Von finnischem Redeschlamassel, italienischen Fahrweisen und Hochbetagten.
Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, richtig! Bei der nebligen WM in Oslo und dem ersten Tag mit Sekundieren! Es gab ja auch noch einen zweiten Tag mit Sekundieren tags darauf und diesmal habe ich meine Finnischkenntnisse voll ausgespielt - das bedeutet, so zusammenhanglose und nicht ganz wahre Sätze fallen lassen wie "Ich lerne jeden Tag Finnisch." oder "Da ist der Parkweg." (Was ist ein Parkweg???) Nun ja, Jari Havela, den finnischen Trainer, konnte ich damit allemal erfreuen - aber er konnte zum Glück auch Schwedisch, weil er in Kiruna geboren wurde, aber finnische Eltern hat.
Am Mittwoch konnte ich dann das erste von meinen zwei persönlichen WM-Tickets einlösen, da ich ja noch eine Begleitperson mitnehmen konnte, war es natürlich nicht so leicht zu wissen, wen man jetzt mitnehmen sollte. Die Wahl fiel dann auf Magnus, einen Kletterfreund und begeisterten Skifahrer (wenn auch mehr Alpin), für ihn wurde der Tag dann auch zu einer Deutschauffrischungsstunde, denn er war mal für ein Semester an der Uni in Konstanz am Bodensee - oder besser "Konschtanz", wie er so schön sagt...
Aber das Wetter - ohjemineh! Als ich morgens erst mal allein zum Holmenkollen hochtingelte (es ging besser mit der U-Bahn, weil ja noch kein Wochenende war), lag die ganze Arena dick in Nebel eingehüllt - keine Chance, irgendetwas zu sehen. Dabei stand doch das Einzelspringen der Nordischen Kombinierer von der Holmenkollenschanze (Großschanze) an! Ergebnis waren viele leere Zuschauerränge und dass man bei den weniger begabten Springern den Eindruck hatte, sie wären einfach nur den Hang hinunter gefahren und nicht vom Schanzentisch gesprungen, denn davon, dass sie gesprungen waren, war nix zu sehen - sie kamen ja einfach aus dem Nebel herausgefahren. Als Magnus dann zum Teamsprint Langlauf kam, waren zwar extrem viele Leute, aber wir konnten wieder einmal nicht einmal die Großleinwand auf der anderen Stadionseite sehen, nur einen kurzen Blick auf die vorbeifahrenden Läufer erhaschen. Ähnliche Sichtverhältnisse gab es dann später am Nachmittag zum Langlauf der Nordischen Kombinierer. Aber ich denke, dass Magnus und ich es trotzdem ganz lustig miteinander hatten.
Am Freitag hatte dann mein lieber Freund Kjell die Ehre, mich zu begleiten. Oder ich hatte die Ehre, ihn zu begleiten, wie auch immer.
Vom Teamspringen der Nordischen Kombination sah man diesmal deutlich mehr und auch die Herrenstaffel, die übrigens ausverkauft war, konnte man gut verfolgen. Erst danach konnte Kjell kommen, da er noch arbeiten musste. So schauten wir uns zusammen die Entscheidung im Langlauf des Mannschaftswettbewerbs der Kombinierer an - ach je, wieder das gleiche Ergebnis wie auf der Normalschanze: 0,1 Sekunden hinter Österreich! Und dann wundern sich die ARD-Reporter, warum Björn Kircheisen auf den Witz, er würde mittlerweile Björn "Silbereisen" genannt werden, so säuerlich reagiert... Na ja, immerhin eine Medaille. Aber dadurch habe ich die Nordische Kombination richtig lieb gewonnen und finde sie unglaublich spannend!
Am Samstag, dem vorletzten Tag der Weltmeisterschaften, hatten Per und ich die Ehre, an der Drinkstation am Frognerseteren (Jörg, wie spricht sich's aus? ;) ) mitzuwirken. Hat alles super geklappt, ich bin sogar die meisten Flaschen losgeworden, mehrere Male an Kristin Störmer Steira und Vibeke Skofterud, was mir viel Lob von einem Schweizer Kollegen einheimste (der sich darüber wunderte, warum ich so gut Deutsch sprach - ich habe ihn später aufgeklärt...). Auch mit den italienischen Kollegen habe ich mich etwas unterhalten ("non parlare italiano - toll, was, liebe Pattl? Da hätte ich deine Sprachkenntnisse gut gebraucht...) und sagen, dass ich "tedesco" bin, zwar kein italienisch, aber "latino" könne. Nun ja, sprechen wohl eher weniger als viel mehr übersetzen. Meinen lieben Nachbarn Marcus aus Gombsen und ja, ersten immer noch Ehemann, habe ich am Frognerseteren knapp verpasst, habe ich anhand eines seiner Blogfotos festgestellt, aber es waren einfach zu viele Menschen! Wir sind dann mit den Italienern runter gefahren, aber erst in ihr Mannschaftshotel, das war eine Fahrt, kann ich euch sagen! Sicherheitsgurte? Nulla! Schrittgeschwindigkeit wegen der vielen Menschen? Bedingt. Geduld? Na ja. Redefluss? Aber ja! Lautstärke? Na aber erst recht!
Schlussendlich dann sicher wieder unten am Holmenkollenstadion angekommen, fand die sogenannte "Ungdomsstaffetten" statt, die Jugendstaffel, mit norwegischen Staffeln aus allen "fylken" (Bezirken) und einigen Mannschaften aus Finnland, Estland und Schweden. Es gewann eine finnische Staffel vor zwei norwegischen und Öystein Pettersen teilte die Premien aus. Als er mich begrüßte, sagte er durchs Megafon, eine gewisse Deutsche habe Alkohol an die norwegischen Athleten an der Drinkstation ausgehändigt... Haha, lieber Öystein. Der Kronprinz war auch dabei und hat mich auch begrüßt, ein ganz netter Mann.
DANKE ALLEN FÜR EINE WUNDERBARE UND UNVERGESSLICHE WM - PER, Vidar und Morten!
Kein Dankeschön an die Organisatoren in punkto öffentlicher Nahverkehr - sie hatten nichts dazu gelernt am zweiten WM-Wochenende.
Sonntag. Flug Oslo Gardermoen nach München Franz-Josef-Strauß. Dort habe ich eine entscheidende Weiche für meine Zukunft gestellt und habe jetzt ein duales Studium beim Bergsportausrüster SALEWA in der Tasche, das in und bei München stattfinden wird.
Wer Genaueres wissen will, kann mich gerne kontaktieren.
Montag. Flug zurück.
Ja, am Mittwoch, dem 9. März, hatte ich Geburtstag, 19 Jahre alt bin ich geworden. Hui! Denkt mal bloß nach, Kinder, wie viele sind es dann nächstes Jahr? 20! Klingt das alt! Da ich Kjell im Februar ja zu seinem 23. Geburtstag gratuliert hatte, obwohl er 32 wurde, kam an diesem Tag prompt die Quittung: "Henrike! Wirst du heute 91?" Immerhin, so antwortete ich ihm, habe ich 68 Jahre mehr an Lebenserfahrung und kann ihm gerne eine meiner vielen Lebensgeschichten erzählen!
Zum Geburstag bekam ich viele Glückwünsche und auch einige Geschenke. Per schenkte mir zusammen mit meinen Kollegen, aber eigentlich mehr Freunden, Anne Ragnhild und Staale eine Riesenschachtel voll mit Daim Schokolade!!! Fast ein Kilogramm schwer. Von meiner Tante Uta und ihrer Bande bekam ich einen Thermosbecher und einen Messergabellöffel (Campingbesteck in einem). Von meiner Gastfamilie bekam ich eine dünne Obertrikotage, einen Holzschöpflöffel und einen Kinogutschein für einen Film meiner Wahl. Außerdem aßen wir leckere Lasagen und zum Nachtisch eine Erdnusstorte mit Meringueboden! Meine Ellis sandten mir gestern zudem noch ein Paket mir lauter Leckereien inklusive Pfefferminztee.
Meine Gastschwester Karianne war tags zuvor zu ihrem einmonatigen Aufenthalt nach Tansania aufgebrochen, wo sie in einem Kinderheim und einer Schule arbeitet. Ihr gefällt es wohl sehr gut dort. Vor ein paar Jahren war sie auch schon einmal auf Sansibar auf einer norwegischen Volkshochschule.
Meret, die Schweizerin, konnte noch mit mir Geburtstag feiern, und fuhr am nächsten Tag dann aber schon ab.
Somit ist es also etwas stiller im Haus geworden.
Viel Zeit zum Verweilen blieb nicht, denn am Donnerstag musste ich früh raus, um meinen Flug nach Trondheim nicht zu verpassen. Dort wurde ich dann von Per abgeholt, um zu den norwegischen Juniorenmeisterschaften zu fahren, das Pendant zu den Norwegischen Meisterschaften in Steinkjer Ende Januar. Es waren leider nicht so viele Leute wie bei den Seniorathleten, das fand ich ein bisschen schade und der Sprecher war auch nicht der Beste, er sagte nur die ersten drei Läufer an, die auf dem Treppchen stehen würden und es ist doch ziemlich unpassend bzw. deprimierend, wenn man zum ersten Mal eine so große Meisterschaft läuft, 10. oder auch 24. wird und der Sprecher sagt keinen Mucks. Für viele ist es außerdem der Höhepunkt der Saison, schließlich hat ja nur ein Bruchteil die Möglichkeit, beispielsweise zu den Juniorenweltmeisterschaften o.ä. zu fahren.
Die anderen Freiwilligen, die ich von der Peder Morset Folkehögskole kenne, waren leider nicht da, die ganze Schule war auf Klassenfahrt in Amsterdam.
Das Hotel und auch das unberechenbare Tröndelagwetter waren sehr schön. Meine Sonnenbrille kam jedenfalls oft zum Einsatz. Am besten war aber das Bett - groß und weich (ganz für mich allein, auch wenn ich gern ein Zimmer mit Karianne, der Studentin, gehabt hätte, aber das kriegen wir in einer Woche in Tromsö hin).
Per fuhr am Samstag nach Voss bei Bergen, wo gleichzeitig ein Norges Cup senior stattfand. Ich schlug mich weiterhin mit dem Computer herum, denn im Selbuer Skistadion gab es kein richtiges Internet und der Internetstick wollte auch nicht wie ich wollte. Bis dann ein besserer Abhilfe schaffte.
Karianne und ich fuhren am Sonntag nach dem Ende der Staffelrennen zurück, wir hatten eine sehr schöne Fahrt! mit Pers Auto, der den Zug von Voss nach Oslo nahm.
Gestern hatte ich dann frei, habe gefaulenzt und das strahlend schöne Wetter für einen Waldspaziergang mit Timo genutzt, auch wenn der alte Herr nicht sehr weit wollte...
Heute habe ich meine Akkreditierung für den Biathlonweltcup am Donnerstag, Samstag und Sonntag abgeholt - diesmal habe ich eine! Aber das Foto ist wirklich schrecklich! Na ja.
Bis bald dann und haltet die Ohren steif im warmen Deutschland.
Und ich werde jetzt auch nichts über Japan schreiben, nur so viel, dass wir alle ein großes Glück haben, gesund zu sein und nicht auf zwei aneinander reibenden Kontinentalplatten zu sitzen.
Findus in Oslo