Swift Current und White Bear
Nach über einem Monat (nur) auf der Ranch waren wir in kurzer Folge in zwei der drei nächsten Ortschaften.
Kanadische Dimensionen
Während sich in Deutschland Dörfer und Städte vielerorts die Klinke in die Hand geben, ist hier draußen in der Prärie unheimlich viel Platz - La Reata, zum Beispiel, gehört offiziell zu White Bear, das gute 25 km von der Ranch entfernt liegt.
Auch Kyle, das, anders als White Bear, auch ein Postbüro hat - weswegen La Reatas postalische Adresse dort gelistet ist, ist über 30 km von der Ranch entfernt.
Aber wenn man hier in Kanada den Begriff “Ortschaft” hört, dann darf man sich darunter keine europäische Gemeinde vorstellen - White Bear hat etwa fünf Häuser mit großen Höfen und ein Restaurant. Und das ist es im Prinzip auch schon.
Cowboy-Shopping …
Dank der Größe der Ranch und den vielen kleinen und größeren Aufgaben, die es jederzeit zu erledigen gibt, hat es mich bisher nicht wirklich von der Ranch heruntergezogen - es ist einfach zu schön dort.
Aber etwas, das mir schnell aufgefallen ist, ist, dass Cowboy-Stiefel hier draußen definitiv besser geeignet sind als eigentlich jedes andere Schuhwerk. Sie sind hoch genug, dass kein aufwirbelnder Staub an die Füße gelangt, sie haben keine Schnürsenkel, in denen sich Pflanzensamen verfangen können, die Sohlen sind glatt genug, dass Dreck auch nach Regen nicht lange daran hängen bleibt - und sie sehen natürlich auch toll aus.
Die Entscheidung, dass auch ich ein Paar Stiefel für mich brauche, war also schnell getroffen.
Der nächste Ort, um an solches Schuhwerk zu kommen, ist Swift Current - eine Stadt mit über 15.000 Einwohnern (und damit die 5. größte Stadt in Saskatchewan), aber auch hier ist so viel Platz zwischen den Gebäuden, dass es wenig klassischen Stadtcharakter weckt.
Dort brachte George mich zu Cowtown - dem regionalen Cowboy-Ausstatter - während er einige Materialien, die wir für das Reparieren der Farm-Maschinen und anderer Arbeiten im Camp benötigten, aufsammeln ging.
Nach vielem Herumprobieren und Hilfe durch nette Verkäuferinnen - die George auch alle kannten - hatte ich dann endlich auch ein Paar für mich gefunden, und bin nun stolzer Besitzer echter Cowboystiefel.
… und Chicken Wings
Dass jeder George zu kennen scheint, daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt - er lebt schließlich schon eine ganze Weile hier draußen. Und zumindest die Nachbarn und Leute aus der näheren Umgebung der Ranch habe ich ja auch schon kennengelernt.
Es ist trotzdem lustig, wenn man abends für die Chicken-Wings-Nacht nach White Bear fährt, und der Restaurantbesitzer nur einige Tage vorher eine kleine Spritztour zur Ranch gemacht hatte. Es ist eine eingeschweißte kleine Gemeinde hier, aber sehr offene Leute, und ohne Berührungsängste auch “Fremden” wie mir gegenüber.
In die alten Scherzereien, die sich aus jahrelanger Bekanntschaft ergeben, kann ich natürlich nicht mit einstimmen, aber die Stimmung war großartig, und die Chicken Wings ebenso - das Restaurant bietet eine Vielzahl an Geschmacksrichtungen an, und ich durfte mich gleich durch mehrere hindurchprobieren. Wobei mein Favorit am Ende immer noch die feurigen Honig-Knoblauch-Wings waren, die ich für mich selbst ausgesucht hatte…