Studieren in Österreich
Ein kleiner Überblick über das Studieren in Österreich: Wie läuft das Studium in Österreich ab? Welche Finanzierungsmöglichkeiten für ein Studium gibt es? Und warum gibt es eigentlich so viele deutsche Medizinstudierende in Österreich?
Studieren ist IN, nicht nur in Deutschland sondern auch in Österreich. Daher wundert es nicht, dass zum Wintersemester 2014/15 rund 290.000 Österreicherinnen und Österreicher studieren. Ergänzt wird diese Zahl von rund 90.000 ausländischen Studierenden.
Zugangsvoraussetzung für ein Studium in Österreich ist die Matura (Abitur), eine Berufsreifeprüfung oder eine universitäre Studienberechtigungsprüfung. Werfen wir diesbezüglich einen Blick auf die österreichische Schullandschaft. Nach dem Besuch der Grundschule (auch Volksschule genannt) kann man zwischen folgenden weiterführenden Schulen wählen: Hauptschule, Neue Mittelschule (eine Art Gesamtschule) und der Allgemeinbildenden höheren Schule (Gymnasium). Die Allgemeinbildende höhere Schule schließt man mit der Matura ab. Die Neue Mittelschule mit einem Diplom. Daran anschließend, kann direkt eine Ausbildung (Betrieb und Berufsbildende Schule) oder ein Studium (Universität oder Hochschule) begonnen werden.
Hat man nun eine Hochschulzulassung in Form der Matura, eines abgeschlossenen Berufs oder einem Studienberechtigungsprüfung erhalten, kann man in Österreich an vier verschiedenen Hochschultypen studieren:
Zum einen an den staatlichen Universitäten, die sich vorrangig in den größeren österreichischen Städten Wien, Salzburg, Linz, Klagenfurt, Innsbruck, Graz konzentrieren.
Zum anderen an zahlreichen Fachhochschulen mit wissenschaftlichen Schwerpunkten, die über das ganze Land verteilt sind und so auch ein Studieren in kleineren Städten möglich ist.
Ferner an einigen Privatuniversitäten, die durch private Hand wie beispielsweise einen kirchlichen Träger verwaltet werden. Die Auswahl der Studiengänge kann hier teils sehr speziell sein, was aber durchaus zur Unterstützung eines persönlichen Interessenschwerpunkts von Vorteil sein kann.
Zuletzt besteht die Möglichkeit an Pädagogischen Hochschulen lehramtsbezogene Studiengänge zu studieren. In der Regel hat jedes österreichische Bundesland eine solche pädagogische Hochschule aufzuweisen.
Neben der Wahl einer Hochschule stellt sich zugleich die Frage der Finanzierung eines Studiums. Schließlich sind in Österreich pro Semester eine Studiengebühr in Höhe von 363,36€ fällig. Zudem sind die Lebensunterhaltungskosten in Österreich nicht gerade niedrig. Befreit von diesem Studienbeitrag sind generell ausländisch Studierende aus dem EU-Raum sowie Studierende, die eine Studienbeihilfe beziehen. Neben dem üblichen Arbeiten während des Studiums, besteht die Möglichkeit in sozialen Fällen staatliche Studienbeihilfe zu beziehen, Leistungs- oder Förderstipendien oder einen zinsgünstigen Studienkredit zu erhalten. Das österreichische Gesetz sieht aber vor, dass zuerst die Eltern in der Pflicht sind ihr Kind beim Studieren finanziell zu unterstützen. Ist dies nicht möglich können die oben genannten staatlichen Zuwendungen nach einem doch langen Antragsverfahren zugeteilt werden.
Zu den bereits erwähnten Studiengebühren muss jeder Studierende den sogenannten ÖH-Beitrag in Höhe von 18,70€ zahlen. Dieser Beitrag geht direkt an die Österreichische Hochschulstudierendenschaft, die als Stimme gegenüber der Universität und den Ministerien auftritt sowie die diversen Fachschaften an den Universitäten finanziert. In diesem Beitrag enthalten, ist zugleich eine Unfall- und Haftpflichtversicherung für alle Studierenden. Geht beispielsweise ein teures Messgerät im Labor kaputt greift diese Versicherung automatisch. Und dies nicht nur im österreichischen Inland, sondern auch wenn man sich als österreichischer Student im Ausland befindet.
Leicht anders ist es auch mit den Noten in Österreich verglichen zu Deutschland. Gibt es in Deutschland Noten mit Kommastelle (z.B. 1,7), favorisieren die österreichischen Hochschulen hingegen runde ganze Noten. Somit gibt es in Österreich nur sechs Noten, wobei man an der Hochschule mit den Noten 5 und 6 nicht bestanden hat.
Schaut man sich die Studierendenschaft hier vor Ort an, so fällt gerade bei den Medizinstudierenden überproportional auf, dass viele Deutsche darunter sind. Grund hierfür ist, dass in Deutschland ein strenger NC sowie ein anspruchsvoller Medizinertest den Zugang zum Medizinstudium erschweren. Hier in Österreich gibt es auf das Medizinstudium wegen eines chronischen Nachwuchsproblems keine Zulassungsbeschränkungen. Dies gibt Anlass für viele Deutsche in Österreich ein Medizinstudium aufzunehmen, sofern sie in Deutschland keinen Studienplatz erhalten haben.
Die steigenden Studierendenzahlen insgesamt wirken sich derzeit auch auf die Qualität an den Hochschulen aus, wie viele österreichische Studierende derzeit wahrnehmen und bemängeln. Insgesamt würde ich behaupten, dass sich dennoch gut in Österreich bzw. Wien studieren lässt, wenn man sich die universitäre Infrastruktur oder die studentischen Möglichkeiten betrachtet.