Stronie Śląsk – 3 Tage gefeiert werden wie Stars
Vor sehr langer Zeit war ich mit der damaligen Gruppe EVS'lern in Stronie an einer Schule um ihnen Europa näher zu bringen. Sie waren so erfreut über uns, Standing Ovation, Selfies und Unterschriften inklusive
Ich hatte ich euch in einem meiner letzten Beiträge versprochen, von diesem Erlebnis zu berichten. Das waren drei supercoole Tage, ich weiß gar nicht, wie ich das in meinem Blog übergehen konnte. Heute habe ich jedenfalls Zeit mehr davon zu berichten. Nachdem ich mich mit total verstopfter Nase schweratmend nach zajezdnia geschleppt habe, und auf die Frage: „How are you?“ nur meinte „I feel like dying.“ Wurde ich mit der Begründung, ich sehe so was von schlecht aus, nach Hause geschickt. Jetzt habe ich mich ein paar Stunden ausgeruht und habe genug Kraft zu schreiben.
Das ganze mit Stronie ist schon so lange her, dass ich damals noch mit den EVS’lern unterwegs war. Mitte Oktober sind wir, ein paar Europa- und englische Sprachanimationsspiele im Gepäck, losgefahren. 3 Tage lang wollten wir den Schülern eines Gymnasiums „Europa“ näher bringen (wobei Gymnasium in Polen dem frz. collège entspricht, das heißt, dass nach der Grundschule keine Aufteilung auf verschiedene Schultypen stattfindet. An einem polnischen Gymnasium lernen alle Schüler im Alter von ca. 13-16 gemeinsam).
Die Schule liegt in der Stadt von meinem Chef Robert, ein 40-jähriger total lustiger Typ, der in 6 Wochen Vater wird. Die EVS’ler waren im Sommer schon einmal eine Woche in Stronie. Wir sind mit der polnischen Bimmelbahn angereist. Vom Komfort hat man das Gefühl, man führe mit min. 450 km/h, tatsächlich sind es max. 60. Da zieht sich die Strecke. Aber ich war ganz zufrieden 3 Tage unterwegs zu sein, denn, ihr erinnert euch, damals war ich für jede Gelegenheit dankbar, in der ich Wojtek aus dem Weg gehen konnte.
Ich wollte es nicht glauben, was mir im Vornherein erzählt wurde. Aber die Kinder, in deren Umgebung einfach nichts los ist, freuen sich riesig über ein bisschen Abwechslung. Als wir den Raum betraten klatschten und grölten sie als waren wir gefeierte Stars. Daran könnte ich mich gewöhnen :D
Ein kleiner Beigeschmack blieb, schließlich mussten wir nun auch wirklich was leisten und unsere Vorbereitung bestand aus 2 Stunden. Am ersten Tag habe ich mit einem Jungen aus Northern Ireland zusammen eine englische Sprachanimation durchgeführt. Die Spiele haben wir uns angesichts der „Vorbereitung“ spontan ausgedacht: In 30min in Kleingruppen Tiermasken herstellen und auf Englisch präsentieren. Anschließend standen wir draußen der Gruppe wie „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser gegenüber. Bei jedem richtig übersetzten Wort durften sie einen Schritt näher kommen. Wobei das Spiel aufgrund unseres Wortschatzes damals schnell erschöpft war. Deshalb haben wir noch ein paar Runden Wörtererklären drangehangen. Die Gruppe wollte gar nicht aufhören, so begeistert waren sie. Am Ende konnte ich sogar alle motivieren etwas zu sagen.
Am nächsten Tag habe ich mit Ze, einem Portugiesen, am Vormittag erneut Sprachanimation gemacht und am Nachmittag den kulturellen Teil für die älteren Schüler durchgeführt. Für die Sprache haben wir erst Obstsalat gespielt und dann das Spiel versucht, bei dem man im Rhythmus auf seine Beine klatscht und erst den eigenen Namen und dann den des nächsten Spielers nennt. Mir ist vorher schon länger aufgefallen, dass der durchschnittliche polnische Schüler überhaupt keine musikalische Erfahrung hat. Wenn ich sage, dass ich Geige spiele, denken sie gleich, dass ich das studieren will. So etwas wie die Musikschule für Jedermann scheint es nicht flächendeckend zu geben.
Um seine Kultur zu präsentieren hatte jeder von uns rund 45 min. Ze hatte noch vom letzten Mal in Stronie ein Geräusche-Quiz. Ich habe klassische deutsche Feste rausgesucht, kurze englische Erklärungen geschrieben und dann sollten die Schüler das darstellen. Vor allem Oktoberfest und Karneval hat gut geklappt, nur das Maibaum-Aufstellen war ihnen zu abgefahren.
Am letzten Tag haben wir abschließend ein Großgruppenspiel organisiert. Jeder von uns hat eine Station zum Thema Europa betreut. Ich saß die ganze Zeit in der Bibliothek, deshalb kann ich mich nur noch an Zes Spiel, das direkt vor mir aufgebaut war, erinnern. Die Schülern mussten einer durch den Raum gespannten Schnur mit verbundenen Augen folgen. Nur eine Person war frei und konnte etwas sehen. Sie hat der Gruppe Orientierung gegeben. Ich glaube, es sollte den europäischen Prozess symbolisieren.
Ich habe DINA 4 Blätter bekommen, auf denen vorne die jeweilige Landesflagge drauf war und auf der Rückseite Infos zu Einwohnerzahl, Fläche, Sprache, Eintrittsdatum, Währung etc. Für jede richtige Antwort gab es Punkte. Lustig war, dass die Schüler, die ja mit Zloty aufwachsen, gar keine Ahnung haben, wo es den Euro gibt. Und nein, in Bulgarien zahlt man nicht mit französischen Francs :D
Wir scheinen alle Erwartungen sogar noch übertroffen zu haben. Beim großen Verabschiededrücken, war ich Mittelpunkt unzähliger Selfies, ich habe sogar Unterschriften verteilt. Und ich dachte, der Empfang sei schon übertrieben gewesen. Schade, dass ich nur einmal in Stronie war. Es war geplant, dass erneut EVS’ler im März kommen und einige von ihnen dann Vollzeit in der Schule arbeiten. Aber leider ist das Projekt nicht genehmigt worden. Es wurde ein neuer Antrag für Mai gestellt. Vielleicht werde ich dann nochmal angemessen;) gefeiert.