Stress durch ständige Erreichbarkeit
Beim ESK im Ausland ist man ganz weit entfernt von der Familie und den Freunden und es ist extrem wichtig, mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Durch das Smartphone ist es heutzutage total einfach zu machen: skypen, сhatten, hinterlassen ihnen Nachrichten usw. Dies kann aber Fluch und Segen zugleich sein.
Egal, ob man Single oder verheiratet ist — man könnte sagen, wir alle führen eine Art Beziehung mit einem Smartphone. Ein Telefon begleitet uns jeden Tag zum Frühstück, geht mit uns zur Arbeit, liegt in unserem Bett. Es ist inzwischen zu unserem ständigen Begleiter geworden. Eigentlich läuft heute alles, was das junge Herz begehrt, über das Smartphone.
Frag dich mal, wie oft du im Laufe des Tages den Bildschirm deines Telefons anschaust (Mein Ergebnis kannst du unten sehen). Ganz bestimmt mehr und öfter, als alles andere... Im Durchschnitt entsperren Jugendliche und junge Erwachsene ihre Handys sogar etwa 56 Mal am Tag: Mal Bilder auf Instagram checken, mal ein paar Nachrichten über WhatsApp verschicken, mal YouTube-Videos oder Netflix starten, um die Langeweile zu vertreiben oder die Wartezeit zu verkürzen. Traurig aber wahr — das Telefon ist zur obersten Priorität in unserem Leben geworden. Einige Studien besagen sogar, dass viele lieber ihr Portemonnaie als ihr Smartphone verlieren würden.
Eigentlich steckt hinter dem Nutzen eines Telefons ein sehr positives Bestreben. Wir möchten möglichst nah zu unseren Freunden, zu unserer Familie stehen, an deren Leben teilhaben oder einfach wissen, was im Umlauf ist. Auch wenn wir uns jetzt weit entfernt von Zuhause befinden, würden ein paar Klicks reichen, um unsere Liebsten zu jeder Zeit zu erreichen.
Und genau dieser Blick mag als reiner Segen erscheinen. Aber ist das wirklich so? Ich habe leider oft das Gegenteil erlebt. Das ist zugleich auch Fluch.
Meine Mutter und ein paar Freunde geraten ab und zu in Panik, wenn sie mal länger nichts von mir hören, obwohl ich mich mit ihnen verbunden fühle. Zum Beispiel, weil ich nach einer harten Arbeitswoche, die aus vielen neuen Regelungen besteht, nebst dazugehörigen Mundschutz, einfach nichts zu erzählen habe, weil ich mich sehr erschöpft fühle und einfach dabei froh bin, meine Ruhe zu haben und frische Luft zu schnappen…
Oder denkt an eure Gefühle, wenn ihr seht, dass euer Chatpartner online ist, liest, beantwortet aber nicht eure Nachricht. Gebt es doch einfach zu: das ist sehr ärgerlich und ziemlich verletzend und macht Stress.
Oder jemand geht den ganzen Tag einfach nicht dran. In diesem Moment, spielen sich in unserem Kopf die schlimmsten verschiedensten Szenarien ab… Vielleicht ist etwas passiert? Vielleicht ist diese Person in Lebensgefahr? Zwischendurch ist die Stimme des Verstandes leiser als die Stimme der grausamen Fantasie.
Wir haben gelernt, die neuesten Smartphones zu bedienen, aber dabei leider verlernt, sich aufeinander zu verlassen und einander zu vertrauen, die Zeit mit einander und mit sich selbst zu verbringen. – Mir ist es immer klar gewesen: Wenn ich mitbekomme, dass jemand von meinen Freunden oder meiner Familie ein Problem hat, rufe ich sofort an.
Wir sind unter ständiger Beobachtung und beobachten ständig die Menschen, die wir gern haben — statt ihnen ihre Freiheit zu geben und selber die Freiheit zu genießen. In der TK-Stressstudie aus dem Jahr 2016 gab bereits jeder Dritte der Befragten an, sich durch die ständige Erreichbarkeit des Smartphones und dem mobilen Internet gestresst zu fühlen. Vielleicht ist er derselbe Moment: Weniger online, mehr offline. Manchmal beneide ich Leute, die kein Smartphone haben und diese Abhängigkeit davon nicht haben. Zu dieser Kategorie zähle ich Rentner, Hipster oder einfach Feinde des Fortschritts. Sie sind glücklich und frei! Heute ist das Smartphone ein Ding, das vieles erleichtert, aber anderseits ist die Verwendung von Smartphones ein Problem, wenn es die Qualität deines Lebens beeinflusst.
Quellen:
- https://www.welt.de/debatte/kommentare/article191476427/Smartphone-Freiheit-ist-das-Geraet-ausschalten-zu-koennen.html
- https://www.tk.de/resource/blob/2026630/9154e4c71766c410dc859916aa798217/tk-stressstudie-2016-data.pdf