Streikende Franzosen, Weihnachten und die Galette des Rois
Chaosqueen ist in Frankreich von Streiks überrascht worden, kam aber doch unbeschadet in ihrem deutschen Zuhause an. Zurück in Tours erwarten sie in ihrem Kuchen einige Überraschungen.
Blubb. Recht viel Zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag und auch recht viel passiert.
Der Dezember ging schnell rum mit vielen Weihnachtsbastel- und Backaktionen, den Besorgungen der letzten Weihnachtsgeschenke und richtig kaltem Winterwetter. Untypisch für diese Gegend und unangenehm, wenn man unsere schlecht isolierte Wohnung in Betracht zieht. Bis zu den Ferien war ich also auch noch dauererkältet, was sich durch den Busstreik an einem schönen Sonntagabend nicht änderte - bei Minusgraden und voller Stadt (Weihnachtsmarkt, öffentliche Theateraufführung mit Feuerwerk und verkaufsoffenem Sonntag) unangekündigt zu streiken, schaffen auch echt nur die Franzosen. Dazu war die Polizei recht uninformiert und da die Stadt auf Grund der Veranstaltungen gesperrt war, dauerte es auch, bis wir mit dem Auto abgeholt worden. Danach hatte ich natürlich noch mal mehr Angst vor unangekündigten Streiks an den französischen Flughäfen. Aber zum Glück kam ich pünktlich und ohne größere Probleme (die Pariser Metro mit ihren ellenlangen Gängen und Treppen war ja vorhersehbar) zu Hause an. Die zwei Wochen zu Hause waren wirklich sehr schön.
Am Samstag Abend (5.01.) ging es dann für mich wieder los. Nachtzug, Abteil mit schreiendem Kind, kaputter und zu schwerer Koffer in der Pariser Metro - dazu muss nicht mehr viel gesagt werden. In Tours angekommen wurde ich abgeholt und verbrachte noch den Nachmittag mit einer der Familien hier und mit der "Galette des rois", einem Brauch den ich bisher nur aus Russland kannte - damals biss ich bei einem Geburtstag ziemlich gekonnt auf einen Kirschkern und während ich noch darüber nachdachte, wie ich den jetzt unauffällig los werden konnte, brach um mich herum ein Jubel aus, denn der versteckte Kern bringt mir für ein Jahr Glück. Und eventuell neue Füllungen. Hier lief es ein wenig anders ab (statt Kernen kleine Porzellanfigürchen, ein Blätterteigkuchen mit Marzipanfüllung und wer diese findet hat zwar keine Zahnschmerzen, aber muss den ganzen Tag eine Pappkrone tragen), war aber trotzdem ganz lustig, vor allem da ich keine Überraschungen in meinem Kuchenstück fand.
Montag habe ich dann im Kindergarten eine Galette gemacht - die wird morgen allerdings ganz "traditionell" gefeiert: Ein Kind muss unter den Tisch kriechen und den Namen desjenigen sagen, der das nächste Stück bekommen soll (ich hoffe mal, dass ich das richtig verstanden habe...) und der "König" darf sich noch einen "Prinzen" dazu wählen. Damit ich aber diesmal nicht auch noch mit einer Krone beglückt werde oder eines der Kinder die kleine Figur wieder gekonnt verschwinden lässt (wie letztes Jahr), habe ich die Galette markiert und eine größere Figur genommen. In dem Fall ist das Schummeln ja wohl erlaubt.
Heute war ich dann das zweite Mal beim Sprachunterricht, was auch sehr gut gelaufen ist. Mein "Professor" findet, dass ich schon ziemlich gut sprechen kann (wenn der wüsste, dass ich 20 Kindern ihre Hausschuhe und Kuscheltiere zuordnen kann, wäre er vielleicht noch beeindruckter, das sollte ich bei Gelegenheit mal einfließen lassen) und quält mich mit Grammatik. Der Frost ist auch weg, heute war es sogar erstaunlich warm. Was nun dazu führt, dass mir das Wasser auf dem Weg zum Bus (Stadt, Supermarkt) stellenweise bis zum Knöchel geht. Kein Problem - inzwischen habe ich eine sehr enge Beziehung zu meinen Gummistiefeln entwickelt, die ich am Ende des Weges in einem Müllsack im Wald verstecke und gegen Turnschuhe eintausche. Obwohl es ja auch was hätte, wenn es jetzt wieder frieren würde, dann könnte ich mit Schlittschuhen zum Bus fahren.
Sonst gibt’s noch nicht viele Sachen zu erzählen, mein Koffer ist ausgepackt und wartet im Gästezimmer auf eine Wunderheilung, ich bin müde und bereite mich seelisch darauf vor, morgen eine mittelgroße Porzellanfigur unauffällig zu schlucken, also alles wie immer.