Stell Dir vor, es sind Wahlen...

...und keinen interessiert es.

Die Europawahlen, bei denen Abgeordnete gewählt werden, die ihr Land und dessen Interessen im Europarlament vertreten sollen, stehen vor der Tür. Auch hier in Bulgarien klopfen sie an, aber die Bulgaren öffnen diese Türe nicht.

Laut einer Umfrage des Europarlaments, die im September 2008 veröffentlicht wurde, kennen neunzig Prozent der Bulgaren nicht das Jahr, geschweige denn den Monat der Europawahlen.  Damit setzt sich ein Trend fort, der schon bei den ersten Europawahlen für Bulgarien, im Jahr 2007, erkennbar wurde, bei der die Wahlbeteiligung bei äusserst schwachen 28.6 Prozent lag.

Verwundernd ist dies allerdings nicht. Schaut man sich auf den Straßen Sofias, der Hauptstadt Bulgariens um, so findet man höchst selten Plakate oder ähnliches, was den Bürger auf die Wahlen aufmerksam machen würde. Die Bürger werden nicht informiert, haben selten tiefere Einblicke in das Triebwerk Europäische Union und, um der Wahrheit Genüge zu tun, legen sie es auch nicht darauf an.

Die Mehrheit der Bulgaren ist nicht begeistert von der Europäischen Union, von der sie sich viel Hilfe gerade im Kampf gegen die Korruption erhofft haben, und von der sie sich betrogen, allein gelassen fühlen. Man hat im Allgemeinen das Gefühl, dass die westlichen Industrienationen die Ostblockländer unter Kontrolle bringen wollen, unterdrücken wollen, statt wirklich zu helfen und den Fortschritt anzutreiben. Bulgaren, die sich etwas mehr mit der EU befassen, verweisen im Gespräch über die Europawahlen gerne auf den Lissaboner Vertrag, in dem sie einzig das Ziel der westlichen Mächte sehen, einen Superstaat zu schaffen.

Und so klopfen die Europawahlen weiter an, treffen dabei aber nur auf taube Ohren, auf ein Land, das enttäuscht wurde von großen Versprechungen, und das jedes Interesse verloren hat.