Sommersprossen sammeln für den Urlaub zuhause
Wie ich meinen Geburtstag auf Zypern verlebt habe und was mich grad sonst noch so beschäftigt.
Meinen letzten Eintrag fortsetzend beginne ich mit meinem Geburtstag am vorletzten Freitag. Er begann damit, dass ich morgens um 9.45 Uhr pünktlich aber ohne Schlüssel vorm Zentrum stand, die 15 min Wartezeit waren angesichts des strahlenden Sonnenscheins allerdings sehr erträglich. Es folgte ein entspannter Vormittag in der Kantine, der es zuließ mit meiner Familie zu skypen, und eine Mittagspause um 14 Uhr, in der ich Anca und Natacha zum Essen eingeladen habe.
Zurück im Zentrum habe ich die Tische, Stühle und Flipcharts für den Schachunterricht aufgebaut. Dann passierte das Unglaubliche und eine Frau, zugegebenermaßen war es die Mutter eines Schachschülers, bestellte einen Cappuccino. Blöd war nur, dass die Kaffeemaschine seit dem Morgen den Dienst verweigerte, also musste sie mit einem Nescafé vorlieb nehmen. Als sie weg war, habe ich versucht das Problem mit der Kaffeemaschine zu lösen, da die Bedienungsanleitung nicht auffindbar war, habe ich einfach mal im Internet nach dem Modell gesucht und tatsächlich was gefunden. Es stellte sich heraus, dass sie nur entlüftet werden musste und das hat dann auch ratzfatz das Problem gelöst. Als ich meinen Erfolg später mitgeteilt habe, wurden meine technischen Fähigkeiten ausgiebig bewundert ;)
Dann war es auch schon Zeit, das Zentrum für das abendliche Event, Storytelling für Erwachsene, vorzubereiten: Stühle und Tische aufbauen, Kerzen aufstellen, Toiletten checken, Snacks und Getränke vorbereiten. Es hat alles gut geklappt und ich habe mich darüber geärgert, dass ich nach den 3 Monaten auf Zypern immer noch nicht genug Griechisch verstehe um den Geschichten folgen zu können. Teilweise hat Panayiotis netterweise ein bisschen für uns übersetzt. Am Ende hat er sich natürlich auch nicht nehmen lassen, mich nach vorne zu holen, damit mir alle Anwesenden noch ein Geburtstagslied singen, dazu kam seine Frau dann noch mit einer großen Schokoladentorte mit einer brennenden 20. Natacha hat alles gefilmt, Anca hat Photos gemacht und ich bin rot angelaufen. Und später gab es dann auch noch Geschenke.
Nach dem Feierabend um halb 12 sind wir noch kurz in eine kleine Bar auf die Geburtstagsfeier einer Freundin.
Unsere kombinierte Wohnungseinweihungs- und Geburtstagsparty am Samstag ist mit den sieben Gästen dann eher hinter Erwartungen zurückgeblieben, das Essen war aber gut. Die Speckbrötchen von Tante Katja (die vegetarische Variante) sind super angekommen, nach einigen Schwierigkeiten habe ich hier glücklicherweise Röstzwiebeln und Sauerkraut gefunden.
Am Montag danach wollte ich mich dann um die Weihnachtseinkäufe kümmern. Um angesichts der bevorstehenden Anstrengungen, habe ich mir ein Tagesticket für den Bus gegönnt. Ich habe erst die komplette Innenstadt inklusive Altstadt abgeklappert und mich dann das erste Mal in die „Mall of Cyprus“ außerhalb der Stadt gewagt. Auf dem Rückweg bin ich dann Opfer des nikosischen Busliniennetzes geworden. Was genau passiert ist, ist ein bisschen schwer zu erklären, weil es erstens sehr verwirrend ist und ich zweitens selbst nicht ganz sicher bin, wie mir das eigentlich passiert ist, auf jeden Fall bin aus der Karte mit dem Liniennetz nicht wirklich schlau geworden, hab aber erkennen können das die Linie 200 mich früher oder später in die Nähe meiner Wohnung bringen würde. Doch die vermeintliche Linie 200 (da war hundertprozentig eine 200 an der Heckscheibe!) hat sich recht bald als irgendeine andere Linie herausgestellt, die mich auf einen Kiesplatz außerhalb der Stadt gebracht hat, auf dem man von den Stadtbussen in die Kleinbusse, die in die kleinen Bergdörfer fahren, umsteigt. Super. Da musste ich dann erst mal eine halbe Stunde warten, bis ich den nächsten Bus zurück in die Stadt nehmen konnte. Bevor es jetzt heißt, dass ich zu blöd zum Busfahren bin, bei den wenigen Malen Busfahren hier war das nicht das erste Mal, dass ein Bus hier nicht so fährt, wie er soll. Die nehmen es hier scheinbar nicht so genau.
So, und jetzt bereite ich mich auf den Weihnachtsurlaub in Deutschland vor. Die To-Do-Liste ist lang und die Zeit wird immer kürzer. Die freien Tage und Stunden werden dafür genutzt Einkäufe zu tätigen, Photos zu machen und Sommersprossen zu züchten. Ich liebe meinen Balkon, der ab den Mittagsstunden bis zum (frühen) Sonnenuntergang von der Sonne bestrahlt wird. Den letzten Sonntag habe ich dort schöne Sonnenstunden im Bikini bei Weihnachtsliedern (Mamas Rock Christmas CD, die mich an den Adventswochenenden seit Jahren weckt) verbracht.
Ich freue mich sehr auf zuhause! Ich bin froh, dass ich diesem Verkehrschaos in Nikosia mal für eine Zeit lang entkomme. Ich entwickele langsam Aggressionen gegen alle Autofahrer, die sind hier alle rücksichtslos, dreist, ungeduldig und selber aggressiv gegen alles was sich mit ihnen auf der Straße befindet. Am meisten regt es mich aber auf, dass sie zu denken scheinen, dass ihnen die Bürgersteige auch noch unbegrenzt zur Verfügung stellen. Ernsthaft. Die parken den Bürgersteig komplett zu. Da ist kein Durchkommen mehr, schon gar nicht mit einem Fahrrad, von dem man dann absteigen muss, den 20cm-Bordstein runter auf die Straße, dort das Auto unter Lebensgefahr durch die vielen anderen verrückten Autofahrer umgehen und wieder hoch auf den Bürgersteig schieben bzw. heben. Nikosia ist nun wirklich keine Metropole, aber es gibt hier einfach zu viele Autos. Keine Chance für die armen Fahrradfahrer und Fußgänger, wenn sie zu den jeweils mehrstündigen morgendlichen, mittäglichen oder abendlichen Rush Hours die fast Fußgängerampel freien Straßen überqueren wollen.
Doch diese blöden Autofahrer hin oder her, ich liebe Zypern und es kann ja schließlich auch nichts dafür. Wahrscheinlich wird es mir sogar ein bisschen fehlen, wenn ich im kalten Deutschland bin, hoffentlich liegt dort wenigstens ein bisschen Schnee für mich, wenn es schon kalt sein muss.