So was wie Alltag
In den letzten Tagen ist endlich so was ähnliches wie Alltag eingekehrt hier bei mir, und ich will euch natürlich nicht vorenthalten, was da so dazu gehört...
In den letzten Tagen ist endlich so was ähnliches wie Alltag eingekehrt hier, und ich will euch natürlich nicht vorenthalten, was da so dazu gehört...
Wenn ich arbeite, dann tue ich das entweder vormittags von 7:30 Uhr bis 13:30 Uhr oder nachmittags von 12:30 Uhr bis 18:30 Uhr.
Vormittags ist die erste Aufgabe, die Kinder in die Schule zu bringen. Meistens ist das für mich Mascha, denn sie geht alleine auf eine Schule für behinderte Kinder und man braucht nur 5-10 Minuten dorthin. Den Weg zur Schule zu finden, ist einfach, aber in der Schule war es am Anfang doch eher kompliziert. Beim ersten Mal alleine abliefern hat mich Mascha mindestens weitere 10 Minuten kreuz und quer durchs Schulhaus gezerrt, bis wir dann endlich ihre Klasse gefunden haben (die nämlich morgens um diese Zeit noch nicht im Klassenzimmer ist). Mitterweile weiß ich auch selber, dass ich sie am Speisesaal abliefern muss :)
Wenn dann alle Kinder aus dem Haus sind, geht es in die Küche, und der netten Köchin Ana helfen. Die letzten Tage war das zum Beispiel mehrere Stunden lang Paprika schälen (die kommen erst in den Backofen und dann kann man die Haut mehr oder weniger gut entfernen), die dann für den Winter eigefroren werden, oder gestern rohe Paprika in winzige Stücke schneiden, die sicher ebenfalls für den Winter eingelagert werden.
Mittags geht es dann wieder in die Schule, um Mascha abzuholen. Dabei muss man in manchen Fällen noch Anweisungen der Lehrerin entgegennehmen, was mir bisher immer erstaunlich gut gelungen ist. ("Dieser Zettel hier ist für den Arzt." oder "Dieses T-shirt gehört nicht Mascha, sondern mir. Bringen sie es mir bitte morgen wieder zurück!")
Nachmittags muss man auch wieder Kinder abholen. Zum Beispiel gehe ich manchmal mit einer der Betreuerinnen zur weiterführenden Schule (ca. 15 Minuten Fußweg), die gleich 11 unserer Kinder besuchen. Gestern war ich das erste Mal alleine dort, um 3 Kinder abzuholen, die länger Unterricht hatten.
Wenn die meisten Kinder wieder zu Hause sind, gibt es Mittagessen. Es hat sich herausgestellt, dass die Betreuer mittags unter sich essen, und dass die Freiwilligen dazu auch eingeladen sind.
Nach dem Essen sind dann, wie bei jedem Schulkind, die Hausaufgaben dran. Mittlerweile kann ich schon bei zwei Kindern helfen, nämlich bei Sergiu (4. Klasse, aber keine Regelschule) in Englisch und bei Laurentiu (6. Klasse) in Mathe. Ist zwar nicht immer einfach, weil ich noch nicht flüssig sprechen und nicht alle Hilfen, die ich eventuell geben könnte, auch in Worten ausdrücken kann, aber es macht mir trotzdem Spaß.
Wenn die Hausaufgaben dann geschafft sind, haben die Kinder Freizeit. Die wird zum drinnen oder draußen spielen, aufräumen und putzen genutzt, und bei allen diesen Tätigkeiten kann man natürlich die Beteiligung/Hilfe einer Freiwilligen gut gebrauchen. Also wird gemalt, herumgeturnt, Kuscheltiere versorgt, Fußball gespielt, Kleidung zusammengelegt, Möbel umgestellt, der Boden gewischt oder Wäsche aufgehängt.
Wenn die Kinder mich brauchen, melden sie sich, und das passiert meistens so oft, dass die Zeit fast lückenlos gefüllt ist und ich immer wieder versuchen muss zu sagen: Ich kann gerade nicht, ich helfe nämlich schon xy.
Und bevor es dann Abendessen gibt, bin ich auch schon wieder weg.
Zwei mal die Woche bekommen wir nachmittags Besuch von Eugenia und Eugenia. Die sind Freiwillige bei einer kirchlichen Organisation und absolut beliebt bei den Kindern. Wenn sie da sind, erzählen sie Geschichten aus der Bibel, es werden Bibelverse auswendig gelernt und kleine Spiele gespielt, und ein Nachmittag ist Bastel-nachmittag. Dann werden Bilder gemalt oder gebastelt oder Perlenarmbänder gemacht. Ich hänge dann meistens an einem der stärker behinderten Kinder dran und helfe ihm bei der Arbeit. Mit einem Kind, das eine sehr eingeschränkte Feinmotorik hat, ein Perlenarmband zu fädeln, ist schon eine Herausforderung, und manchmal wäre es verlockend einfach, die Arbeit alleine zu machen, aber darum geht es ja nicht. Wenn die Kinder es dann am Ende doch irgendwie hingekriegt haben, ist das für alle ein tolles Erlebnis.
An einem Samstag habe ich noch nicht gearbeitet, aber der Sonntag ist ziemlich ruhig. Die Arbeit beginnt für uns nach dem Mittagsschlaf der Kinder und besteht im Grunde darin, einen Film anzusehen. Der ist aber meistens auf Russisch, so dass jegliches Verständnis von Grund auf unmöglich ist... Beschäftigen kann man sich dann entweder mit nur Bild angucken oder (noch besser) die nicht zuschauenden Kinder beschäftigen und vom Streiten abhalten.
Was nicht zum regelmäßigen Alltag gehört ist der Besuch meiner Vorgängerin, Lena aus Deutschland, die gerade mal übers Wochenende hier ist, weil sie "ihre" Kinder wiedersehen will. Sie war gestern schon mal kurz im Projekt und heute wird sie mir noch jede Menge Tipps geben und mir tolle Sachen über mein Projekt verraten.
Abgesehen von der Arbeit gehören zum Alltag natürlich auch noch kochen, putzen und waschen, Geige oder Flöte üben, Berichte für youthreporter schreiben und nette Mails beantworten, Rumänisch lernen, andere Freiwillige treffen und Partys...
Langweilig wird mir also erst mal nicht werden.
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