Sibirien
Ich habe meinen Urlaub am Baikal und in Sibirien verbracht- eine Abwechslung zu Petersburg!
Gestern bin ich aus Sibirien wiedergekommen, den Kopf noch voller Gedanken auf Russisch und Bildern. Die Familie meiner Mama hat früher in Krasnojarsk gewohnt und die Freundschaft meiner Tante zu Galina, ihrer Jugendfreundin, hält bis heute. Galia hat eine 23jährige Tochter, Olga. Wir haben gemeinsame Tage in Krasnojarsk verbracht und eine Woche zusammen um den Baikal gereist.
Ich möchte nicht schreiben: Sibirien ist so und so, weil ich durch meine Reise begriffen habe, wie groß Russland eigentlich ist, dass zwei nächstgelegene Städte durchaus 800 km voneinander entfernt liegen können, und dass ich nur einen kleinen Teil davon bereist habe. In Krasnojarsk ist das so, wie ich es mir vorgestellt habe: Es gibt kaum schöne alte Häuser, nicht mal im innersten Zentrum. Dafür unglaublich viele Plattenbauten, zu denen immer mehr dazu kommen. Außerhalb gibt es vor allem dorfähnliche Stadtteile mit alten Holzhäusern, ungeteerten Straßen und nur kleinen Läden. In so einem Teil hat meine Mama gewohnt. Meine Tante sagt, früher war es viel aufgeräumter dort. Aus den Gärten wächst das Unkraut bis auf die Straße. Vor einem Haus stand ein Pferd und vor dem nächsten eine Ziege.
Die Läden sind so wie in Petersburg, es gibt nicht weniger und auch nicht mehr Auswahl an Produkten. Die Männer sehen genauso schrecklich aus und die Frauen genauso dünn und schön. Ich finde nicht, dass es so ist, dass in Piter alles westlicher ist. Aber vielleicht darf ich so ein Urteil noch gar nicht fällen, ich habe in Sibirien ja bloß Urlaub gemacht und nicht gelebt.
Unsere Reise um den Baikalsee war vor allem anstrengend. Um möglichst viel zu sehen, haben wir jeden Tag wo anders geschlafen. Weil die Entfernungen riesig sind, mussten wir deshalb viel viel Auto fahren. Der Baikalsee ist aber einer der schönsten Orte, an dem ich je war. An den meisten Stellen sieht es aus wie ein typischer See im Norden: Felsen, die aus dem Wasser ragen, grüne Berge und bunte Blumenwiesen. Der Baikalsee ist der tiefste und größte See der Welt und man kann sein Wasser trinken. Wenn jeder Mensch auf der Welt jeden Tag 3 Liter Wasser aus dem Baikal trinken würde, dann wäre er erst nach 1000 Jahren leer, so viel Wasser ist da drin. Kein Wunder, der See ist so groß wie Belgien!
Am besten hat es mir aber auf der Insel Alchon gefallen. Dort gibt es nur im Norden Bäume, aber dafür überall wallende Berge, Sandtrände, Felsen und viel Platz und Ruhe. Es gibt nur ein Dorf mit 3000 Bewohnern auf der ganzen riesigen Insel.
Wir haben auch die Fahrt zu einer heißen Quelle unternommen, die an der Grenze zur Mongolei liegt. Dort haben wir gebadet, danach im Hotel in der Sauna gelegen und am nächsten Tag eine Wanderung zu einem Wasserfall unternommen. In dieser Gegend leben keine Russen, sondern das Volk der Burjati, die noch so wie früher leben. Sie haben ihre Dörfer, die spärlich verstreut in der Lanschaft liegen. Manchmal muss man eine Stunde fahren, bis man wieder ein einziges Holzhaus sieht. Die Straßen sind alle nicht geteert, weil die Burjati reiten. Das war so interessant für mich dort! Wir haben auf einem Seminar schon etwas über verschiedene Völker in Russland gelernt, aber ich dachte, diese hätten sich schon längst angepasst.
Zum Glück nicht. Es war so schön, dort zu sein, wo es so unglaublich viel Platz und Natur gibt.