Shakespeares‘ Globe Theatre
Über den Besuch des ehrwürdigen Globe Theaters am Südufer der Themse: Von den Anfängen bis zur Auferstehung einer Legende.
Wir schreiben das Jahr 1558, Elizabeth I. besteigt nach dem Tod Mary I. den englischen Thron und das später als „golden“ bezeichnete Zeitalter beginnt: Neben dem Handel und den vielen Entdeckungsfahrten blühen auch Kunst und Literatur auf. Kein Wunder also, dass die Gründung des ersten Globe Theatres in diese Zeit, in das Jahr 1599 fällt: Die Schauspieltruppe Chamberlain’s Men, der auch William Shakespeare angehört, lassen ein erstes Theater am Südufer Londons, welches damals noch nicht zur Stadt gehörte, errichten und machen dort Theater für jedermann zugänglich. Eintrittskarten waren schon ab einem Penny erhältlich. Shakespeare schrieb viele seiner Stücke eigens für dieses Theater und ließ sie dort auch uraufführen. - Vierzehn Jahr lang war es sehr gut besucht, die Nähe zu den Schauspielern (mehr zum besonderen Aufbau weiter unten) und die hinreißende Vortragsweise machten es berühmt. Aber es sollte kein gutes Ende finden: 1613 setzte eine Theaterkanone das Reetdach in Brand – binnen zwei Stunden war das gesamte Theater abgebrannt.
Doch rasch wurde ein zweites Theater an derselben Stelle errichtet und das Vergnügen ging weiter. Nach dem Tod Elizabeths I aber verschärften sich unter der Stuart-Regentschaft Jakob I. und ab 1625 Karl I die politischen und religiösen Spannungen im Königreich, die sich im englischen Bürgerkrieg 1642-49 entluden: Die radikalen Puritaner setzten sich durch, Karl I. wurde hingerichtet, das Oberhaus und die Monarchie kurzweilig abgeschafft. Diese neue puritanische Regierung hielt das Globe Theater für eine Werkstatt des Teufels und ließ es mitsamt allen Vergnügungsstätten in England schließen. Das Globe geriet schnell in Vergessenheit.
1949 dann aber – dreihundert Jahre später – musste der amerikanische Schauspieler Sam Wanamaker bei einem Londonbesuch feststellen, dass nicht mehr als eine Bronzeplatte an das so erfolgreiche Theater erinnerte. Er gründete den Globe Playhouse Trust mit dem Ziel eine orignaltreue Rekonstruktion des Theaters und ein Bildungszentrum aufzubauen. Nach 25 Jahren wurde das Theater schließlich 200m weiter östlich als das Ursprüngliche erbaut – Wanamer verstarb allerdings vier Jahre vor der Eröffnung.
Der heutige Bau ist eine beeindruckende Rekonstruktion jenes elisabethanischen Theaters: Diese waren üblicherweise aus Holz errichtet und nur halb überdacht. Die ringförmig angelegte Konstruktion war in der Mitte offen, sodass auch der Zuschauerraum offen und man dem Wetter ausgeliefert war – das Schauspiel wurde aber in keinem Fall unterbrochen. Das Globe wurde wegen seiner runden Form und des fehlenden Daches in der Mitte auch als „Wooden O“ („Hölzernes O“) bezeichnet. Aufgeführt wurde nur bei Tageslicht auf einer fest installierten Bühne: „The Heavens“, das Schutzdach der Bühne war mit den astrologischen Tierkreiszeichen beschmückt und versehen mit einer Falltür aus der Gott und Engel herabgelassen werden konnten. Aus dem Bühneboden widerum konnten Teufel und Geister aus der „Trapdoor“ hinaufgelassen werden. Massive Säulen aus marmoriert gestrichener Eiche, die „Pillars of Hercules“ fußten auf den Bühneboden und trugen die beiden Ebenen und den „Himmel“. Im ersten Stock war die „Musicians‘ Gallery“ untergebracht, auf den beiden Seiten der „Gallery“ gut sichtbar waren die „Lords‘ Rooms“, für jene adeligen Besucher, die vor allem gesehen werden wollten. Diese Schaubühne ermöglichte ein besonders nahes Verhältnis von den Schauspielern zum Publikum Vor der Bühne im „Yard“ gab es 1.000 Stehplätze für die sogenannten „Groundlings“ (Eintritt: 1 Penny) und unter dem bedachten „Außenring“ des Theater gab es Sitzplätze für die wohlhabenden Zuschauer (Eintritt: 6 Pennys).
Bei dem Rekonstruktionsentwurf stützte man sich auf verschiedenen Quellen wie Panoramazeichnungen, Ausgrabungen und Hinweise aus Shakespeares Werken. Und auch beim Material, das für das traditionelle Bauhandwerk gebraucht wurde, blieb man so originaltreu wie möglich. Das Reetdach wurde aus Schilfrohrspuren, ohne Nägel, mit einem Kalkputz nach ursprünglicher Zusammenstellung (Sand, Kalk, Ziegenhaar) verflochten, speziell gebrannte Tudorziegel schützen das Dach und 600 Balken aus Eichenholz nach Art des 16. Jahrhunderts stützen den Bau. Das einzige Merkmal, was das 21. Jahrhundert verrät, ist die Sprinkleranlage.
Seit der Wiedereröffnung wird jährlich eine neue Schauspieltruppe zusammengesetzt und von Mai bis September werden Shakespeares Werke und weitere Stücke anderer Dichter aufgeführt. 250.000 Besucher strömen jährlich in das Theater und auch heute wird versucht, dass Theater für jeden zugänglich zu machen: Tickets sind ab £5 erhältlich. Sehr empfehlenswert ist auch eine Führung durch das Theater und ein Besuch der ständigen Ausstellung (zusammen £13,5), die über das das Schauspiel zu Skaespeare’s Zeiten informiert. Ich selbst habe das Globe mit meinem London Pass besucht und kann nur weiterempfehlen, die £55 zu investieren. It’s worth it!
http://www.shakespearesglobe.com/exhibition/exhibition-tour-opening-hours und http://www.londonpass.com/.