Schwarz auf grün
Evil_eva hat turbulente Tage hinter sich: Im Jugendzentrum sind neue Kinder dazu gekommen, was anfänglich nicht ganz harmonisch verlief. Ein Glück, dass ihr Litauisch immer besser wird.
Jetzt habe ich, glaube ich, drei Wochen lang keinen Eintrag mehr geschrieben, aber ich werd auch irgendwie immer schreibfauler. Außerdem war ich die letzten Wochen ziemlich viel mit meiner Uni-Bewerbung beschäftigt, was echt zeitraubend ist. Besonders, da ich immer noch nicht weiß, was und wo ich denn jetzt endgültig studieren möchte und die Entscheidung weiter aufschiebe, indem ich mich bei mehreren Unis bewerbe.
Bei uns ist inzwischen richtig Frühling: diese Woche sind die Knospen an (fast) allen Bäumen aufgegangen, so dass es jetzt endlich die ersten Blätter gibt, und auch das Gras wird langsam grün. Mit dem Wetter haben wir echt Glück dieses Jahr! Nachdem der Frühling ziemlich regnerisch angefangen hat, haben wir jetzt fast jeden Tag blauen Himmel und Sonnenschein. So wirklich warm ist es zwar noch nicht, aber nach dem litauischen Winter kommen einem achtzehn Grad schon hochsommerlich vor und ich war am Samstag fast den ganzen Tag im T-Shirt unterwegs.
Wegen dem fehlenden Regen brennen die Litauer jetzt allerdings ihre Felder ab, um sie vor der Saat fruchtbar zu machen, obwohl das ziemlich riskant ist und, wenn man erwischt wird, hohe Geldstrafen drohen. Also sieht man jetzt, wenn man übers Land fährt, immer mehr schwarze, stinkende Flächen und teilweise auch noch Feuer.
Im Projekt gab es in letzter Zeit ein paar Probleme: Seit ein paar Wochen haben wir ein paar neue Kids, denen die Integration ziemlich schwer gefallen ist. Ich kann nicht sagen, woran das liegt, weil es seit ich da bin, noch keine Neuen gegeben hatte. Am Anfang gab es aber ziemlich viel Zoff und auch ein paar kleinere Schlägereien. Inzwischen ist es besser geworden, aber jetzt sind haben wir seit Donnerstag noch mal drei Neue, also erstmal abwarten.
Sowieso war die Stimmung während der Osterferien irgendwie gereizt, weil die Kinder überhaupt nicht ausgelastet waren und zuviel überschüssige Energie hatten. Das Zentrum ist ja auch während der Ferien nur nachmittags geöffnet, so dass die Kids vormittags meistens zuhause herumsitzen.
Ansonsten läuft es für mich aber echt super mit den Kids! Für meinen Englisch-Unterricht habe ich zwar immer noch keinen festen Platz im Wochenplan (es gab jede Menge Vorschläge, die dann alle wieder verworfen wurden); ich hoffe aber, dass ich das demnächst mal durchsetzen kann. Außerdem habe ich diese Woche angefangen, einem von den neuen Kindern Deutsch-Unterricht zu geben. Mal schauen, ob sich da noch mehr Interessenten finden. Von meinen Kids lernen bis auf zwei alle nur Englisch in der Schule, obwohl Deutsch in Litauen immer noch recht beliebt ist. Von den älteren Leuten sprechen fast mehr Deutsch als Englisch.
Die Verständigung auf Litauisch klappt, trotz sehr seltenem Sprachunterricht, inzwischen auch mit den Kindern einigermaßen. Ich muss zwar öfter nachfragen, aber meistens verstehe ich dann, worum es geht und brauche auch keine Übersetzungen mehr, sondern kann mir die Sachen meistens auf (einfachem) Litauisch erklären lassen.
Eigentlich echt erstaunlich, wie schnell man eine Sprache lernen kann, wenn man im Land lebt. Ich schätze mal, dass ich für mein jetziges Litauisch-Level in Deutschland etwa zwei Jahre gebraucht hätte – ich kann mich halbwegs unterhalten und verstehe inzwischen auch schon ziemlich viel, wenn geredet wird. Auch mit den Leuten, die eigentlich Deutsch oder Englisch können, unterhalte ich mich immer mehr auf Litauisch.
Dank der Tatsache, dass ich jetzt schon mehr verstehe, soll ich ab jetzt auch an den Mitarbeiter-Versammlungen teilnehmen. Wir machen im Moment die Planung für den Sommer und ich habe einige Angebote vorgeschlagen, die ich gerne mit den Kids machen würde. Bin mal gespannt, wie viel davon zustande kommt!
In Litauen fangen die Sommerferien ja schon im Juni an und dauern zwei oder drei Monate, während denen wir auch mindestens ein Sommer-Camp machen wollen und vermutlich ziemlich viel Zeit draußen verbringen werden.
Auch an den Wochenenden würde ich total gerne Ausflüge in die Natur unternehmen, am Liebsten mit Zelt, zu Fuß oder mit dem Fahrrad (das ich bis jetzt noch nicht habe). Litauen ist ja nicht so groß, so dass man mit dem Fahrrad, glaube ich, ziemlich viel erreichen kann. Und wildes Campen ist fast überall erlaubt.
Die letzten Wochenenden war ich ziemlich viel in Parks und an Aussichtspunkten in und um Vilnius. Außerdem war dieses Wochenende mal wieder ein Konzert, diesmal von einer französischen Band, aber die litauische Vorgruppe war auch echt gut! Ansonsten habe ich die letzten Wochenenden in Vilnius verbracht und war auf einigen Abschiedspartys von anderen Freiwilligen. Irgendwie gehen ziemlich viele, aber bis jetzt sind noch keine Neuen gekommen.
Langsam fange ich allerdings auch an, Leute in Elektrenai kennen zu lernen, was am Anfang wegen Sprachproblemen und fehlenden Kontaktmöglichkeiten ziemlich schwer war. Normalerweise lernt man glaube ich auch die meisten Leute über Schule/Uni/Arbeit oder eben beim Weggehen kennen. Nur dass es in Elektrenai im Winter ja nicht so viel gibt, was man unternehmen könnte.