Schneechaos und andere Erlebnisse
You_did erzählt, was in den letzten zwei Monate so alles in England erlebt hat.
Ich muss zugeben, dass ich in letzter Zeit ein wenig schreibfaul war. Ich überwinde mich nun mal, um euch auf den neuesten Stand zu bringen.
In letzter Zeit ist so einiges passiert. Ich berichte jetzt einfach im Schnelldurchlauf:
- Wir haben die wunderschöne Stadt Brighton besucht und es geschafft auf dem Hin- UND Rückweg den Bus zu verpassen. Wow. Trotzdem hatten wir einen super Tag, an dem wir die Sonne am Strand genießen konnten.
- Dann gab es unser On-Arrival Training in Great Malvern. Das übrigens nicht great/big, sondern echt small ist. Dort waren wir unerwarteter Weise in einem Hotel untergebracht. Ich kann immer noch nicht fassen, dass wir als Freiwillige so einen Luxus genießen durften. Fast jeden Abend ging es in ein Restaurant essen. Über Tag gab es natürlich auch ein paar Lerneinheiten, die allerdings auch eher small waren und so konnten wir mehr oder weniger unsere Freizeit genießen.
Anschließend hatte ich noch einen freien Ferientag plus Wochenende übrig. In der Zeit war Malte zu Besuch und wir waren in London. Am Samstag war der Plan nach Tunbridge Wells in die Stadt zu gehen, was aus folgendem Grund ins Wasser gefallen ist: Im Parkhaus hat uns eine Passantin darauf hingewiesen, dass wegen eines vermuteten Bombenanschlages die gesamte Stadt evakuiert wurde. Auch wenn sich der verdächtige Rucksack als harmlos entpuppt hat, war somit das Gesprächsthema der nächsten Woche sicher. Wie auch immer, wir sind wieder nach Hause gefahren und haben das Spektakel bei der Vorbeifahrt im Auto begutachtet: Eine riesige Menschenmasse und mehrere Polizei- und Rettungswagen.
- Eine Woche später folgte Anjas und meine erste Hausparty. Ich kam mir vor wie in einem amerikanischen Film. Man muss sich ein recht kleines Reihenhaus vorstellen, das von oben bis unten mit tanzbereiten Leuten gefüllt war, die sich zu der Musik des DJs bewegten oder auch einfach zu Gesprächen bereit waren. Dieser Abend hat sich also super geeignet eingefleischte Engländer kennen zu lernen.
- Am nächsten Tag gab es dann anlässlich des Feiertages „Guy Fawkes Night“ ein Feuerwerk. Ich habe noch nie so beeindruckende Lichtspiele gesehen und das ließen sich auch viele andere Einwohner nicht entgehen. Die Menschenmasse, die sich im Dunorlan Park zur Betrachtung des Feuerwerkes gesammelt hatte, erinnerte mich an die eines recht großen Festivals.
- Das Wochenende darauf waren wir wieder mal auf einem Seminar, das diesmal in Gillingham stattfand. Es ging um Flüchtlinge und Präsentationsfähigkeiten. Das eigentliche Highlight allerdings stand am Samstagabend an: Es ging zu einer ziemlich schicken Awards Night vom British Red Cross, bei der wichtige Leute geehrt wurden. Alle anderen Freiwilligen und ich fragen uns noch heute, womit wir uns diesen Abend verdient haben. Unsere Aufgabe bestand nämlich im Sitzen, Klatschen, Essen und zu guter Letzt darin, eine Freundin von der Queen kennen zu lernen.
- Im November stand außerdem noch der Besuch von anderen Freiwilligen in Oxford auf dem Plan. Das tolle ist hier nämlich, dass man mit dem Megabus günstig rumreisen kann. Der hat uns dann also für 6 Pfund von London nach Oxford und zurück gebracht und schon wieder ist ein ganzes Wochenende wie im Flug vergangen – und es hat sich gelohnt!
- So…jetzt kommen wir zum zeitnahesten Erlebnis: Schnee! Dieses Wort sagt eigentlich schon alles, denn es gab Schnee und zwar eine Menge davon. Als ich letzte Woche beim ersten Schneefall das Wort Winterreifen in den Raum geworfen habe, wurden mir nur fragende Blicke entgegen geworfen. Obwohl…fast. Da war jemand, der darauf entgegnete „Ach ja, so was hab ich schon einmal gehört. In Deutschland haben die diese Dinger ja angeblich jeden Winter. Vielleicht ganz praktisch.“ Jahaa…praktisch wären sie auch hier, denn schon bei ein paar Zentimetern Schnee geht bei den Engländern gar nichts mehr. Warum sollte man auch die Straßen räumen?! So endete unsere letzte Woche darin, in klein-Rusthall festzusitzen. Die Schule wurde für zwei Tage geschlossen (arbeiten mussten wir aber trotzdem), jeglicher öffentlicher Verkehr wurde eingestellt (ein Freund von Anja, der über das Wochenende zu Besuch war, konnte nicht mehr nach Hause fliegen), die frischen Lebensmittel wurden rar, weil Supermärkte nicht mehr beliefert werden konnten und das Heizöl der Schule neigte sich dem Ende zu.
Jetzt ist aber fast alles wieder geschmolzen und ich fand es ganz lustig, mal eine „etwas andere“ Woche zu haben. Schade nur, dass die Kinder so nicht mehr viel für ihre Christmas Production „Silent Night“ proben konnten. Die wird nämlich morgen und übermorgen aufgeführt und ich bin schon gespannt, ob es im Chaos endet oder nicht…
Anja und ich sind übrigens schon am Tage zählen, wann wir nach Deutschland fliegen (heute sind es noch 15! :) )