Rugby und Dreharbeiten
Die Polizei, Dein Freund und Helfer? In Frankreich will man diesem Ideal auf ganz praktische Art gerecht werden, wie Bianca dank ihrer Grippe erfuhr. Jetzt ist sie wieder fit und erobert die französische Filmszene.
Salut tout le monde!
Was war das für eine Woche! Oder sind es schon zwei, seit ich das letzte Mal geschrieben habe? Ich kann es nicht mal genau sagen. Letzte Woche jedenfalls kam alles zusammen: Ich hatte immer noch mit meiner Darmgeschichte zu kämpfen, als ich auch noch eine Grippe bekam. Pascale hatte mich angesteckt. Ich war in einem Zustand...
Am Wochenende bin ich spontan erst mal aus der Jugendherberge ausgezogen, nur raus aus der Bazillenhöhle (wo ich zudem auch noch ziemlich auf mich allein gestellt war). Abgesehen von Pascale waren nämlich auch Julie, Baptiste und Robert Opfer der heimtückischen Grippe geworden. Ich tat also gut daran, mich zu entfernen. Paul nahm mich bei sich auf, pflegte mich so gut es ging, fuhr mich zu diversen Ärzten, in die Apotheke. Er hat sogar Medikamente beim Notdienst geholt. Das war auch ein Abenteuer... Dabei lernte ich nämlich, dass man Medikamente bei der Polizei holt. Ja, Ihr habt Euch nicht verlesen! Im Notdienst ist die Polizei für Medikamente verantwortlich. Reine Vorsichtsmaßnahme. Ich wundere mich, dass ich mich noch immer über die Franzosen wundere...
Also, insgesamt habe ich eine Woche nichts getan. Na ja, ein bisschen gelesen ("Les particules elementaires" habe ich jetzt fertig, "Arsène Lupin" zur Hälfte), Musik gehört, mein erstes Gedicht auf Französisch geschrieben. Zwischenzeitlich habe ich gezittert, es stand eine Operation zur Diskussion. Ich bin nahe an einem Darmverschluss vorbeigeschlittert ("Subocclusion") und man hat mich erst mal auf Diät gesetzt. Meine Mutter hat mich jeden Abend angerufen, um zu hören, wie es mir geht. Jetzt bin ich auf dem Wege der Besserung!
Am Wochenende hat Paul mich ein bisschen nach draußen gezwungen. So habe ich am Samstag mein erstes Rugby-Match gesehen. Was für ein Sport! Immer wieder sieht man Sanitäter mit Eisspray über den Platz hechten, Spieler werden am laufenden Band wegen Verletzungen ausgewechselt. Es war ein wichtiges Spiel für die Mannschaften Brive und Argent, beide haben um den Klassenerhalt gekämpft und dementsprechend hart waren die Bandagen. Allez, allez! Die Atmosphäre im Stadion war echt ansteckend und Paul hat mir ein wenig die Regeln erklärt. Rugby ist ein bisschen wie Football. Hart. Der Ball darf nur nach hinten abgegeben werden. Tritt man den Ball, kann man bis zu der Stelle vorrücken, an der der Ball die Außenlinie passiert. Das nennt man einen "Touch". Daneben kann man Punkte mit "Penalties" sammeln, Strafstöße, die direkt zwischen die zwei Torstangen ausgeführt werden. Bei direkter Konfrontation kann die Mannschaft im Ballbesitz solange weitergehen, wie der Ballträger aufrecht steht. Deswegen formt die Mannschaft eine Art Stützmauer um ihn. Absolut interessant! Ich hab das vorher ja noch nie gesehen. Und Brive hat auch noch gewonnen - was für ein Fest! Es war knapp, aber Brive hat gewonnen.
Sonntagmorgen hat Paul mich nicht ausschlafen lassen, le salaud! Okay, nach einer Woche Rumliegen war es sicher gut gemeint, mich ein bisschen zu stärken und rauszuschleppen, aber an einem Sonntagmorgen? Welch Sakrileg! Bereut habe ich es letzten Endes zwar nicht, aber trotzdem... Es geht ums Prinzip! Jedenfalls waren wie auf dem Markt in Objat, der einen ausgezeichneten Ruf besitzt. Zu Recht, es ist wirklich ein schöner Markt. Habe mich dort erst mal mit FRISCHEM Tee eingedeckt, bevor ich wieder in der Jugendherberge eingezogen bin - und prompt erst mal eine Runde in meinem Bett geschlafen habe. Tat das gut!
Diese Woche fing ausgleichend aufregend an: Dreharbeiten zu einem Film, hier in Brive! Und da ich letztes Jahr zur rechten Zeit am rechten Ort war, würde ich dabei sein! Als Statistin. Montagmorgen um 10.30 Uhr habe ich mich mit Julie und Carine am Bahnhof eingefunden, wo man uns unseren "Contrat d'acteur de complement" zum Unterschreiben vorlegte, bevor die Dreharbeiten anfingen. Man sagte mir, dass die französischen Schauspieler einigermaßen bekannt seien. Mir haben die Namen verständlicherweise nicht soviel gesagt. Aber aus reiner Vorsicht habe ich mich mal mit dem Hauptdarsteller, Ronald Magdan, fotografieren lassen ^_^
Es war auf jeden Fall spannend. Wir waren Passagiere in einem Zug und mussten aussteigen. Und da die Szene aus verschiedenen Perspektiven wiederholt wurde, mussten wir auch wiederholet aussteigen und dabei auf die Reihenfolge achten. Insgesamt haben sie uns 80 Euro für einen halben Tag bezahlt, Essen war auch mit inbegriffen ("Confit de canard", das heißt Ente). Zwischenzeitlich mussten wir uns umziehen, damit man uns für andere Personen hält. Und ich kann definitv sicher sein, gesehen zu werden, denn für eine Szene haben sie zwei Statisten aus der Menge herausgegriffen und das waren - welch Glück - ausgerechnet Julie und ich! Wir sollten direkt vor der Kamera entlang laufen.
Also, der provisorische Titel ist "Comment lui dire?" (= Wie soll ich es ihm sagen?) und es handelt sich um eine Liebesgeschichte, beziehungsweise deren Ende. Mehr wollte man uns nicht sagen. Ausgestrahlt wird das ganze im September - wenn ich also nicht mehr hier bin. Arrgh! Vielleicht komme ich ja an eine Aufzeichnung?!
Dienstag war Valentinstag. Keine Blumen. Aber es war auch gleichzeitig der Geburtstag von Matthieu, der mich für dieses Wochenende auf ein Konzert eingeladen hat. Außerdem ist der andere Matthieu vorbeigekommen, um mir die benötigten Programme für die Aktualisierung der Homepage der Jugendherberge zu überspielen. Das wird mich erst mal eine Weile beschäftigen. Bin ich jetzt nämlich dran. Abgesehen davon war diese Woche insgesamt eher ruhig, was mir geholfen hat, mich zu erholen. Ich habe nun eine regelmäßige Zeit am Empfang (14.00 - 16.00 Uhr). Abgesehen davon bleibt alles beim Alten. Flexibel.
Mittwochabend war ich mit Sonia, Clémence, Julie, Carine und Olivier im Shamrock. Karaoké! Allerdings hatten wir nicht bedacht, dass Schulferien sind. Es waren unglaublich viele Leute dort und wir sind beim Singen "offiziell" nicht mehr drangekommen. Inoffiziell haben wir in unserer Ecke immer mitgesungen und uns trotzdem königlich amüsiert ^_^
Joa, das wäre erst mal wieder alles. Mehr gibt es von der Front zurzeit nicht zu berichten, aber das ändert sich bald, denn es stehen Karneval in Nizza (24.02.- 27.02.) und Seminar in der Bretagne (Anfang März) auf dem Programm. Außerdem werden meine Eltern bald hier eintrudeln, danach Christof und eventuell Katrin. Die nächste Zeit wird also auf keinen Fall langweilig werden!
Liebe Grüße, Bianca
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