Roadtrip nach Verdun - auf den Spuren des ersten Weltkriegs
Jeder Deutsche hat auf den Spuren seiner Geschichte schon viele ehemalige Kriegsschauplätze besichtigt, doch meist eher jene, die nur vom zweiten Weltkrieg und seinen Schrecken erzählen.Doch in Verdun taucht man in seine eigene Vergangenheit ein und erfährt im allen Facetten, was für ein Grauen der erste Weltkrieg bereithielt.
Als ich mit meiner WG am frühen Morgen in unseren gebrauchten Peugeot aufbrach, war ich nicht sehr aufgeregt, weil ich mir einen ruhigen Tag versprach mit ein paar kulturellen Einschnitten.
Doch der Ausflug hielt einiges für uns bereit .
Nach 2 Stunden Autofahrt im nicht klimatisierten Auto und bei 27 Grad Außentemperatur waren wir alle froh, dass wir endlich den geschichtsträchtigen kleinen Ort erreichten.
Unsere erste Etappe war die Anhöhe von Vauquois, welche im Waldmassiv der Argonnen liegt.
Nach einen Aufstieg durch Waldwege erreichten wir die Anhöhe und sahen einen gewaltigen Kriegsschauplatz. Der natürliche Festungswall war von zahlreichen Schützengräben und Stollen durchzogen und erzählte vom Minenkrieg der Franzosen und Deutschen von 1915. Die Hochburg des Minenkriegs ist durch zahlreiche Krater, Gräben und Tunnel bis heute gezeichnet und ist dem entsprechend ehrfurchteinflößend.
Nach dem Abstieg an den Stollen und den Minengräben vorbei, begaben wir uns auf den Weg zum großen Schlachtfeld von Verdun und besichtigten das Beinhaus von Douaumont, ein orientalisch aussehendes Gewölbe, welches eine Kapelle zum Gedenken der 130.000 Soldaten darstellt, die unter ihr ruhen.
Wenn man einmal um die Krypta herumgeht, bekommt man ein sehr plastisches Beispiel zu Gesicht, was für Opfer ein Krieg nach sich zieht. Durch zahlreiche kleine Fenster kann man die Knochen der unidentifizierten Gefallenen betrachten.
Betritt man dann das Hauptgebäude ist durch die Glasfenster alles in rotes Licht getaucht und man blickt auf die eingemeisselten Namen der Regimente, welche dem Krieg zum Opfer fielen. In der Mitte des Raumes stehen links und rechts auf den Wänden dieselben Worte auf Französisch und Deutsch, welche dem Andenken auch ein mahnendes Element beifügen:
“ Hier liegen gemeinsam die Gebeine von 130.000 französischen und deutschen Soldaten, die auf dem Schlachtfeld von Verdun gefallen sind. Lasst uns niemals dieses Grauen vergessen.”
Angela Merkel und Francois Hollande enthüllten diese Inschriften am 29.06.2016 gemeinsam zum Andenken an den Krieg vor 100 Jahren.
Nach dieser emotionalen Auseinandersetzung mit unserer eigenen Geschichte besuchten wir noch den Friedhof vor dem Denkmal, wo sich über eine gewaltige Fläche weiße Kreuze nebeneinander aufreihten, und von dem Opfer unserer Vorfahren zeugen, die glaubten für eine bessere Zukunft zu kämpfen.
In Verdun selbst angekommen begreift man dann zunehmend auch den Titel “Weltzentrum des Friedens”. Was könnte denn heute besser für den Frieden stehen als die rote Zone, wo zahlreiche ihr Leben dafür liessen?!
Man kann nur jedem empfehlen sich die Mahnmäler und ehemaligen Kriegsplätze anzuschauen, um auch seine eigene Geschichte zu verstehen und die Opfer, die für unsere Zukunft dort erbracht wurden.