Riga
Ein Bericht über die Hauptstadt Lettlands und was sie alles zu bieten hat.
Die Haupt- und größte Stadt Lettlands ist auch die größte Stadt des gesamten Baltikums.
Und sie hat einiges zu bieten. Im Folgenden werde ich die Stadt beschreiben und hoffentlich die Lust wecken, sie einmal zu besuchen und zu erleben.
Riga liegt an der Daugava, deutsch Düna, und hat seinen Ursprung 1150, als Kaufleute sich an der Daugava ansiedelten um Handel zu treiben. Heute findet man noch viele Spuren der langen Geschichte Lettlands. Vor allem die Besetzungen durch Hitler und die Nationalsozialisten, von 1941 bis 1944, und durch die Sowjetunion, 1944 bis 1991, haben den Wunsch der Letten nach Freiheit und einem selbstständigen Staat geprägt. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass ihnen ihre Freiheitsstatue so wichtig ist.
Ich war über den Septemberanfang in Riga und durfte so den großen Studentenumzug in der Nacht auf den 1. September mit ansehen. Die Studenten sind in ihre jeweiligen Studiengruppen gegliedert und werden von ihren Dozenten angeführt. Sie laufen laut und mit Fackeln durch die Stadt, machen alle auf sie aufmerksam und viele laufen letztenendes mit ihnen mit. Ziel des Umzugs ist die Freiheitsstatue. Dort angekommen stehen sie in einer großen Schlange, sind mucksmäuschenstill und die Dozenten, welche übrigens in Dozententrachten gekleidet sind, legen demütig einen Blumenkranz vor dem Denkmal ab. Anschließend geht es zur Uni. Ich bin einfach mal mitgelaufen und habe ein paar Fotos geschossen. Auf jedenfall war ich sehr beeindruckt und irgendwie hat mich diese Zeremonie auch sehr berührt.
Zu den Sehenswürdigkeiten, die man unbedingt gesehen haben muss gehören meiner Meinung nach auf jedenfall oben benannte Freiheitstatue, das Okkupationsmuseum („der schwarze Sarg“), die Gildenhäuser, den Pulverturm mit dem Kriegsmuseum, das Schwedentor und sowieso die komplette Altstadt. Ich hab außerdem unbedingt das Katzenhaus sehen wollen. Die Legende um die Katze auf dem Dach besagt, dass vor einigen Jahren ein Mann in die Gilde eintreten wollte, aber abgewiesen wurde. Aus Ärger darüber stellte er sich eine Katze auf das Dach, die den Gildenhäusern den Hintern zuwendedete. Nachdem die Gilde protestiert hatte, musste die Katze allerdings umgedreht werden.
Definitiv einen Besuch wert ist die Riga Black Magic Bar. Hier wird aus dem schwarzen Balsam Rigas alles zubereitet, was man damit nur zubereiten kann. Aber vor allem Kaffee, Pralinen, Kuchen, Cocktails und Tee. Die Einrichtung ist wunderschön und auch die Bedienung ist detailgetreu gekleidet, mit Haube, Kleid und Schürze. Hinter einem der Regale soll sich außerdem noch eine Treppe befinden, welche zum Labor des Alchemisten führt. Ich habe sie nicht entdeckt, aber es spricht ja nichts dagegen hinzufahren und sie zu suchen.
Es gibt so viele Straßen und Gassen zu erkunden und zu entdecken und so viel zu sehen, zu schmecken und zu hören. Aber da ich beinahe zwei Wochen dort war, zog es mich auch in das Umland. Ich hatte das Glück, dass ich mit meiner Mitbewohnerin gereist bin, welche zuvor ihren Europäischen Freiwilligendienst in Dänemark verrichtet und dort einen Letten kennen gelernt hat. Die zwei sind sehr gute Freunde geworden und so hat Gints, besagter Freund, uns auch beinahe jeden Abend Gesellschaft geleistet und uns am Wochenende hinaus gefahren. Wir haben mit ihm zusammen den Sowjetischen Bunker in Ligatne angeschaut, haben dort eine Führung auf Englisch gemacht. Sehr interessant. Highlight: In der Kantine wird original sowjetisches Essen angeboten – Tortellini mit einer weißen Sauce und ein ganz arg süßer, roter Saft. Auch beeindruckend ist es, dass alle Geräte und Maschinen dort unter der Erde immer noch arbeiten. Viele wurden für uns eingeschaltet und so durften wir dies live bestaunen.
Außerdem waren wir mit Gints zusammen im Nationalpark unterwegs. Dort haben wir die Gutmannshöhle begutachtet, um welche sich die Sage der Rose von Turaida spinnt.
Die Rose von Turaida ist eine historische Überlieferung und natürlich eine tragische Liebesgeschichte. Ich versuche einmal sie kurz zusammenzufassen:
Die Geschichte spielt im Jahr 1620. Die Rose von Turaida heißt eigentlich Maija. Den Titel erhielt sie, wegen ihrer großen Schönheit und ihrer Tugend. Sie war verliebt in Victor Heils und sie planten bereits ihre Hochzeit. Zufällig trafen jedoch zwei polnische Offiziere auf Maija und begannen sie erfolglos zu umwerben. Sie fälschten einen Brief, welcher angeblich von Victor war, und lockten Maija so zu der Gutmannshöhle. Dort lauerten sie auf das Mädchen. Diese erkannte deren Absichten und ihre schlechte Lage sofort und erzählte den beiden von ihrem Zauberhalstuch. Sie sagte, die zwei könnten sie mit ihrem Schwert schlagen und doch würde ihr, dank ihrem Tuch, nichts geschehen. Die zwei forderten den Beweis und erschlugen Maija mit ihrem Schwert. Sie erkannten entsetzt die List des Mädchens und flohen. In den Kleidern der Toten steckte jedoch noch der gefälschte Brief und so wurde Victor der Prozess gemacht. Erst am Tag der Hinrichtung bekannte einer der Offiziere die Wahrheit und erzählte, was sich wirklich zugetragen hatte. Victor war nun frei, jedoch gebrochen. Er begrub seine Braut und pflanzte einen Baum an ihrem Grab. Danach hörte man nichts mehr von ihm.
Ja, und diese Geschichte soll sich eben an der Gutmannshöhle zugetragen haben.
Auch aufgrund dieser Geschichte kommen viele lettische Brautpaare hierher, um an die Treue und die ewige Liebe zu erinnern. Mädchen waschen sich außerdem ihre Gesichter mit dem Wasser, das aus der Höhle entspringt. So wollen sie für immer jung und schön bleiben.
Anschließend wanderten wir ein wenig durch die Gegend. Lettland hat wirklich wundervolle Naturlandschaften zu bieten!
Auch besichtigten wir die Burg Turaida und das umliegende Museumsgebiet. Ich füge ein paar Bilder bei.
Am nächsten Tag besuchten wir die Kinostadt Cinevilla im Kurland. Dort wurde 2004 der Film "Wächter von Riga" gedreht, ein Kriegsfilm der von den Freiheitskämpfen der Letten erzählt.
Nach beinahe zwei Wochen Aufenthalt waren meine Mitbewohnerin und ich uns einig: Lettland und vor allem Riga ist allemal einen Besuch wert.