Reporterin: Pirkko aus Finnland (Helsinki)
Dass die Finnen bei der WM nicht dabei sind, tut der Fußballfreude vor Ort keinen Abbruch. Die Europäische Freiwillige Pirkko berichtet aus dem Land, für das Deutschland DIE Fußballnation schlechthin ist.
Fußballfieber auf Finnisch
Ein wenig „peinlich“ findet die Europäische Freiwillige Pirkko aus Deutschland, dass die Finnen bei der WM 2006 nicht dabei sind. Für die finnischen Fans ist es jedoch kein Grund, die WM zu ignorieren,denn in fast jeder Bar läuft Fußball. Wer jedoch mehr WM-Stimmung mitbekommen möchte, fährt nach Helsinki zur Live- und Open-Air-Übertragung.
Pirkko wohnt und arbeitet mitten in der finnischen Wildnis, 35 Kilometer entfernt von Lahti, auf einer biologisch-dynamischen Farm zusammen mit Behinderten. In der Siedlung gibt es ganze drei Häuser, wo jeweils eine Familie zusammen mit etwa fünf Behinderten wohnt. Am liebsten buddelt Pirkko mit ihren Mitbewohnern im Garten herum, aber noch mehr schwärmt sie für das riesige Trampolin, das vor Kurzem aufgestellt wurde.
Zwischen Wildnis und WM
Da Finnland selbst bei der WM nicht dabei ist, herrscht dort ist nicht ganz so viel Trubel, beobachtete Pirkko. Ein richtiger Fußball-Fan ist sie nicht, die Abseitsregel kann sie aber trotzdem jedem erklären. Ihr Fußballheld ist für sie ein kleiner Junge, den sie betreut, der vierjährige Tuomas. „Er ist ein leidenschaftlicher Torwart und hat neulich ein neues Trikot und neue Handschuhe geschenkt bekommen. Jetzt darf ich immer in jeder freien Minute mit ihm üben, die Bälle zu halten“, erzählt sie stolz.
"Weißwurst und Fußball"
"Für die Finnen ist Deutschland, egal ob mit oder ohne WM, das Fußballland", berichtet Pirkko. "Als ich nach Finnland kam, hat man mich relativ schnell gefragt, ob ich denn gerne Weißwurst essen würde und auch Fußball spielte. Denn das sind die zwei Dinge, die die Finnen über Deutsche wissen, oder meinen zu wissen. Für die Jugendlichen ist es also fast selbstverständlich, dass die WM in Deutschland stattfindet."
Dass sie die WM nicht zu Hause mitbekommt, findet Pirkko schon schade. Andererseits ist sie auch froh, gerade jetzt ihren Freiwilligendienst in Finnland zu machen. „Da ich aus der Nähe von Köln komme, wäre ich wirklich mitten im Spektakel gewesen“, sagt sie. Und das hätte für sie ganz sicher einen Schlafmangel zur Folge, in der Gestalt der „lärmenden Fußballfans, wegen denen ich aus dem Schlaf schrecken würde, weil sie mitten in der Nacht Fahnen schwingend vor meiner Haustür grölten“, meint Pirkko. Ganz egal ist Pirkko die WM aber keineswegs – denn wenn es die WM nicht gäbe, könnte sie schließlich auch keine WM-Reporterin sein.