Puzzleteile
Ein paar kleine Puzzleteile aus den letzten Monaten meines wunderbaren Lebens. Wie es sich für Puzzleteile gehört, haben sie keine feste Reihenfolge, sondern tauchen einfach auf…
Ein paar kleine Puzzleteile aus den letzten Monaten meines wunderbaren Lebens. Wie es sich für Puzzleteile gehört, haben sie keine feste Reihenfolge, sondern tauchen einfach auf…
Fahrradfahren. Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich es geschafft, mich wieder ein wenig mehr zu bewegen. Nicht das Bewegung und Sport so mein Ding ist, aber Spaß macht es schon irgendwie. Zum Beispiel gestern: Da haben Magda, Tatiana (eine russische Freiwillige) und ich eine 17km+2km falsche Abzweigungen-Wandertour durch Berg und Tal gemacht. Es war wunderbar, nur der Muskelkater danach war nicht so fantastisch. Aber da übers lange Wochenende auch meine Mitbewohnerin unterwegs ist, sieht mich niemand, wenn ich mich altersheimreif vom Sofa auf hieve. Nichts mehr gewohnt :) Aber jetzt zum Fahrrad: Hier in Lux gibt es wunderbare Erfindung mit dem Namen „velo’h“, was vom französischen „velo“ kommt und so viel wie Fahrrad bedeutet. Zumindest ist das vom Prinzip her ähnlich wie diese Carsharing-Geschichten. Man besorgt sich eine Mitgliedskarte (15€ fürs Jahr) und kann dann an allen in schönstem blau ausgeschilderten Fahrradstation Fahrräder ausleihen. Die erste halbe Stunde ist kostenlos und dank der starken Verbreitung dieser Dinger, ist es auch kein Problem in einer halben Stunde eine neue Station zum Radwechseln zu finden. Und dank des gerade genannten wunderschönen Blau kann es auch gut sein, dass man schnell vom Radfahrer zum Japanische-Touristen-mit-dicker-Spiegelreflexkamera-Fotoobjekt wird. Was ziemlich unangenehm ist, wenn man an einer roten Ampel wartet und die liebenswürdigen Japaner (oder sind es Chineses?) Freigehege-gleich auf anderthalb Metern rankommen und dir die Linse ins Gesicht halten. Tja, was soll man machen. Aber es gibt auf jeden Fall Schlimmeres, als sein Leben in japanischen Fotoalben zu verbringen.
Stradivari. (Für alle Nichtgeigenspieler: der größte Geigenbauer aller Zeiten…) Seit Dezember wussten Marie und ich ganz genau, wo wir am 10. Mai 20-22 Uhr sein werden: In der luxembourger Philharmonie, um Dvoráks Symphonie aus der Neuen Welt und Tschaikowskys Violinkonzert G-Dur zu lauschen. Im Übrigen gespielt von den St. Petersburger Philharmonikern. Der Vorverkauf startete am 30. März 10 Uhr und 14 Uhr waren alle Karten weg. Blöde Abonnomenten, die waren es ganz bestimmt, die uns die Karten weggeschnappt haben. Nichtsdestotrotz haben sich die mutigen Klassikliebhaber Marie und Martha auf den Weg gemacht, um mit allen Mitteln doch noch zwei Karten zu ergattern. Kurz und gut, wir waren um 7 (ach nein, es muss ja 7 Uhr heißen, weil das niemand außerhalb von Sachsen verstehen würde – interkulturelles Lernen, meine Lieben!) an der Abendkasse und haben die gewünschten Karten bekommen. Achte Reihe für viel zu viel Geld, aber mit einem wunderschönen Konzert. Und jetzt zur Stradivarigeige: Die war nämlich genau 14m (habe ich anhand der Stuhlreihen ausgerechnet) vor meinem offenen Mund. Ich würde es Glückseligkeit nennen, also das Konzert an sich, aber vielleicht ist das doch ein wenig zu hoch gegriffen. Zumindest konnte ich auf dem von allen Sorgen und Problemen gelösten Heimweg den Sinn der Musik feststellen. Sie macht nämlich frei. Also richtig! (Aber das klappt in 90% der Fälle nur mit einem Klassikkonzert, nicht dass ich Rock und Pop nicht mag, aber trotzdem)
Brille. Wer es noch nicht weiß und wen es interessiert: Ich habe jetzt eine Brille. (Jetzt = seit Anfang März)
Raus in die Welt. In letzter Zeit ist es immer mal wieder vorgekommen, dass ich nicht hier in Lux war. Na gut, bei der Größe des Landes leicht vorstellbar, aber trotzdem! Anfang April (=zwei Wochen Osterferien) ging es erst nach Trier zum Friseur, dann nach Wiesloch zu Tante, Onkel und Cousins, dann zurück nach Trier, um Lisa und Marie einzusammeln und dann auf einen wunderbaren Deutschlandtrip. Das hieß dann Dresden – Lichtenberg – Dresden – Berlin – Ulm und wieder Lux. In Berlin wohnt nämlich Maries Familie und in Ulm die von Lisa. Es war total schön und interessant die Heimaten (gibt es davon überhaupt einen Plural?!) der beiden zu sehen und die Freunde, Eltern und Geschwister kennenzulernen. Jetzt ist es auch bei weitem einfacher, die ganzen Geschichten, die es ab und zu zu erzählen gibt, nachzuvollziehen. Dann ging es zwei Wochen später nach De Panne an die belgische Küste direkt neben Frankreich. Das war dieses Mal aber von der Arbeit aus – „Colonie“ mit einer Gruppe aus der Schule. Colonie ist luxemburgisch und heißt übrigens Klassenfahrt… Trotz gelegentlicher Regenschauer war es total schön und vor allem hat die belgische Schokolade – ich sag nur Meeresfrüchte – super geschmeckt! Und jetzt zur letzten Reise in die Welt: In genau elf Tagen setze ich mich in den Flieger und besuche Lisa in Barcelona. Das wird ein Spaß. Ich hoffe nur, dass ich gut ankomme, weil alleine fliegen + kein Wort Spanisch. Mal schauen ;)
Besuch. Nadine und Anika waren da. Ja, schon ziemlich lange her, aber trotzdem sehr erwähnenswert. Meine Tante und mein Onkel waren für ein (Verwöhn-)Wochenende da (bevor sie mich mit nach Wiesloch genommen haben). Also so richtig mit Essengehen und alles. Hat man ja als "armer" Freiwilliger nicht allzu oft ;) Und Reglindis war da. Und wir haben eine neue Gemeinde entdeckt, die englischsprachige "All Nations Church", mit supernetten Leuten, die direkt auf einen zugehen. Total lieb. Und wir haben "My week with Marilyn" angeschaut. Natürlich auf englisch und echt empfehlenswert!
Lëtzebuergesch. Begeistert mich immer wieder aufs Neue. Wie gesagt, Colonie heißt Klassenfahrt. Und auch sonst gibt es viele lustige Worte. Putsch ist nämlich eine Schleife (fürs Haar oder so), Regime ist eine Zwangsdiät, hat aber eher mit irgendwelchen Unverträglichkeiten zu tun und Puff ist ein Sitzsack. Wie leicht zu sehen ist – gute Laune ist immer schnell zu finden :) Aber um jetzt doch nochmal mit meinem Lëtzebuergesch anzugeben, hier eine kleine Kostprobe. Das mit der Rechtschreibung ist übrigens ziemlich relativ, da in der Schule die Sprache nicht als geschriebenes Wort unterrichtet wird. Also: Moien. Ech sinn d’Martha an ech hunn uetchzéng Joar. Ech wunnen am Gronn an schaffen mat Kanner. Jo, dat ass et :) Aber bitte nicht meinen Kollegen erzählen, die zwingen mich dann bestimmt, mein Deutsch aufzugeben und wirklich Luxemburgisch auf Arbeit zu reden...
Na gut, das war es erstmal wieder von mir. Ja, ich weiß, nicht so wirklich ein Bericht der letzten Monate, aber zumindest ein klitzekleiner Versuch. Immerhin gibt es ja auch andere Sachen, die zu machen sind – zum Beispiel diese ganzen Unisachen (ich bin jetzt sogenannter Altabiturient, da muss ich mich irgendwie eher bewerben) + Wohnungssuche (hab ja kein Zimmer mehr zu Hause) + Bafög (jaja, das hat noch Zeit, aber ich plane gerne) + Stipendium + x (was jetzt noch so fehlt und zu lang zum extra aufzählen ist).
Ich schicke euch ganze viele Grüße und Küsse nach Deutschland oder wo auch immer ihr das gerade lest. Danke fürs Zuhören
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