Punk Laulupidu und Estland entdecken
Gerade aus Russland zurück geht die Reise für Barbara in Estland weiter. Mit einer Freundin mietet sie sich ein Auto um durch das Land zu fahren. Sie erzählt, was dabei passiert und warum sie zwischendurch doch im Regen trampen muss.
Kaum aus Russland zurück in Estland ging es für mich schon gleich weiter. Von Tartu bin ich erstmal mit Christine ins Dorf gefahren, dort kamen wir etwa um 8.30 Uhr an, haben gefrühstückt und ich habe gleich wieder meine Sachen gepackt und mich um 10.30 Uhr auf den Weg nach Rakvere über Tartu gemacht.
Dort fand nämlich die erste Punk Laulupido (Punk Sängerfest) in Estland statt. Obwohl ich nur vielleicht so drei Mal bei der Probe von Hukos aufgestelltem Chor war, durfte ich mitsingen und es war echt super dabei zu sein. Sogar der estnische Präsident kam zu diesem Ereignis.
Wenn ihr auch einen Eindruck davon haben wollt, schaut mal bei youtube.com und gebt "punk laulupidu" ein. Sonntagnachmittags war ich schließlich wieder zurück im Dorf und war froh endlich mal etwas ausruhen zu können. Damit mich nicht alle vergessen :-) , habe ich montags zur Abwechslung einen Tag gearbeitet, ehe es Dienstag wieder weiter ging.
Früh sind wir nach Tartu, wo ich zum letzten Mal :-( Maria und Marlene getroffen habe, da die beiden dann am Freitag bzw. Samstag zurück nach Deutschland sind. Wir sind also noch mal ins Café Krepp um dort die leckere heiße Schokolade zu trinken und waren abends noch beim leckeren Chinesen.
Es war dann schon ein etwas komisches Gefühl die beiden danach verabschieden zu müssen, denn wir haben schließlich unsere ganze Zeit in Estland (naja fast) zusammen verbracht und uns immer wieder getroffen und was unternommen.
Auch wenn die beiden aus Deutschland sind, ist es aufgrund der räumlichen Entfernung doch nicht so einfach sich zu treffen wie im kleinen Estland. Doch es blieb nicht viel Zeit denn nachmittags haben Christine und ich noch das Auto abgeholt um damit dann noch eine Woche durch Estland zu fahren.
Mittwoch früh sind wir gleich los, über Otepää mit Besteigung des kleinen Munamägis, über Viljandi nach Pärnu. Dort haben wir die erste Nacht verbracht und sind am nächsten Tag weiter zum Hafen um nach Muhu überzusetzen und bis nach Kuressaare auf Saarema weiter zu fahren.
Den ganzen Freitag haben wir genutzt um die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Insel anzuschauen - die Windmühlen von Angla, einen Meteoritenkrater, die Steilküste und die Festung in Kuressaare, der Inselhauptstadt.
Samstags sind wir früh wieder zurück aufs Festland und weiter nach Haapsalu. Leider war gerade an diesem Tag, das erste Mal seit langem das Wetter sehr regnerisch. Kurz vor Haapsalu, wo wir schon ausgemacht hatten uns mit Cathleen, Andrea und Patty im Café zu treffen, sind wir abgebogen um das Unguru Mõis an zu schauen, ein nicht fertig gestelltes Herrenhaus, das ein russischer Zar angefangen hat zu bauen. Ich stellte das Auto auf einem gegenüberliegenden Parkplatz ab um nur kurz ein Foto zu machen, da es immer noch regnete.
Also bin ich aus dem Auto ausgestiegen, machte ein paar Aufnahmen und wollte dann wieder zurückgehen. Doch Christine dachte, wir würden etwas länger draußen bleiben und es kam außerdem ein anderes Auto, deshalb schloss sie alle Autotüren und drückte den Türknopf der Fahrertür runter, sodass sich durch die Zentralverriegelung alle Türen geschlossen haben.
Das Problem bei der Sache war natürlich, das der Autoschlüssel in der Zündung steckte. So standen wir da, im Regen, ich nur mit Fotoapparat, kein Geld, kein Handy, gar nichts dabei. Was machen? Zum Glück hatte ich mich ja schon mit Cathleen verabredet und versuchte so nach Haapsalu zu kommen. Es waren vielleicht noch fünf Kilometer und so versuchte ich dann mein Glück mit Trampen, nachdem erst eine Zeit lang überhaupt kein Auto in die richtige Richtung kam, kamen auf einmal einige.
Es muss dazu gesagt werden, dass die Straße eigentlich nur zum Hafen von Rohuküla führt, von wo man nach Hiiumaa oder Vormsi fahren kann. Es waren schon zahlreiche Autos vorbeigefahren, ich wurde immer nasser, was natürlich meine Chance mitgenommen zu werden nicht erhöhte, und ich schon fürchtete das ganze Stück zu laufen.
Aber glücklicherweise hab ich doch noch jemanden gefunden und bin nach Haapsalu gekommen, wo ich erstmal Cathleen im Café ausfindig gemacht habe. Nach Recherchen im Internet habe ich erstmal bei der Autovermietung angerufen, die mir empfahl die Autoabi (= Autohilfe) anzurufen, da es von Tartu bis Haapsalu doch ganz schön weit ist.
Das ging dann auch ganz schnell, und nachdem ich dort unser Missgeschick geschildert hatte, machten sie gleich jemanden ausfindig um uns zu helfen. Ich fuhr also mit dem Taxi wieder zu unserem Unglücksort zurück, wo Christine schon die ganze Zeit wartete und jetzt schon entsprechend nass war. Dort waren schon die "Autoaufbrecher" zu Gange und laut Christines Aussage hatten sie in 5 Minuten die Tür auf und wir hatten so das Auto zurück.
Schließlich konnten wir also nach Haaspalu, wo wir erst einmal ins wohl schönste Café Estlands sind. Das ganze dauerte so etwa 1,5 Stunden, aber ich bin echt stolz auf mich, dass ich alles in estnisch managen konnte und es noch mal gut ausgegangen ist. Wie ihr seht... fehlte es uns also auch an Action nicht.
Abends schaute ich mir noch mit den Mädels die Fußballspiele an. Am Sonntagmorgen spazierten wir noch etwas durch die Stadt und fuhren gegen Mittag weiter nach Tallinn. Dort gingen wir in die KUMU (das estnische Kunstmuseum) und zum Schloss Katharinental, wo ich schon mal im Winter war, aber was jetzt mit Grün und bunten Blumen schon um einiges schöner ist.
Bevor wir die Rückfahrt nach Tartu antraten, haben wir noch einen Abstecher nach Jägala-joa zu dem Wasserfall dort gemacht, der schon beeindruckend aussah. Montags war schließlich der letzte volle Tag mit Auto und deshalb machten wir noch eine Tour durch den Süden. Wir sind über Rõuge, wo es ein Ööbikuorg (Nachtigallental) gibt, indem es besonders viele Nachtigallen gibt, sowie einen keinen Grand Canyon.
Rõuge ist wirklich sehr schön gelegen, und da es schon nahe an der Grenze zu Lettland ist, sind dort zahlreiche Berge (zumindest im estnischen Sinn, eigentlich eher Hügel) und die sieben umliegenden Seen tun ihr übriges dazu. Weiter ging es zum Suur Munamägi, dem höchsten Berg Estlands und zum Stolz der Esten des ganzen Baltikum. Er hat immerhin eine erstaunliche Höhe von 318 m und sein Name "Großer Eierberg" kommt von seiner Form.
Damit man trotz des dichten Waldes Gipfelaussicht genießen kann, steht auf dem Berg ein knapp 30 m hoher Aussichtsturm. Danach ging es weiter nach Vastse-Liina, wo sich Ruinen einer alten Burgbefestigungs-Anlage befinden und nach Piusa, zu den berühmten Sandhöhlen, die durch den Sandabbau zur Glasherstellung entstanden sind.
Über Värska und durch das Setumaa, dem Land der "estnischen Indianer", waren wir abends wieder zurück im Dorf. Dienstagnachmittag mussten wir das Auto wieder abgeben, aber davor haben wir natürlich noch was unternommen. Wir sind nach Kallaste am Peipsi-See gefahren und mit einem Abstecher zum Tierpark nach Tartu, wo wir mit einem Cafébesuch und georgischem Essen die Reise ausklingen ließen.
Nach ruhigen Tagen im Dorf habe ich Christine am Samstag in Tartu verabschiedet und sie ist zurück nach Deutschland geflogen.
Wir haben also jede Menge erlebt und ich bedanke mich noch mal sehr für die tolle Zeit!
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