PROMOS in Südafrika - Klimaerwärmung, Erdferkel und ein Tiermedizinstudent
Nora ist Diplombiologin und arbeitet derzeit an ihrem Doktortitel in Südafrika an der Brain Function Research Group (Wits University). Ich habe Sie während meines PROMOS Aufenthalts an der Universität von Johannesburg kennengelernt, mit ihr zusammengewohnt und sie bei ihrer Forschung unterstützt. Noras Doktorarbeit beschäftigt sich mit Erdferkeln und dem Einfluss, den das sich wandelnde Ökosystem auf sie hat. An den Erdferkeln lässt sich sehr gut erforschen, wie die Klimaerwärmung unsere Erde beeinflusst und welche Tierarten besonders gefährdet sind. Erdferkel legen nämlich als einzige Tiere in der Kalahri-Wüste unterirdische Bauten an, die von sehr vielen anderen Tierarten genutzt werden, unter anderem Warzenschweinen, Stachelschweinen und kleineren Tieren wie Vögeln, Reptilien und Amphibien. Ein Dankes-Brief.
Hey Nora,
ich wollte hier einfach nochmal Danke sagen. Wofür? Für alles. Und dir von Herzen alles, alles Gute zu wünschen: Für deine Doktorarbeit, deine Zukunft und die Erdferkel.
Danke, dass du mich in Johannesburg am Flughafen abgeholt hast, als ich auf einem anderen Kontinent angekommen bin und keinen Menschen kannte. Danke, dass ich bei euch in der WG wohnen konnte. Danke für alle Erklärungen, egal ob es um Excel-Fragen, die Biologie von Erdferkeln oder um die beste Einkaufsmöglichkeit um die Ecke in unserem Viertel Orange Grove ging.
Danke für dein offenes Ohr, was eigene private Probleme und Sorgen anging. Danke für die stundenlangen Beratungsgespräche. Frauengeschichten, Zukunftsängste, Familienprobleme. Beim Darüber-sprechen reflektiert man Ängste und Sorgen und bekommt eine andere Sichtweise auf die Dinge. Und alles erscheint gar nicht mehr so aussichtlos wie davor.
Danke, dass du mir Tipps gegeben hast. Mich weiterzuentwickeln, mich zu finanzieren. Wie ich in Zukunft weitermachen soll. Worauf es ankommt, um ein guter Tierarzt zu werden. Tipps, die mal nicht von einem anderen Tierarzt kommen, sondern von einer Biologin. Und wie man als Tierarzt am besten mit anderen Kollegen aus anderen Bereichen umgehen muss. Worauf es ankommt, wenn man forschen will. Worauf es ankommt, wenn man eine erfolgreiche Doktorarbeit angehen will. Finanzierung, Planung, Durchführung. Ohne deinen Input würde ich weiterhin im Dunkeln tappen.
Danke, dass du dich für unseren Planeten einsetzt und dabei vier Jahre lang Privates hintenanstellst. Deine Familie, deine Freunde, deinen Partner. Danke, dass dir unsere Erde nicht egal ist. In Zeiten, die von Geld, Konsum regiert werden. Das macht dich zu jemanden Besonderen. Jemanden, der nochmal mehr „besonders“ ist als alle anderen, in Zeiten, in denen jeder irgendwie immer individuell sein muss. Außerordentlich besonders – sozusagen.
Du gingst nach Südafrika. Als Frau. Allein. Jeder, der mich gefragt hat, warum ich für das Wildtier-Internship nach Johannesburg gehe, hat mir den Vogel gezeigt. „Johannesburg - ist das nicht gefährlich?“ Du hast mir gezeigt, wie gefährlich es sein kann. Mich beschützt sozusagen, obwohl ich ein Mann bin. Mich gelehrt, was es heißt als Deutscher oder Europäer in einem Land mit hoher Kriminalitätsrate, Arbeitslosigkeit und der fast höchsten HIV-Prävalenz zu leben. Ich hatte dich; du hattest keinen, als du ankamst - Du bist der stärkste Mensch, der mir je begegnet ist.
Danke, dass du zwei Jahre lang in der Wüste gelebt hast und Erdferkel mit einem Peilsender verfolgt hast, um endlich mal herauszufinden, wie diese Tiere leben und wie wichtig sie für das Ökosystem sind. Auf dem Teil der Erde, in dem der vom Menschen verursachte Klimawandel am härtesten zuschlägt. Danke, dass du versuchst Licht ins Dunkel zu bringen. Dass du mühsam Kamerafallen vor ihren Bauten aufstellst, um herauszufinden wie und wann die Erdferkel ihren Bau verlassen. Um rauszufinden, ob sie mit der Veränderung des Klimas klarkommen. Ob überhaupt eine Möglichkeit zum Überleben dieser Art besteht. Und für anderen Arten, die in der Kalahari leben, weil sie so abhängig vom Erdferkel und den von ihm angelegten Bauten sind.
Ich hoffe du gehst deinen Weg weiter. Dass du schaffst, was du dir vornimmst. Dass du die Menschen für die Umwelt sensibilisieren kannst. Forscher, die Menschen, die in Südafrika leben, aber auch uns Deutsche. Wir brauchen mehr Persönlichkeiten wie dich – Lehrer, die uns sagen: „So geht es nicht weiter“. Und das Ganze auch wissenschaftlich an einem Beispiel begründen. Damit wir begreifen, dass wir von unserem Planeten mehr nehmen, als er uns geben kann. Und dass sich etwas ändern muss.
Nora, du bist für mich die große Schwester geworden, die ich nie hatte.
Alles Liebe,
Malek