Prolog
Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch folgen mag.
Guten Tag,
im Rahmen eines Europäischen Freiwilligendienstes werde ich für ein Jahr in der tschechischen Stadt Náchod wohnen und arbeiten. Wobei, arbeiten darf ich ja nicht sagen, das Projekt nennt sich extra “Freiwilligendienst”. Jedenfalls werde ich für zwölf Monate in der doch so nahen Ferne leben und in einem regionalen Projekt arbeiten, äh, mich freiwillig betätigen. Die Stadt Náchod ist im Nordosten des Landes gelegen. Eine friedliche Gemeinde am Rand vom Land.
An einer sportorientierten Schule werde ich den Lehrern im Unterricht helfen und eigene Lerneinheiten gestalten. Vertreten bin ich in den Schulfächern Deutsch, Englisch und Sport.
Diese Seite ist mein Blog.
Blog, das ist ein neudeutscher Anglizismus, ein Unding für jeden Sprachpuristen, auf das ich in der Folge größtmöglich verzichten möchte. Es heißt nicht viel mehr als Tagebuch oder Journal, womit man bereits ein aus dem Französischen entlehntes Wort hätte, soll aber in keinem Falle eine kumpelhafte Nacherzählung werden. Stattdessen können Sie Erfahrungsberichte, Reportagen und essayistische Ausschweifungen erwarten. Wer auf der Suche nach schriftlich aufgebahrten Gefühlen und pseudo-tiefsinnigen Sprüchen ist, den muss ich leider enttäuschen. Haben Sie jedoch bis hierhin durchgehalten, so kann Ihnen das Folgende auch nichts mehr anhaben.
Anfangs hatte ich in klassisch-deutscher Manier einen strikten Zeitplan angedacht, den ich nach den ersten paar Begegnungen jedoch schon revidieren kann. Seien Sie gespannt auf unerwartete Zeilen aus Böhmen. Es bleibt selbstverständlich bei der deutschen Sprache. Daran wird auch der Umstand nichts ändern, dass ich bereits am zweiten Tag in Tschechien auf Englisch dachte und zählte. Keine zehn Pferde werden mich dazu bringen, statt deutscher Eloquenz auf meine eigene englische Beschränktheit auszuweichen. Die kafkasche Liebe zur deutschen Sprache, während ich in einem Land lebe, dessen Sprache nur aus Zischlauten zu bestehen scheint.
Der Worte sind genug gewechselt,
Laßt mich auch endlich Taten sehn!
Indes ihr Komplimente drechselt,
Kann etwas Nützliches geschehn.
So appellierte einst der Theaterdirektor in Goethes Faust. Doch bevor ich noch lange um den heißen Brei – das Lieblingsgericht meiner estnischen Mitbewohnerin – herumrede, lasse ich lieber die Buchstaben sprechen, schließe den Prolog ab und öffne Ihnen die Pforte zu einer Welt der Worte.
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