Oscar für polnischen Film „Ida“
Ein „leiser Film, der laute Reaktionen verursacht“
Der Roadmovie des Regisseurs Pawel Pawlikowski „Ida“ wurde 2014 für den besten ausländischen Film und für die beste Kamera nominiert. Mit dem Schwarz-Weiß Streifen hat Polen zum dritten Mal innerhalb von acht Jahren einen Kandidaten im Rennen um den Oscar gehabt. Die Kulturministerin Malgorzata Olimanowska hat „Ida“ sogar als den „größten Erfolg des polnischen Kinos“ hochgepriesen:
„Wir sind alle verrückt vor Freude“,
sagte sie, nachdem sie vom Oscar für „Ida“ erfahren hatte.
Ich habe „Ida“ zusammen mit meiner Mutter angeschaut. Sie konnte sich mit der kargen Ästhetik des Films gut anfreunden. Als ein Kind der 60er Jahre, welches im kommunistischen Polen aufgewachsen ist, empfand sie die mit begrenzten Mitteln aufgenommenen Bilder als authentisch:
„Der allgegenwärtige graue Farbton, die vereinzelten Autos auf den Straßen und eine Scheibe Brot, die mit Zucker bestreut gegessen wird. All das erinnert mich an die damaligen Zeiten.“.
„Idas“ statische Bilder gleichen tatsächlich den alten Fotos, die bei uns zu Hause in Schachteln mit Originalaufklebern und Beschriftungen aufbewahrt werden.
Es ist kein Zufall, denn „Idas“ Handlung spielt in Polen der 60er Jahre: die im Waisenhaus aufgewachsene Novizin Anna erhält kurz vor ihrem endgültigen Gelübde eine Aufgabe. Sie soll sich mit ihrer letzten lebenden Verwandte treffen. Von jener erfährt sie, dass sie Jüdin ist.
Einer kleinen Umfrage zufolge fand ich heraus, dass der Film insbesondere Frauen anspricht. Doch unabhängig davon ob Frau oder Mann, in Polen haben sich längst nicht alle so begeistert gezeigt, wie die oben zitierte Kulturministerin.
Im Laufe des Films stellt sich nämlich heraus, dass die jüdischen Eltern der Hauptprotagonistin während der deutschen Besatzung von einem polnischen Nachbarn getötet wurden.
Gegen diese Wendung des Films haben sich zahlreiche kritische Stimmen erhoben: der Film sei „antipolnisch“, da er vor allem in den westlichen Ländern einen falschen Eindruck über Polen, die Juden und den Zweiten Weltkrieg vermitteln könnte. Kritisiert wurde, dass Polen in „Ida“ als Antisemiten dargestellt werden und so der Verdacht nahe liegt, dass sie eine Mitschuld am Holocaust tragen. Man startete sogar eine Online-Petition, die von mehr als 20.000 Polen unterzeichnet wurde, in welcher eine Richtigstellung gefordert wurde.
Es bleibt auf jeden Fall weiterhin spannend, da der Film immer noch für jede Menge Gesprächsstoff sorgt.