One Step closer to Europe
Der 28. April ist ein lang ersehnter Tag für die Moldauer gewesen. Nun ist es für sie möglich sich mit einem biometrischen Pass 90 Tage ohne Visum in den EU-Ländern aufzuhalten.
Am Vomittag des 28. Aprils gehe ich durch die Stadt und komme am Nationalplatz vorbei. Es wird gerade eine Konzertbühne aufgebaut und als mein Blick auf die großen Plakatwände im Hintergrund fällt, weiß ich sofort warum. „Ab dem 28. April ohne Visum nach Europa“ heißt es auf der einen Plakatwand. „Ein europäische Sieger für die Moldau“ und eine Ankündigung des Konzerts speziell zu diesem Anlass auf der anderen Plakatwand.
Das Konzert begann am folgenden Tag, den 29. April um 19.00 Uhr. Ich hatte noch ein paar Dinge zu erledigen und so traf ich mich erst um 20.00 Uhr mit Iris und Anne vor dem Triumphbogen auf dem Platz. Als ich kam, war der Platz schon voller Menschen und Nicu Tarna hatte mit seiner Band Gandul Matei schon begonnen zu singen. Vor der Bühne hatte sich einen Menschentraube gebildet, am anderen Ende des Platzes bildeten die Menschen eine Traube um durchaus talentierte Breakdancer und vor den Kiosks standen die Menschen Schlange und kauften sich Bier (auch wenn ich sagen muss, dass an dem Tag wenig Leute Bier in der Hand hatten. In Deutschland hätte ich denke ich mehr Menschen mit einer Flasche in der Hand gesehen).
Egal wo man sich nun gerade aufhielt, die Stimmung war großartig. Von den Menschen ging eine Freude aus, die ich mir in Deutschland kaum vorstellen könnte, weil dort Visumsfreies Reisen selbstverständlich ist. Auch wenn der Schritt noch so klein ist, wirken die Menschen erleichtert und glücklich über jedes Ereignis, das sie der EU ein wenig näher bringt. Zwischen den einzelnen Songs wurde immer wieder betont, was für ein wichtiger Tag der 28. April für die Republik Moldau war und welch großer Schritt die Visumsfreiheit auf dem Weg in die EU ist.
Neben Gandul Matei sangen noch einige andere Interpreten, unter anderem die ukrainische Gruppe Okean Elzy und bis gegen 21 Uhr die Gruppe Zdob si Zdub auf die Bühne trat, war der Platz proppenvoll und alle sangen laut grölend mit und hüpfte im Takt auf und ab. Nach nur einem halben Lied tat sich direkt vor mir ein Kreis auf und ein paar Jugendliche fingen an Hand in Hand einen moldauischen Kreistanz zu der Musik zu tanzen. Bis zum Ende des Liedes waren es schon um die 20 Jungs und Mädchen, die immer schneller und schneller im Kreis liefen und die Tänzer wechselten im Sekundentakt. Wenn einer aus dem Kreis austrat, wurde im selben Moment in der Menge Ersatz gesucht und am Besten noch drei weitere Personen wurden in den Kreis eingeladen. Sobald das eine Lied vorbei war, löste sich der Kreis auf, nur um zu Beginn des nächsten Liedes doch wieder von ein paar unermüdlichen Tänzern neu eröffnet zu werden. Nach nur ein paar Liedern wurde auch ich in den Kreis aufgenommen und auch wenn es eigentlich nur ein einfacher Tanz war, habe ich mich in diesem Moment so unbeschreiblich glücklich, geborgen und herzlich willkommen gefühlt. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich all diese Menschen dieses Jahr kennenlernen durfte und ich sie auf ihrem Weg in die EU begleiten darf.
Schon im November wurde die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens gefeiert und nun ist ein weiterer Schritt getan. Ob dieser Schritt nun irgendwann zum Beitritt in die EU führen wird und ob der Beitritt für das Land überhaupt so gut wäre ist eine andere Frage, aber die Moldauer auf diesem Weg begleiten zu dürfen und ihre Freude teilen zu dürfen ist einfach wunderbar.