On Arrival Training before arriving
Über non formal education, neu Gelerntes und einen tollen Ausflug
Ein Europäischer Freiwilligendienst, der über 2 Monate geht, gilt als langzeit EFD. Sobald dies der Fall ist, muss ein On Arrival Training ( OAT ) absolviert werden. Geht der EFD über 6 Monate, kommt noch ein Mid Term Meeting dazu. Der optimale Zeitpunkt für ein OAT ist wohl etwa 4 Wochen nach der Ankunft. Ich hatte mein OAT jedoch bevor ich überhaupt jemals in Dilidschan war.
Mein OAT fand in Bakuriani ( Georgien ) statt, dort herrschte noch tiefster Winter. Wir haben nach der Ankunft auch schon direkt mit dem Seminar begonnen. Die Trainerinnen Nurana, aus Azerbaidschan und Anna, aus Armenien brachten Leben in die kleine Gruppe, die viele verschiedene Nationalitäten zusammenbrachte. Hier lernte ich Leute aus Frankreich, Italien, Lettland, Estland, Belgien, den Niederlanden und aus der Tschechischen Republik kennen. OATs arbeiten immer mit non-formalem Lernen, was eine wirklich erfrischende Art ist, Themen an Leute zu bringen. Es bedeuted, dass keine Abschlussnoten oder sonstige Zertifikate angestrebt werden, sondern sich wirklich auf die Vermittlung konzentriert wird und auch auf die individuellen Interessen und Bedürfnisse einer jeden Gruppe. Das OAT war von Diskussionen, Gruppenarbeit und Spielen geprägt. Längere Vorträge gab es nur einen und zwar den, über die Kaukasus Kulturen. Es wurde versucht ein möglichst umfassendes Bild, mit vielen Beispielen aus dem Leben der Trainerinnen und den Hintergründen darzustellen. Ich empfand dies als sehr aufschlussreich und interessant.
Zum Beispiel wurde uns erläutert, dass die Armenier durch ihre lange, leidvolle Geschichte, immer noch unter großer Existenzangst leiden würden. Hieraus folge ein sehr starker Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde, aber auch das Klammern an Traditionen.
Die Georgier hingegen, lassen die Zukunft auf sich zu kommen, denn es könne immer was gutes oder schlechtes passieren, aber so lange dies noch nicht der Fall sei, denken sie auch nicht daran.
Beide Kulturen sind für ihre Gastfreundschaft bekannt. Für Gäste würde gut und gerne der Vorrat für eine ganze Woche auf den Tisch gebracht, was man durchaus nicht immer annehmen müsse, hier sei ein Mittelmaß angebracht. Und dies sollte auch ich später noch erleben ;)
Des Weiteren gab es sehr interresante Spiele zur Gruppendynamik. Im Kleinen erkannten wir, was passieren kann, wenn unterschiedliche Kulturen und Gebräuche aufeinander treffen. Muss die Minderheit sich anpassen, oder kann sie integriert werden? Werden die Minderheiten sich zusammen tun und eine Mehrheit bilden, oder wird trotzdem den Regeln der alten Mehrheit gefolgt?
Oder wie sich im Gruppenspiel ein Anführer hervor tun wird, denn irgendwie muss die Gruppe sich koordinieren, um die Aufgabe zu lösen. Kommt hier wirklich jeder zur Sprache?
Ohne vorher zu wissen, was die eigentliche Ziele der Spiele waren, zeigte jeder immer sein wahres Gesicht, denn die Spiele will man natürlich erstmal gewinnen. Bei längerer Betrachtung versteht sich aber, dass diese Spiele oft nur als Gruppe zu meistern sind.
Hier fand ich die Diskussionsrunden danach immer am schönsten, denn es kamen die Hintergründe hervor, warum hat wer wie gehandelt?
Wir bekamen auch einen Einblick in die Volunteer Welt, was für Rahmenbedingungen das Ganze hat. Mir wurde erst hier klar, dass ich auch gewisse Rechte, unabhängig von meiner sendenden und lokalen Organisation habe. Ich lernte, an wen ich mich wann wenden kann und wie überhaupt das ganze System funktioniert.
Es wurden auch noch Themen, wie Konfliktlösung, Feedback geben und erhalten, die normale emotionale Kurve während eines EFDs und die unterschiedlichen Vorstellungen von Moral besprochen. Abschließend nahm ich an dem angebotenen Workshop zur Motivation teil.
Hier sprachen wir über Dinge, die einen motivieren, aber auch über die, die einem die Motivation rauben. Was macht man in so einer Situation ? Dies war sowieso eine Angst, die ich von Anfang an hatte, was wenn ich auf einmal gar keine Lust mehr auf das Ganze habe. Sich in so einem Moment an alles zu erinnern, was einen motiviert hat, ist gar nicht so einfach. Hier bekamen wir eine Art Anleitung, wie man das vorbeugen kann und wenn es doch so weit kommt, wie man sich wieder an seine Ziele erinnert. Ein paar Tipps waren z.B. :
1. Ein Erfolgs-Tagebuch zu führen
2. Immer möglichst in harmonischer Umgebung zu arbeiten
3. Sich klar zu machen, dass es okay ist Angst zu haben
4. Auch wenn das Ergebnis anders ist, als gedacht, ist der Weg vielleicht das eigentlich Ziel gewesen
Zum Abschluss sollten wir einen Brief an uns selbst schreiben, in dem sollten wir nur Dinge erwähnen, die uns stolz machen.
Zwischen all diesen Teilen des OATs, kam es immer mal wieder vor, dass die Gruppe etwas schläfrig oder unkonztriert wurde. In solchen Fällen machten wir dann Energizer. Energizer sind meistens kurze und einfache Spiele, die den Kreislauf wieder in Schwung bringen sollen, also mit viel Bewegung verbunden sind. Auch dies war neu für mich, aber ich habe gleich die Effektivität dahinter gespürt. Zudem machen sie auch sehr viel Spaß.
Abschließend möchte ich noch von dem Ausflug nach Bordschomi berichten. Dieser fand am dritten Tag des OATs statt und war auf jeden Fall mein Highlight. Die eigentlich nur 40 minütige Strecke, fuhren wir in 2 1/2 Stunden mit einem Mini Zug, den man auch Kukuschka nennt. Dieser besteht aus zwei Waggons, zwischen denen man über einen Draußenbereich wechseln kann. Dieser Draußenbereich war wunderbar, um die schöne Natur, durch die wir fuhren, zu beobachten, zu fotografieren und sogar manchmal anzufassen :P Die Strecke führte hauptsächlich durch Wald, kleine Dörfer und an beeindruckendem Gebirgen entlang. Die einheimischen Mitfahrer sprangen dann teilweise vom fahrenden Zug, mitten im Wald, ab und liefen zu ihren versteckten Häusern. Auch wurden wir einmal von einer Kuh Herde gestoppt, wobei besonders eine Kuh nicht von den Gleisen verschwinden wollte.
In Bordschomi verbrachte ich die freie Zeit fast nur in dem Central Park, in dem man an der berühmten gleichnamigen Bordschomi Quelle entlang spazieren konnte. Das Bordschomi Wasser gibt es in ganz Georgien, in jedem noch so kleinem Shop zu kaufen. Durch seinen Mineralstoffgehalt, soll es gegen Magen- Darm Erkrankungen und sogar gegen Karies helfen.
Ich hatte eigentlich das Ziel, an dem Fluss entlang zu laufen und eine gute Aussicht über die Stadt zu ereichen, aber für die Aussicht hat die Zeit leider nicht mehr gereicht.
Es war zwar manchmal komisch, noch nicht wirklich etwas über mein Projekt, oder über bisherige Erfahrungen sagen zu können, aber insgesamt war es auch für mich eine sehr tolle, informative und angenehme Zeit, ich habe sehr viel gelernt und ich bin ein wenig traurig, dass ich kein Mid Term Meeting haben werde, da mein EFD nur 5,5 Monate lang ist.
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